RekordverlustSo sehr belastet die Corona-Pandemie Kölnbäder
Köln – Wenn Claudia Heckmann, Geschäftsführerin der Kölnbäder, einen beruflichen Wunsch frei hätte, dann diesen: „Es wäre schön, wenn wir irgendwann wieder Normalbetrieb hätten“, sagt sie. Doch die Pandemie lässt im Freizeitsektor wenig Normalität zu. Voriges Jahr waren die Bäder fünf Monate komplett geschlossen, das Ergebnis wird ein Rekordminus von rund 22,7 Millionen Euro sein. Auch Schwimmkurse und Bauprojekte leiden. Ein Überblick:
„Schnell ausgebucht“: Großer Nachholbedarf bei Schwimmkursen in Köln
Mit Wochenbeginn haben in den 13 städtischen Schwimmbädern insgesamt 103 Kurse begonnen - 81 für Kinder, 23 für Erwachsene. „Alle Kurse waren sehr schnell ausgebucht“, stellt Heckmann fest. Neu ist die große Nachfrage nicht. Doch die Corona-Pandemie hat den Nachholbedarf bei vielen Schwimmanfängern vergrößert. „Das macht uns Sorgen, denn uns betrifft die mangelnde Schwimmfähigkeit von Kindern jeden Sommer. Wir hoffen, dass die Kinder schwimmen können, wenn sie unsere Bäder besuchen“, sagt die Bäder-Chefin.
Für den allgemeinen Badbetrieb gilt pandemiebedingt noch immer eine Verringerung der Kapazität um 30 Prozent. Das wirkt sich auch auf die Zahl der angebotenen Kurse aus. Während im Jahr 2019 – also vor Ausbruch der Pandemie – noch 644 Kurse im Jahr veranstaltet wurden, waren es im vergangenen Jahr 414 Kurse. Bei vielen Kursen handelte es sich zudem um Nachholtermine aus dem Vorjahr. Zwischenzeitlich waren zudem zahlreiche freiberufliche Schwimmlehrerinnen und Schwimmlehrer abgewandert und mussten mühsam neu gesucht werden. Dies ist inzwischen gelungen.
Wegen Coronakrise: Kölnbäder verzeichnen Rekordminus
Angesichts der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie war für das Jahr 2021 bereits ein Rekordminus von 22,7 Millionen Euro prognostiziert worden. „Diese Vorgabe werden wir halten“, so Heckmann. Denn immerhin konnten während der Schließung Energiekosten gespart werden. Und: Von der Novemberhilfe des Staates profitieren auch die Bäder.
Schon 2020 hatten die Bäder mit einem Verlust von 20,9 Millionen Euro abgeschlossen und die Vorgabe um knapp eine Million Euro verfehlt. Ohnehin sind die Bäder ein Zuschussgeschäft. das Angebot dient der allgemeinen Daseinsfürsorge in der Stadt. Vor der Pandemie musste der Besuch jedes Badegastes bereits mit 7,06 Euro subventioniert werden, voriges Jahr stieg der Betrag auf 13,89 Euro an.
„Auch nach dem Lockdown hatten wir nie volle Besucherkapazitäten, sondern mussten immer mit Beschränkungen arbeiten“, bedauert Heckmann. Die ständig neuen Zugangsregelungen durch die Corona-Schutzverordnung zeigen ebenfalls Wirkung. „Allmählich spüren wir eine Ermüdung bei den Besuchern“, so Heckmann. Derzeit gilt in Bädern und Saunen die 2G plus-Regelung. Auch im Fitness-Bereich sei als Folge der Pandemie eine „Zurückhaltung bei den Neuanmeldungen“ zu spüren.
Kölnbäder: Sanierung verzögert sich – Energiepreise zwingen zu Preiserhöhung
Auswirkungen hat die Pandemie auch auf lange geplante Sanierungsprojekte der Kölnbäder wie das im Agrippabad. Ein Großteil der Belegschaft befand sich monatelang in Kurzarbeit, die Vorbereitungen gerieten ins Stocken.
Der Sauna- und Fitnessbereich soll neu gestaltet werden, zudem ist ein Austausch der Scheiben der Schrägglasfassade des Bades vorgesehen. Die Ausschreibungen stehen aus. Der Baubeginn soll ins Jahr 2024 verschoben werden.
Die Energiekonzerne haben die Preise für Strom und Gas zuletzt stetig angehoben. Darunter leiden auch die Bäder. Erstmals seit 2016 sind deshalb zum Jahresbeginn die Preise bei den Kölnbädern für Erwachsenen-Tickets erhöht worden. Für einen zweieinhalbstündigen Badbesuch sind inzwischen 6,80 Euro fällig (bislang 6,40 Euro). Die Preise für Kinder wurden nicht erhöht. „Wir haben bei der Preisanpassung versucht, ein vernünftiges Maß zu finden, denn für uns ist es wichtig, dass alle Menschen schwimmen gehen können“, sagt Heckmann.
Kölner Schwimmvereine sollen mehr Wasserfläche bekommen
Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hat die Schaffung neuer Wasserflächen für Schwimmvereine vereinbart. Eine Lösung versuchen die Kölnbäder auf eigenem Grund und Boden zu finden. „Wir prüfen den Bau eines zusätzlichen Beckens im Lentpark für den Schwimmunterricht“, sagt Bäder-Chefin Heckmann. Im Ossendorfbad soll ein Cabriodach die ganzjährige Nutzung eines Außenbeckens ermöglichen.
Neu ist diese Überlegung nicht, aber sie gewinnt nun wieder an Fahrt. Allerdings versuchen die Kölnbäder hier eine bauliche Lösung zu finden, die im Sommer wieder einen uneingeschränkten Freibadbetrieb ermöglicht.
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In den Becken der städtischen Bäder bieten derzeit 50 Vereine Training an, pro Woche stehen den Clubs 1304 Bahnenstunden zur Verfügung. Die Nachfrage ist seit Jahren deutlich höher.