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Razzia im „Sardinien-Fall“Vorwürfe gegen Kölner Arzt – Impfungen am Airport

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Razzia Arzt Köln

Auch eine Apotheke nahe der Arztpraxis bezogen die Ermittler in ihre Untersuchung ein. 

Köln – Razzia in der Kölner Südstadt: Nach der Impfung von Mitarbeitern einer sardischen Ferienanlage am Airport München haben die Fahnder ihre Ermittlungen deutlich ausgeweitet. Nach Rundschau-Informationen durchsuchten Polizisten am Donnerstag eine Arztpraxis und eine Apotheke in der Domstadt. „Es besteht der Verdacht der Bestechlichkeit im Gesundheitswesen und der Unterschlagung von Impfstoff“, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg. Wie die Behörde weiter mitteilte, bestehe der Verdacht, dass auch der Kölner Arzt an der Impfaktion teilgenommen und auch Spritzen gesetzt haben soll. Der Beschuldigte sei bei der Durchsuchung der Praxis am Donnerstag anwesend gewesen, teilte die Behörde weiter mit.

Hotelmitarbeiter eines Luxusressort eingeflogen

Der Fall hatte für großes Aufsehen gesorgt. Etwa 120 Hotelmitarbeiter eines Luxusressort auf Sardinien sollen am 21. Mai 2021 für die Impfung von der Insel nach München geflogen sein. Nach einem kurzen Aufenthalt und einem zünftigen bayrischen Essen flogen die Beschäftigten zurück nach Sardinien. Nach Bekanntwerden der Aktion hatten die Ermittlungsbehörden in Bayern umfangreiche Durchsuchungen durchgeführt. Nach der Corona-Impfverordnung stehe der Impfstoff nur einem berechtigten Personenkreis zur Verfügung. Die italienischen Hotelangestellten sind laut Generalstaatsanwaltschaft nicht impfberechtigt. Auch mit Impfpriorisierung hätten die Angestellten allerdings keinen Impfanspruch in Deutschland gehabt. Die Ermittler wurden im Juni in einer Arztpraxis, einer Apotheke und einer Rechtsanwaltskanzlei im Raum München vorstellig. Nun kamen die Fahnder auch in die Kölner Südstadt.

Arzt: Deutsche Regierung war beteiligt

Ein Arzt aus München hatte nach der Impfaktion in einem Interview in Italiens öffentlich-rechtlichem TV-Sender Rai 3 gesagt, die deutsche Regierung sei an der Organisation beteiligt gewesen. Das Bundesgesundheitsministerium in Berlin hat die Aussagen zurückgewiesen, wie der „Spiegel“ und die „Süddeutsche Zeitung“ berichteten.

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Auch eine Sprecherin des italienischen Ferien-Ressorts dementierte die Aussagen des Mediziners. „Die deutsche Regierung hat die Impfungen unserer Angestellten nicht organisiert“, sagte sie. Ein Manager des Hotels hatte zuvor in Rai 3 den Tagestrip damit gerechtfertigt, dass es wichtig gewesen sei, dass die Ferienanlage bereit sei, um Gäste sicher zu empfangen. Man wolle den Gästen „einzigartige Ferien in völligen Respekt der eigenen Gesundheit und der aller anderen“, ermöglichen, hieß es in einer Pressemitteilung. Das Hotel habe außerdem für den Impf-Service in Deutschland bezahlt.

Kritik seitens der deutschen Politik

Der Piks für die Hotelangestellten beschäftigte auch die Politik. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte, solche Fälle dürften sich nicht wiederholen. Es gebe genug Menschen, die nach wie vor auf eine Impfung warten. „Das muss geklärt werden und auch mit Regeln versehen werden, dass es nicht wieder passiert“, sagte Söder.

Woher der Impfstoff für die Aktion am Flughafen München kam, blieb unklar. Die Ermittler gingen bei ihrer Durchsuchung in Köln auch in eine Apotheke, unweit der Praxis des beschuldigten Arztes. Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg weiter mitteilte, bestehe aber kein Verdacht, dass der Impfstoff aus der Kölner Apotheke stamme.