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Parkchaos in KölnDie Lotterie mit den Bewohnerparkausweisen

Lesezeit 3 Minuten
Parkausweis Symbol Banneyer

Parken ist in Köln traditionell eine schwierige Angelegenheit.

  1. Die Stadt Köln hat rund 3000 Parkausweise mehr ausgegeben, als sie überhaupt Stellplätze hat.
  2. Besonders in einigen Vierteln ist die Diskrepanz groß, die Stadt baut in der Innenstadt zudem Parkplätze ab.
  3. Anwohnerbeschwerden häufen sich. Ein Einblick in die tägliche Lotterie bei der Parkplatzsuche.

Köln – In der Südstadt kursiert ein Witz, über den keiner mehr lachen kann: „Fährst du am Wochenende aufs Land?“ „Bist du verrückt, ich habe einen Parkplatz.“ Der Parkdruck in der Kölner Innenstadt ist traditionell sehr hoch. Und weil seit Jahren die Pkw-Anmeldezahlen in Köln steigen, wird die Lage immer angespannter.

Da hilft auch kein Anwohnerparkausweis mehr, wie eine Statistik der Stadtverwaltung nun belegt. Werden die Parkberechtigungen doch in manchen Veedeln inflationär unters Volk gebracht. Weit mehr kursieren, als Stellplätze vorhanden sind. „Entsprechend ist auch das Beschwerdeaufkommen“, heißt es im Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung.

800 Stellplätze zu wenig im Severinsviertel

Am Severinsviertel wird die Misere exemplarisch deutlich (siehe Grafik). 1480 nutzbare Stellplätze gibt es dort laut Verwaltung. Aber 2228 Anwohnerausweise wurden dafür ausgegeben. Das bedeutet, nutzen kann seinen Ausweis nur, wer schnell ist oder Glück hat. Für alle anderen heißt es: Runden drehen, bis irgendwann mal irgendwer seinen Parkplatz verlässt.

Preise

30 Euro verlangt die Stadt Köln für einen Anwohnerparkausweis mit einer Laufzeit von einem Jahr. Damit liegt sie auf Augenhöhe mit anderen deutschen Großstädten. Mögen in München beispielsweise auch die Mietpreise noch deutlich über denen der Domstadt liegen, für einen Anwohnerparkausweise müssen auch in der Isarmetropole lediglich 30 Euro im Jahr bezahlt werden.

So auch in Düsseldorf, jedoch bietet die Landeshauptstadt „Mengenrabatt“. Zwei Jahre kosten 55 Euro. Bei Onlinebuchungen geht nochmals fünf Euro ab vom Preis.

Natürlich weiß man bei der Stadt um solche Missverhältnisse. Doch was soll die Verwaltung machen? Verweigern kann sie einem Anwohner den Parkausweis nicht. Zudem beinhaltet er keine Stellplatzgarantie. Er ist lediglich eine Option. Und dann der Preis: 30 Euro kostet der Ausweis im Jahr. Um einen Stellplatz zu mieten, müsste locker das vierfache im Monat angelegt werden.

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Dennoch, die Verwaltung sucht nach Brücken, um die Diskrepanz zwischen den ausgegebenen Parkberechtigungen und den vorhandenen Parkplätzen zusammen zu bringen. „Bei Kontrollerhebungen wurde festgestellt, dass maximal 60 Prozent der Ausweisinhaber angetroffen wurden“, steht in einer Stellungnahme der Verwaltung geschrieben. „Es sind zu keinem Zeitpunkt alle Fahrzeuge mit Bewohnerparkausweis im jeweiligen Gebiet abgestellt, für die Bewohnerparkausweise ausgegeben wurden.“

Innenstadt baut Parkplätze ab

Vorausgesetzt, die 60 Prozent stimmen, würde das für das Severinsviertel bedeuten: 1337 nutzen in der Regel die 1480 Stellplätze. Das ergibt eine Spanne von 143 Parkplätzen Überschuss. Für ein so beliebtes Viertel wie das Severinsviertel nicht gerade üppig. Dazu kommt, die Zahl der Stellplätze sinkt in der Innenstadt. Rund 300 wurden umgewidmet, unter anderem, um Radfahrern mehr Platz zu geben.

Eine Übersicht über die Parkplätze und die ausgegebenen Parkausweise in Köln.

Doch was tun, um die Flut der Beschwerden von Anwohnerausweis-Inhabern einzudämmen? Die Stadt sieht nur eine Möglichkeit, mit der sie sich aber ins eigene Fleisch schneidet: Es könnten die Abendstunden ausgeweitet werden, an denen allein Besitzer der Ausweise berechtigt sind, auf den Stellplätzen zu parken. Beginnt die Zeit des reinen Anwohnerparkens etwa um 21 Uhr, könnte sie auf 18 Uhr vorgezogen werden. Dann aber sinken die Einnahmen durch Parkgebühren.

Ein Beispiel an Japan nehmen

In manchen Vierteln ist der Leidensdruck mittlerweile so groß, dass radikalere Vorschläge gemacht werden. In einer Diskussionsrunde der SPD zu den Parkplatzproblemen wurde angeregt, sich an Japan ein Beispiel zu nehmen. In den Ballungszentren des dicht besiedelten Inselstaats darf nur noch der ein Auto anmelden, der auch einen eigenen Parkplatz nachweisen kann. Es gab keine Gegenrede.