Serie „Köln-Favoriten“Zehn Tipps für Ausflüge ins unterirdische Köln
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In diesem Teil unserer Serie „Köln-Favoriten“ steigen wir ins Kölner Untergeschoss hinab.
10 Tipps für alles andere als oberflächliche Besuche – vom Fernwärmetunnel bis zum Atombunker.
1. Der KronleuchtersaalKölns ungewöhnlichster Konzertsaal befindet sich an der Clever Straße unter dem Theodor-Heuss-Park. Der Kronleuchtersaal wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Teil des städtischen Abwassersystems erbaut, er dient der Entlastung der Kanalisation bei Starkregen. Hier finden regelmäßig Klassik- und Jazz-Konzerte statt. Da es mitunter etwas streng riecht, erhalten die Besucher ein Pfefferminzsträußchen für die Nase.
Kronleuchtersaal. Cleverstraße/Ecke Theodor-Heuss-Ring.Führungen von März bis September am letzten Samstag im Monat, Start zwischen 14 und 16 Uhr jede halbe Stunde. Anmeldungen unter fuehrungen@steb-koeln.de
461 Meter ist der Fernwärmetunnel der Rheinenergie lang. Am Deutzer Rheinufer geht es hinab, am Musical-Dome wieder hinauf. Sechs Meter oder 100 Gitterroststufen unter der Erde liegt ein Rohr, durch das heißes Wasser aus den Heizkraftwerken in Niehl und der Südstadt auf die rechte Rheinseite fließt. Zurück fließt es durch ein zweites Rohr: Kölns größte Zentralheizung. Dazwischen liegt ein begehbares Gitter, das leicht wippt beim Durchlaufen des Tunnels.
Fernwärmetunnel, Zugang am Kennedy-Ufer an der Hohenzollernbrücke, Termine nach Vereinbarung (02 21) 1 78 46 60 www.rheinenergie.de
3. Die Domschatzkammer
Als die Domschatzkammer im Jahr 2000 eröffnet wurde, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Viele empfanden den Kubus an der Nordseite des Doms als Fremdkörper. Aber die Stufen hinab ins mittelalterliche Gewölbe eröffnen einen Blick auf Reliquien, liturgische Geräte, Gewänder und Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis ins 20. Jahrhundert. Zu den bedeutendsten Stücken des Domschatzes zählen der Petrusstab und die Petrusketten.
Das Praetorium war einst das Machtzentrum des römischen Kölns. Hier war der Amtssitz des Statthalters der römischen Provinz Niedergermanien. Heute ist es eine Großbaustelle: Weder die Mauern des römischen Palastes aus dem 4. Jahrhundert unter dem Rathaus,noch der Abwasserkanal sind zugänglich. Denn oberhalb wird das Jüdische Museum („MiQua“) errichtet, und das dauert. Vor 2025 wird das Museum nicht öffnen können.
Praetorium, Obenmarspforten 1. Im Netz gibt es eine Darstellung der Archäologischen Zone.
Der Altstadt Keller, ehemals „Gir Keller“, in der Lintgasse 14 ist einer der ältesten historischen Gewölbekeller Kölns. Er wurde im 12. Jahrhundert erbaut, dient heute als Lokal und Saal für Veranstaltungen. Mit seinem schmucken Mauerwerk aus großen Basaltquadern und den massiven Pfeilern bietet der Keller im Herzen der Kölner Altstadt eine urige Atmosphäre und ein einzigartiges Ambiente. Bis zu 250 Gäste finden hier Platz. Darüber befindet sich ein Hotel.
Altstadt Keller, Lintgasse 14.
6. Der Kölner Weinkeller
Der Fasskeller, den sich Cornelius Stüssgen 1937 unter seiner Unternehmenszentrale in Braunsfeld bauen ließ, beeindruckt noch heute. Teile der emaillierten Behältnisse und Fässer stammen aus dieser Anfangszeit, als hier die ersten Weine für Stüssgens Selbstbedienungsläden eingelagert wurden. Heute sind es 3500 verschiedene Weine auf 2500 Quadratmetern. Seit 1984 gehört der Weinkeller zur Rewe-Group, jedoch mit eigenständigem Sortiment. Besonders das französische Sortiment gilt als herausragend. Regelmäßig finden Seminare zur Wein- oder Sektkunde statt.
Kölner Weinkeller, Stolberger Straße 92, (0221) 139 7280, Mo bis Fr 12 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr.
Draußen strömt der Verkehr Richtung Heumarkt. Nur ein Schriftzug über der Tür deutet darauf hin, dass es zu dem ältesten römischen Quaderbauwerk nördlich der Alpen hinab geht. Das Ubiermonument markierte 5 nach Christus die südöstliche Begrenzung des römischen Kölns. Der steinerne Turm war 12 Meter hoch und sicherte den Zugang zum römischen Hafen. Zur Gründung waren Eichenpfähle in die Erde gerammt worden. Entdeckt wurde das Monument beim Bau eines Wohnhauses in den 60ern. Ans Bauwerk schließen Reste der römischen Stadtmauer an, die 100 Jahre später gebaut wurde.
Ubiermonument,An der Malzmühle 1, am ersten Donnerstag des Monats von 14 bis 17 Uhr, Einzel- und Gruppenführungen nach Vereinbarung: service.museumsdienst@stadt-koeln.de
8. Der Barbara-Stollen
Unter dem Hauptgebäude der Universität befindet sich ein 1932 nachgebauter Bergwerksstollen – der Barbarastollen. Er ist 40 Meter lang. Als Teil des Museums für Handel und Industrie diente er Studierenden als Anschauungsobjekt. Während des Zweiten Weltkriegs geriet der Stollen in Vergessenheit, 1984 wurde er wiederentdeckt und restauriert. Das Institut für Arbeitsmedizin betreut ihn, geöffnet für die Öffentlichkeit wird er zu besonderen Anlässen, zuletzt etwa bei der Museumsnacht.
Barbara-Stollen, Albertus-Magnus-Platz.
9. Der Atomschutzbunker in Kalk
Aus der Zeit des Kalten Krieges stammt der Atomschutzbunker in Kalk. In der U-Bahn-Station Kalk-Post führt eine Tür zu der Anlage. Im Fall eines nuklearen Angriffs hätten hier knapp 2400 Menschen für zwei Wochen untergebracht werden sollen. Es gibt noch einen Erste-Hilfe-Raum, eine Krankenstation (auch für Operationen geeignet) sowie rund 350 vierstöckige Sitz-Liege-Kombinationen sowie Lebensmittelrationen. 4000 Quadratmeter ist die Bunkerfläche groß. Robert Schwienbacher führt regelmäßig durch die Anlage und weiß, woran es im Ernstfall gefehlt hätte.
Zivilschutzbunker Kalk, U-Bahn Kalk-Post. Die Führungen sind bereits bis Juli ausgebucht.
Vielleicht werden sich in 20 Jahren täglich zigtausende Besucher durch die U-Bahn-Haltestelle am Heumarkt schieben, von der Nord-Süd-Stadtbahn in die Ost-West-Bahnen der KVB wechseln. Bis es so weit ist, wird der 2013 eröffnete Haltepunkt wie eine verlassene Kathedrale unter der Erde wirken. Zweifellos ist die Architektur beeindruckend. Köln leistet sich hier einen wahrlich großstädtischen Auftritt. Jetzt fehlen nur noch die U-Bahnen – derzeit hält nur die Linie 5.