„Wir Eltern fühlen uns im Stich gelassen“Protest gegen Kita-Schließung in Zollstock

Eltern und Kinder protestieren gegen die Kita-Schließung.
Copyright: Catharina Schmitt
Rodenkirchen – Großes Bangen bei den Eltern, deren Kinder die evangelische Kita in Zollstock besuchen. Das Presbyterium der Kirchengemeinde hat den Eltern mitgeteilt, dass die Kindertagesstätte zum 31. Juli kommenden Jahres geschlossen wird. Als Begründung sind finanzielle Gründe angegeben.

Die angekündigte Schließung einer Kita führte zu Protesten seitens der betroffenen Familien.
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„Wir stehen vor einer großen existenziellen Krise durch die Ankündigung“, sagt Kathrin Willmann, Mutter einer Dreijährigen gegenüber der Rundschau. Schon jetzt würden die ersten Erzieherinnen, die in der Kita für 40 Kinder zuständig sind, die Einrichtung verlassen. „Eine geht jetzt, die nächste im Juni“, so Willmann.
„Wir sind jetzt schon im Notbetrieb“
Dass sich neue Kräfte in einer Kindertagesstätte, die geschlossen werden soll, bewerben, hält sie für utopisch. „Wir sind jetzt schon im Notbetrieb. Wie soll das weitergehen?“, fragt sich die berufstätige Mutter. Mit einer Demonstration und einen offenen Petition versuchen die Eltern, das Steuer noch herumzureißen.
„Wir Eltern fühlen uns von der evangelischen Kirche wissentlich im Stich gelassen. Mit Schließung der Einrichtung verschwindet die letzte evangelische Kita in Zollstock“, heißt es in einem offenen Brief an den Superintendenten Bernhard Seiger. Die Forderung der Eltern: Die Gemeindeleitung möge die Entscheidung des Presbyteriums kritisch überprüfen.
Superintendent Seiger stellt sich hinter Entscheidung
Seiger stellt sich in seiner Antwort an die Eltern hinter die Entscheidung. Der Kirchenkreis Köln-Süd habe im Herbst 2021 eine ausführliche Visitation in der Gemeinde durchgeführt, bei der man sich über die Lage insgesamt und im Detail ein Bild gemacht habe.
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„Es ist tatsächlich so, dass die wirtschaftliche Lage der Gemeinde nicht stabil ist. Das liegt an den hohen Fixkosten für das Personal, an den Gebäudekosten und der Situation, dass die Gemeinde seit Jahren Mitglieder und damit Finanzkraft verliert“, heißt es in der Antwort.
„In der Tat ist uns in der EKD die Trägerschaft von möglichst vielen evangelischen KiTa sehr wichtig, aber eben viele andere Aufgaben auch. Manchmal müssen dann leider wegen zurückgehender Mittel schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden“, formuliert der Superintendent.
Laut Seiger sei die Entscheidung „bitter“
Seiger zeigt durchaus Verständnis für die verzweifelte Lage der Eltern. Die Entscheidung sei „bitter“. Obwohl er die Entscheidung zur Schließung bedauere, könne er keine Alternative nennen. „Versuche, einen Trägerwechsel anzustreben, sind nicht von Erfolg gekrönt gewesen, weil die Gemeinde immer noch dauerhaft einen hohen Zuschuss an den neuen Träger je Gruppe zu tragen hätte und in jedem der untersuchten Fälle die Verantwortung für die Gebäudeinstandhaltung behalten hätte“, führt der Superintendent aus.
„Wir sind wegen der Kita extra umgezogen“, sagt Kathrin Willmann. Sie merke nun, dass die angespannte Atmosphäre in der Kita sich bereits auf ihre Tochter übertrage. Besonders kritisch sehen die Eltern auch, dass keine zwei Wochen von der Entscheidung neue Eltern Betreuungsverträge für einen Kita-Besuch ab August dieses Jahres bekommen hätten. Die Eltern hätten dafür Betreuungsplätze in anderen Einrichtungen abgesagt.