Mehr Personal gefordertTausende Teilnehmer beim Streik des Kita-Personals in Köln

Auf dem Heumarkt demonstrierten mehrere Tausend Kita-Beschäftigte.
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Köln – „Mehr Personal. Mehr Qualität.“ Für diese Forderung demonstrierten am Donnerstag mehrere Tausend pädagogische Fachkräfte aus kommunalen Einrichtungen im Rheinland. Viele Kitas blieben wegen des Streiks geschlossen, einige hatten Notbetreuungen organisiert. Am Vormittag zogen die Demonstrierenden von zwei Richtungen − vom Hans-Böckler-Platz und vom Ottoplatz − zur Kundgebung am Heumarkt.
„Wir haben drei zentrale Forderungen“, erläutert Verdi-Sprecher Volker Wenner, „Die Arbeitsbelastung muss weniger werden, die Anerkennung muss steigen und der Beruf muss attraktiver werden.“ Aus diesen Forderungen wird klar: Den Beschäftigten geht es um weitaus mehr als nur um Geld. „Am Ende leiden die Kinder“, sagt eine Erzieherin. Denn durch zu wenig Personal, neue Aufgaben durch mehr Dokumentation und Inklusion fehle die Zeit für vieles, was wichtig ist. „Der Austausch kommt zu kurz. Feste, Projekte, Eltern- oder Teamgespräche müssen durch Überstunden aufgefangen werden“, erzählt eine andere Erzieherin.
Kinder sind durch die Pandemie belastet
Hinzu kommt, dass die Pandemie das Personal in den Kitas stark gefordert hat: Tests, Maskentragen und Hygienekonzepte. „Manche Eltern haben uns an der Tür beschimpft und hatten wenig Verständnis für unsere Maßnahmen“, erzählen mehrere Fachkräfte. „Jetzt merken wir erst, was Corona mit den Kindern gemacht hat. Einige haben Entwicklungsrückstände, viele sind unausgeglichener“, sagt eine Erzieherin aus Gummersbach. Doch die Zeit, die jetzt nötig ist, um den Kindern gerecht zu werden, fehle oft.
Denn die Personaldecke ist dünn und wird dünner. „Viele Leute verlassen den Job“, sagt Wenner. Nachwuchs kommt nur tröpfchenweise. Die fünfjährige schulische Ausbildung, bei der kein Lohn gezahlt wird, ist nicht gerade verlockend. „Wir leisten vorschulische Bildungsarbeit“, unterstreicht Danjana Prädel, die es wichtig findet, als pädagogische Fachkraft bezeichnet zu werden. „Am schlimmsten ist, wenn man uns Kindergärtner oder Kindergärtnerinnen nennt. Das hört sich so an, als würden wir da sitzen, Kaffee trinken, uns unterhalten und nebenbei ein paar Kinder hüten.“
Während die gesellschaftliche Anerkennung für ihre Leistungen zu wünschen übrig lasse, stiegen − da sind sich die Demonstrierenden einig − die Ansprüche vieler Eltern „ins Unermessliche“. „Was früher noch selbst als Erziehung übernommen wurde, wird jetzt häufig ganz selbstverständlich von uns erwartet“, sagt Kita-Leiterin Silja Meis. Schnullerentwöhnung, Toilettentraining, Sprachbildung, Esskultur vermitteln − all das solle ausschließlich in der Kita vermittelt werden.