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Serie „Sportstadt Köln“Mit diesen Herausforderungen kämpft Kölns drittgrößter Sportverein

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Iris Januszewski ist seit 17 Jahren Vorsitzende des TV Rodenkirchen.

Iris Januszewski ist seit 17 Jahren Vorsitzende des TV Rodenkirchen.

Rund 300.0000 Menschen treiben in einem der mehr als 600 Kölner Vereine Sport — Für unsere Sportserie besuchen wir einen der größten: den TV Rodenkirchen

Ihre ersten Schritte? Iris Januszewski (58) ist sich sehr sicher, dass sie in einer Trainingshalle des TV Rodenkirchen das Laufen gelernt hat. Ihre ersten Bilder? Hat sie gemeinsam mit ihrer Schwester auf einer Weichbodenmatte gemalt, während die Mutter das Turntraining leitete. „Entweder haben wir mitgemacht oder uns auf der Matte beschäftigt“, erzählt sie lächelnd und meint: „Wir kannten keine Spielplätze. Nur Sportplätze“. Beinah ihr ganzes Leben ist sie schon Mitglied im Verein. Sie ist Trainerin. Und seit 17 Jahren Vorsitzende.

Als ihre erste Tochter geboren wurde, gönnte sich die gelernte Grafikdesignerin eine kurze Auszeit. Eine Pause vom Sport. Nach sechs Wochen brachte sie dann ihr Baby zum Training mit und stellte es im Maxi Cosi in die Sporthalle. Zum Stillen zog sie sich in den Geräteraum zurück. Auch hier hat die frühkindliche Prägung Spuren hinterlassen. Ihre beiden Töchter sind längst selbst Trainerinnen beim TV Rodenkirchen. Für Iris Januszewski ist der Club ein Stück Heimat.

In der Stadt gibt es rund 640 Sportvereine mit insgesamt etwa 300 000 Aktiven. Lässt man den 1. FC Köln mit seinen 127 000 Mitgliedern mal beiseite, ist der TV Rodenkirchen der drittgrößte Verein in der Stadt. Knapp 4000 Menschen treiben hier Sport, nur der ASV Köln und der MTV haben mehr Mitglieder. „Der Sanierungsstau bei städtischen Sportanlagen bleibt ein großes Problem. Aber wir spüren mit der Sportentwicklungsplanung einen starken politischen Willen zur Umsetzung und Veränderung“, sagt Christine Kupferer, Geschäftsführerin des Stadtsportbundes.

TV Rodenkirchen: Verein besteht seit 125 Jahren

Gerade erst hat der TV Rodenkirchen Jubiläum gefeiert – seit 125 Jahren besteht der Verein. Das Vereinsheim am Sürther Feld steht seit zehn Jahren, „vorher hatten wir kein Zuhause“, sagt Iris Januszewiski. Auf zwei Etagen und insgesamt 1600 Quadratmetern ist Platz für ein Gesundheitsstudio, eine kleine Judohalle, Turnhalle und einen großen Vereinsraum. Eine Million Euro musste der Club damals selbst beisteuern, 600 000 Euro steuerte die Stadt bei. Davon können viele Clubs nur träumen, ebenso von den 26 fest angestellten Mitarbeitenden. American Football, Triathlon und auch Cheerleading werden hier angeboten. „Meine Mutter hat den Verein damals früh in die Moderne geführt“, sagt Januszewski anerkennend. Doch auch in Rodenkirchen übersteigt das Sportangebot die Kapazität des Kunstrasenplatzes, der auch von anderen Clubs mitgenutzt wird.

„In der Sportstadt Köln hakt es an allen Ecken und Enden“, meinte kürzlich Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Köln bei einer Veranstaltung mit Kölner Olympioniken. Und Hanns-Jörg Westendorf, Präsident des SC Fortuna Köln, ätzt: „Köln ist von einer Sportstadt so weit entfernt wie die Erde vom Mond.“ Damit meint er vor allem die Platznot und den Zustand vieler Hallen. Christine Kupferer vom Stadtsportbund hat eine klare Vorstellung, was in Köln besser werden muss: „Wir müssen, wenn unser gemeinsames Ziel ist, irgendwann Sportstadt zu werden, an einem Strang ziehen. Politik, Verwaltung und der organisierte Sport. Dazu gehören auch ein größerer Sportetat, mehr Schwimmflächen, Wertschätzung und Unterstützungsangebote für Vereine“, fordert sie.

