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Kölner GroßmarktHändler frustriert – „Die lassen den verrecken“

Lesezeit 3 Minuten

Abriss-Arbeiten auf dem Großmarkt-Gelände

Am jetzigen Standort wird schon abgerissen, am neuen tut sich noch gar nichts: Der Frust unter den Händlern am Großmarkt ist groß. Dazu kommt, dass es unter Investoren kaum Interesse gibt, Geld für einen neuen Großmarkt anzupacken.

Die Abrisslandschaft am Großmarkt in Raderberg, sie ist mittlerweile zum Spiegelbild seines Seelenzustands geworden. Michael Rieke, Sprecher der Händler am Großmarkt, schaut verbittert auf die Trümmer und Freiflächen rund um die Markthalle in Raderberg: „Die lassen den Großmarkt verrecken“, entfährt es ihm.

Dabei sind es noch nicht einmal die Abrissarbeiten am jetzigen Standort, an dessen Stelle die Parkstadt Süd entstehen soll, die ihn so düster in die Zukunft schauen lassen. Vielmehr deprimiert ihn die fehlende Perspektive für den angedachten Umzug nach Marsdorf. Gerade hat die Stadtverwaltung eine sogenannte Markterkundung für den angedachten Neubau des Großmarktes an der Toyota-Allee abgeschlossen. Gibt es dafür interessierte Investoren? „Wenige“, fasst eine Stadtsprecherin das Ergebnis zusammen. Und Rieke befürchtet, das ist genau die Antwort, die die Verwaltung auf die Markterkundung haben wollte.

Ist der Großmarkt ein Zuschuss-Geschäft?

Es ist allerdings nicht so, dass Rieke ein anderes Ergebnis erwartet hätte: „Wer soll sich denn da finden“, fragt er. Die Stadt werde ja seit Jahren nicht müde, immer wieder zu betonen, der Großmarkt sei für sie ein Zuschussgeschäft. Und dann noch bei der Vorgeschichte: Für 2019 war einst der Umzug vorgesehen. Seitdem wird das Projekt immer wieder verschoben. Mal steht die Finanzierung auf dem Prüfstand, mal der Standort, mal gleich das ganze Projekt.

Mittlerweile soll sich der Großmarkt eine Fläche an der Toyota-Allee mit dem 1. FC Köln teilen. Wobei Teilen es nicht genau trifft. Von den einst allein für den Großmarkt vorgesehenen 24 Hektar soll der Bundesligist rund 14 Hektar bekommen. Es bleiben also noch zehn für die Händler über. Ein Aderlass, der für Rieke dem Ausbluten gleichkommt. Dass die zehn Hektar für Handel, Logistik und den Großmarkt begleitendes Gewerbe vorne und hinten nicht reichen, wird Rieke nicht müde zu betonen.

„Wer gehen kann, der geht“

Abrissarbeiten in Raderberg, Steppe in Marsdorf: „Wer gehen kann, der geht“, beschreibt Rieke die daraus resultierende Stimmung unter den Händlern. Wer für sich eine Alternative finde, der nutze sie, denn der Großmarkt biete unter diesen Bedingungen keine Zukunftsperspektive. Und hinter all dem macht Rieke eben System aus.

Ein System, in das dann auch die nun abgeschlossene Markterkundung gut passe: „So kann die Stadt am Ende sagen, wir haben ja alles versucht, aber wenn sich kein Investor für den Großmarkt interessiert...“, sagt der Händler-Sprecher. „Erkundung ist noch keine Ausschreibung“ Die Stadt beschwichtigt indes. Bei der Markterkundung habe es sich nicht um eine Ausschreibung gehandelt, an deren Ende ein Zuschlag steht, so eine Stadtsprecherin.

Bleibt die Frage offen: Wenn schon bei einer Erkundung potenzielle Investoren nur geringes Interesse zeigen, wer soll denn dann erst bei einer Ausschreibung seinen Hut in den Ring werfen? Wie soll es denn da weiter gehen mit dem Großmarkt? „Die Stadt wird den Liegenschaftsausschuss über die weiteren Schritte informieren“, lautet die Antwort aus der Verwaltung.