Plastikreste gezielt entfernenAVG investiert sechs Millionen Euro in Sortieranlage
- Die Müllproblematik, besonders durch Kunststoffe, ist eine große Herausforderung für die Industrie.
- Die AVG investieren zur Wiederaufwertung des Materials in eine sechs Millionen Euro Anlage für Köln.
- Ein Blick in das komplexe System und die Zukunft im Umgang mit Müll.
Köln – Er ist allgegenwärtig – und genau das ist das Problem mit dem Kunststoff. Im Meer ist er, im Tierfleisch wurde er feinstzerrieben nachgewiesen und kürzlich machten Forscher Partikel im Eis der Arktis aus. Weit undramatischer ist, dass Kunststoff auch immer wieder bei der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (AVG) der Stadt Köln auftaucht. Nichtsdestotrotz gehört er auch dort nicht hin. Sollten doch jegliche Verpackungen aus Kunststoff in der gelben Tonne und darüber im Recyclingsystem des des Grünen Punkts landen.
Doch längst nicht jeder Kölner nimmt es ganz genau mit der Müllsortierung. Darum will die AVG nun nachbessern. Sie plant, rund sechs Millionen Euro in eine Erweiterung ihrer Sortieranlage zu investieren, um auch noch an die letzten Reste Kunststoff heranzukommen.
Investitionen
Die neue Vergärungsanlage auf dem Gelände der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln (AVG) hat nun ihren Betrieb aufgenommen. In dieser Anlage landet bereits ein großer Teil des in Köln anfallenden kompostierbaren Mülls. Er wird auf rund 50 Grad Celsius erwärmt, mit Bakterien versetzt und stetig gewendet. So entsteht durch Gärung Methan. Das Gas wird anschließend in einer weiteren Anlage aufbereitet, bis es schließlich die zum Heizen benötigte Qualität erreicht.
„Noch nutzen wir das Gas dazu, über einen Motor Strom zu erzeigen“, sagt AVG-Geschäftsführer Andreas Freund. Doch Ende des Jahres soll dann die vorgesehene Einspeisung des Gases ins Netz der Rheinenergie stattfinden.
Mit der Vergärungsanlage, einer bereits in Betrieb genommenen neuen Altholzanlage und der geplanten Kunststoffausschleusung hat die AVG im Zeitraum von drei Jahren 25 Millionen Euro in eine noch effektivere Müllverwertung investiert.
„Die Shampoo-Flache ist ein Klassiker“, sagt AVG-Geschäftsführer Andreas Freund. Gerne mal wird sie in den Restmüll statt in die Gelbe Tonne geworfen. Alleine 3000 Tonnen Hartkunststoff im Jahr finden seine Mitarbeiter in dem angelieferten Müll. Doch es geht noch „perfider“: Folien. Einst schützten sie Lebensmitte. Nach Gebrauch landen sie dann nur allzu oft in der Mülltonne. Bis zu 8000 Tonnen im Jahr landen davon im Müll.
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Bei den Müllexperten in Niehl kommt dieser Kunststoff bisher in die Verbrennung. Eigentlich müsste die Betreiber das doch freuen, ist Kunststoff doch ein Erdölprodukt, das somit die Verbrennungsanlage befeuert. „Kunststoff erhöht die Brenntemperatur. Wir benötigen aber eine nicht zu hohe und konstante Hitze zur möglichst effektiven Verbrennung.“
„Zurzeit prüfen wir noch die Machbarkeit“
Also ran an den Kunststoff. Die bereits vorhandene Sortieranlage, die beispielsweise Metalle aus dem Müll zieht, soll mit einer Nahinfrarottechnik aufgerüstet werden. Diese Technik ist in der Lage, die stoffliche Zusammensetzung festzustellen. So entdeckt sie den Kunststoff im Hausmüll. Mit einem gezielten Luftstrom können dann Plastikflaschen und Folien hinausgepustet werden. Die Kunststoffe müssen sich also auf Gegenwind einstellen. „Zurzeit prüfen wir noch die Machbarkeit. Ende des Jahres wollen wir den städtischen Gremien den fertigen Plan dann vorstellen“, erläutert Freund.
Der Hartkunststoff, also beispielsweise die Shampoo-Flasche, geht in die Wiederverwertung, wenn sie von der AVG rausgezogen wurde. „Die Folien sind in der Regel stark verschmutzt“, sagt Freund. Reinigen stünde nicht im Verhältnis zum Nutzen, zumal in der Zementindustrie die Folienreste heiß begehrt sind. Dort werden in der Produktion nämlich hohe Temperaturen benötigt. Die Folien sind also ein geeigneter Ersatzbrennstoff. (ngo)