Als Ende 2010 die Schließung des Hallenbads in Rodenkirchen drohte, mobilisierten Iris Januszewski und damals vor allem ihre Mutter Marlene Verein und Veedel zu Protesten. Das Bad gibt es immer noch und kann zumindest von Vereinen genutzt werden. Das jüngste Vereinsmitglied des TV Rodenkirchen ist sechs Monate alt und geht beim Babyschwimmen baden, bei der Aquagymnastik hält sich das älteste Mitglied fit – die Dame ist 102 Jahre alt. „Sport ist ein Riesenthema. Vor allem nach der Corona-Pandemie geht es um Bewegung“, stellt die Clubvorsitzende fest. Neuerdings ist sie auch im städtischen Sportausschuss als sachkundige Einwohnerin vertreten.

Mitternachtssport und eigenes Gesundheitsstudio

Im Erdgeschoss des Clubheims befindet sich auch die Geschäftsstelle, auch Iris Januszewski hat hier ein kleines Büro. Sie hat eine Ausbildung in Vereinsmanagement gemacht und den Fachwirt im Erziehungswesen. Der Verein hat 18 Jahre lang den Offenen Ganztag der Grüngürtelschule betreut. Inzwischen ist der Club sogar Ausbildungsbetrieb. Junge Menschen können hier Büromanagement lernen oder sich als Kauffrau oder Kaufmann in Sport und Fitness ausbilden lassen.

Ein besonderes Anliegen ist Januszewski der Mitternachtssport für Jugendliche. „Wir haben für die Finanzierung gekämpft und Unterstützer gesucht und gefunden. Wir, der TV Rodenkirchen haben in unserem Veedel eine soziale Aufgabe zu erledigen - Sport verbindet, integriert, hält gesund, fördert die Geselligkeit, generationsübergreifend. So sehe ich unseren Verein“, sagt sie.

In vielen Clubs fehlen Menschen wie Iris Januszewski. „Durch die Corona-Pandemie sind den Vereinen viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer weggebrochen. Die Arbeit verteilt sich nun auf noch weniger Schultern“, weiß Christine Kupferer. Der Stadtsportbund versuche so gut es geht zu helfen.


Hervorragende Teams, mäßige Sportranlagen

40 Bundesligamannschaften gibt es in den Kölner Vereinen. Hierzu zählen natürlich die Fußballerinnen und Fußballer des 1. FC Köln. Aber eben auch Teams wie die Rheinos des HC Köln-West, mehrfacher Deutscher Meister und Europapokalsieger im Inline-Skaterhockey. Der Nippeser Boule Club ist in der Bundesliga vertreten, das Lacrosse-Team von Schwarz-Weiß Köln ebenfalls. Und natürlich die Kölner Haie im Eishockey.

154 Sportanlagen fallen in die Zuständigkeit des Sportamts der Stadtverwaltung. Hierzu gehören nicht die Schulsporthallen — hierfür ist die Gebäudewirtschaft zuständig. Erst jetzt wird ein digitales Sportstätten-Management eingeführt, das auf einen Blick die Hallenbelegungen und auch den baulichen Zustand sowie Termine von Wartungsarbeiten anzeigen soll.

Früher ging es vor allem um die Pflege von Sportanlagen, jetzt geht es auch um Stadtentwicklung und Schulentwicklung. Die Arbeit hat sich sehr intensiviert.
Sportamtsleiter Gregor Timmer

53 Kunstrasenplätze gibt es auf den städtischen Sportanlagen, 56 Ascheplätze sowie 54 Rasenplätze. Hinzu kommen 307 Tennisplätze, 30 Laufbahnen, 11 Kunstrasen-Hockeyfelder und 13 Beachvolleyballfelder. „Früher ging es vor allem um die Pflege von Sportanlagen, jetzt geht es auch um Stadtentwicklung und Schulentwicklung. Die Arbeit hat sich sehr intensiviert“, stellt Sportamtsleiter Gregor Timmer fest. Im Sportamt sind 80 Mitarbeitende für die Pflege von Anlagen verantwortlich.

Mit dem Projekt „Moderne Sportstätte 2022“ hat das Land gerade erst 14,5 Millionen Euro für Sportvereine in Köln zur Verfügung gestellt. Das Geld konnte für die Sanierung vereinseigener Anlagen genutzt werden. In Müngersdorf soll nun für 60 Millionen Euro ein multifunktionales Radstadion gebaut werden, Zuschüsse kommen von Land und Bund, den Großteil zahlt die Stadt.