Ein Parkhaus zum Davonfahren: gesperrte Etage, verschmutzte Treppenhäuser, eine nicht besetzte Pförtnerloge und leerstehende Fahrradboxen.
Copyright: Lenz
ANZEIGE
ANZEIGE
Köln – Umsteigen sollen sie. So viele wie möglich. Damit die Staus auf den Kölner Straßen nicht uferlos werden, ist das erklärte Ziel von Stadt und KVB, Pendler dazu zu bringen, auf Bus und Bahn umzusteigen. Vor allem P+R-Anlagen sind das Mittel zum Zweck. Doch wie inkonsequent dabei vorgegangen wird, zeigt in erschreckender Weise das Parkhaus an der Haltestelle Haus Vorst: leere Etagen, verdreckte Treppenhäuser und eine fast schon kriminelle Sicherheitseinrichtung.
Ein Parkhaus zum Davonfahren: gesperrte Etage, verschmutzte Treppenhäuser, eine nicht besetzte Pförtnerloge und leerstehende Fahrradboxen. Dazu kommt eine Sicherheitstechnik, die vollkommen veraltet und zumeist wirkungslos ist.
Copyright: Lenz
Die Parkpalette in Marsdorf hat theoretisch enormes Potenzial. Mit Hürth und Frechen grenzen unmittelbar zwei Städte an, aus denen täglich rund 24.000 Pendler nach Köln drängen. Für sie stehen 621 Stellplätze zu Verfügung. Mit der Linie 7 können die Berufstätigen in der Hauptverkehrszeit im 10-Minutentakt über die Dürener und Aachener Straße mitten in den Kern Kölns, zum Neumarkt, vorstoßen. Pendlerrouten, die jeden Tag morgens und abends volllaufen. Ab 2020 könnten die Pendler sogar auf der Aachener Straße in Express-Busse umsteigen, die dann dort fahren sollen. So weit die Theorie.
Gebäude befindet sich in ekelerregendem Zustand
KVB betreibt alle P+R-Anlagen
28 P+R-Anlagen sind in der Hand der Kölner Verkehrs-Betriebe. Zweieinhalb Jahre hat es gebraucht, um die Übergabe hinzubekommen. Im April 2016 hat der Verkehrsausschuss beschlossen, dass alle städtischen P+R-Anlagen in die Nutzung der KVB übergehen. Die lange Dauer wird mit juristisch komplizierten Vertragswerken begründet. Die Anlage Haus Vorst gehörte dem Betrieb aber schon vorher.
Und jetzt? „Wir sind in einer ersten Bestandsaufnahme. Die Übergabe ist noch ganz frisch“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Eines steht aber schon fest: In einer ersten Maßnahme wurde – wie auch an dem Parkhaus Haus Vorst – Schilder befestigt, die darauf aufmerksam machen, dass die Parkplätze nur mit gültigem VRS-Ticket genutzt werden dürfen. Kontrollen werden angedroht – aber kaum durchgeführt. An der Anlage Haus Vorst sind die Schranken zumeist geöffnet. (ngo)
Und nun die Wirklichkeit: Drei Etagen hat das Parkhaus an der Haltestelle Haus Vorst. Eine davon wird in der Regel von Autofahrern genutzt. In der zweiten stehen nur vereinzelt Pkw. Die dritte ist abgesperrt. Sie wird einfach nicht benötigt. „Wir haben in dem Parkhaus eine Auslastungsquote von 30 Prozent“, sagt KVB-Pressesprecher Stephan Anemüller.
Doch warum wird die Parkpalette nicht genutzt? Ein Grund ist der ekelerregende Zustand des Gebäudes. Die Treppenhäuser sind Zufluchtsorte für Drogensüchtige. Dort konsumieren sie und entledigen sich ihrer Notdurft. Erbrochenes und Fäkalien allerorten. Viele Lampen sind zerschlagen. Eine Pendlerin aus Hürth: „Ich nutze Haus Vorst nur im Notfall, wenn ich wegen Staus den P+R-Parkplatz am Kiebitzweg nicht erreichen kann.“ Der Zustand der Treppenhäuser widert sie an. „Ich muss aufpassen, wo ich hintrete.“ Vor allem in den dunklen Abendstunden fühle sie sich dort nicht sicher.
Frauenparkplätze: Alarm verhallt ungehört
Dabei weiß die Pendlerin wahrscheinlich noch nicht einmal, wie unsicher das Gebäude wirklich ist. Video-Kameras und Notfall-Alarmknöpfe an den Frauenparkplätzen vermitteln nämlich ein trügerisches Sicherheitsgefühl. Wie die Rundschau herausgefunden hat, senden die Kameras ihr Bild in die Pförtnerkabine. Doch die wird maximal sechs Stunden von der KVB besetzt. Aufgezeichnet werden können die Bilder nicht mehr. Rekorder stehen dafür zwar zur Verfügung, aber mit VHS-Technik. Die Bänder gibt es nur noch im Museum. Schlimmer noch: Auch die Alarmknöpfe sind auf die Pförtnerkabine geschaltet. Ist die unbesetzt – wie jeden Abend und jede Nacht – verhallt der ausgelöste Alarm ungehört.
Haus Vorst.
Copyright: KR-Grafik: Isotype.com
„Die Parkpalette ist über 20 Jahre alt. Die Technik stammt auch aus dieser Zeit“, sagt Anemüller. Von der Rundschau auf die Probleme angesprochen, verspricht er, dass die Sicherheitsanlagen überarbeitet werde. „Aber das geht nicht von jetzt auf gleich.“ Dass sich Süchtige in den Treppenhäusern aufhalten, bestätigt er. „Wir reinigen turnusmäßig.“ Die Pendlerin sagt: In acht Monaten habe ich einmal gesehen, dass sauber gemacht wurde, aber ich nutze das Parkhaus ja auch nur im Notfall.“
Warum gestaltet die KVB das Parkhaus nicht attraktiver und bewirbt es mehr? „Zur Attraktivitätssteigerung hatten wir in der Vorweihnachtszeit die Anlage beworben und den Kunden an den Adventssamstagen jeweils ein kostenloses Tages-Ticket für bis zu 5 Personen angeboten. Die Auslastung konnte zu dieser Zeit auf bis zu 60 Prozent gesteigert werden“, sagt der KVB-Sprecher. Na dann, Weihnachten ist es ja wieder bald.