„Die Anforderungen steigen“Stadtwerke präsentieren erfolgreiche Jahresbilanz
Köln – Bei den Stadtwerken Köln (SWK) bahnt sich eine Neustrukturierung der Geschäftsführung an, die bisher nebenamtlich von Managern der SWK-Tochterfirmen wie der Rheinenergie geführt wird. Am Freitag wird im SWK-Aufsichtsrat ein Gutachten der Wirtschaftsberatung PWC vorgestellt – zur Frage, ob eine hauptamtliche Geschäftsführung sinnvoll wäre.
Bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2018 sagte SWK-Geschäftsführer und Rheinenergie-Chef Dr. Dieter Steinkamp, er wolle den Diskussionen im Aufsichtsrat nicht vorgreifen, doch sei klar, dass „die Anforderungen steigen“ – ein Indiz, dass die bisherige Struktur aus seiner Sicht überholt sein könnte.
„Wenn Sie mal vergleichen, welches Themenspektrum, welche Entwicklungs- und Veränderungsgeschwindigkeiten, welche Rahmenbedingungen wir heute haben, dann kann jeder spüren oder auch objektiv sehen, dass die Themenvielfalt und die Zahl der strategischen Optionen, wie man sich sinnvoll entwickeln kann, kontinuierlich zugenommen hat“, so Steinkamp.
Börschel-Affäre weiterhin präsent
Er erinnerte kurz an die Börschel-Affäre, in der es ja auch um die Einsetzung eines hauptamtlichen Geschäftsführers ging. In der Folge habe man intensive Debatten über den Konzern und seine künftige Führungsstruktur erlebt. „Hier steht, erfreulicherweise, nach vielen Emotionen vor etwa einem Jahr, der sachliche Austausch wieder im Vordergrund. Das freut uns.“ Hier die wichtigsten Zahlen:
- Umsatz und Gewinn: Der Umsatz der Stadtwerke stieg um 6,9 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro, der Gewinn legte um 12,1 Prozent auf 77,1 Millionen Euro zu. Davon fließen 48,3 Millionen Euro in den Haushalt der Alleineigentümerin Stadt Köln (Vorjahr 54,4 Millionen) und 28,8 Millionen Euro in die Rücklagen (Vorjahr 14,4 Millionen).
- Wertschöpfung: Die gesamte wirtschaftliche Leistung des SWK-Konzerns wuchs auf 275,1 Millionen Euro (Vorjahr 268,9 Millionen). Darin enthalten sind die Konzessionsabgabe der Rheinenergie an die Stadt (69,9 Millionen Euro), die Gewerbesteuer (8,9 Millionen Euro) sowie die Verlustabdeckung von KVB (90,5 Millionen) und Kölnbädern (18,7 Millionen).
- Investitionen: Mit 367 Millionen Euro investierten die SWK-Töchter 61 Millionen mehr als im Jahr 2017. Hauptfelder waren Energie und Wasser (175 Millionen), ÖPNV (79 Millionen), Hafenumschlag und Güterverkehr (38 Millionen), Telekommunikation (30 Millionen) und Abfallentsorgung (28 Millionen).
- Kölner Verkehrs-Betriebe: Die KVB steigerte ihre Fahrgastzahlen leicht um 0,6 Prozent auf den Rekordwert von 282,3 Millionen – ein Plus von 17 Millionen seit 2009. Dass der Betriebsverlust trotzdem 3,7 Millionen Euro höher ausfiel als im Vorjahr (86,8 Millionen), ist laut Steinkamp einem gestiegenen Aufwand geschuldet. Die Fahrscheinerlöse der KVB legten auch durch die Preiserhöhung im VRS um 1,4 Prozent auf 249,3 Millionen Euro zu. Die Zahl der Stammkunden (Monats- und Jobticket sowie Schüler- und Studententicket) nahm um 3500 auf 312 900 Personen zu. Das im Jahr 2010 gestartete Handyticket wird immer beliebter, die Nutzerzahl stieg voriges Jahr um 54 400 auf 186 000. Um weiter zu wachsen, müsse man die Kapazitäten erweitern, so KVB-Chefin Stefanie Haaks. „Wir wollen den Anteil des ÖPNV von zuletzt 21 Prozent auf 25 Prozent im Jahr 2030 steigern.“ Auch die KVB-Leihräder erfreuen sich reger Nachfrage – die Zahl der Fahrten legte um 300 000 auf 1,2 Millionen zu.
- Häfen und Güterverkehr: Der Gewinn der HGK AG fiel mit 7,8 Millionen Euro etwas geringer aus als das Rekordergebnis im Vorjahr (8,5 Millionen). Der Umsatz inklusive Tochterfirmen stieg auf 243,1 Millionen Euro.
- AWB/AVG: Der Gewinn der Abfallwirtschaftsbetriebe sank auf 12,7 Millionen Euro (Vorjahr 18,6 Millionen). Pro Woche wurden 268 500 Müll-Behälter geleert, die Restmüllmenge pro Kopf ging von 229 auf 225 Kilo zurück. Die bei der AVG verbrannte Abfallmenge lag mit 731 000 Tonnen über dem Vorjahr, davon kamen rund 80 Prozent (584 000 Tonnen) aus Köln und der Region.
- Kölnbäder: Im 20. Jahr seit ihrer Gründung verbuchten die Bäder mit 2,8 Millionen Gästen (plus 13,9 Prozent) einen neuen Besucherrekord. Im heißen Sommer zog es allein 870 000 Menschen in die Freibäder.
- GEW: Die Holding, zu der die Rheinenergie und andere gehören, steigerte den Gewinn um 9,0 Prozent auf 161,3 Millionen Euro. Während das Ergebnis der Netcologne um 41,5 Prozent auf 3,8 Millionen zurückging, wuchs der Ertrag des Heizungsablesers Brunata-Metrona um 20,6 Prozent auf 28,7 Millionen Euro. Der Telekommunikationsanbieter Netcologne gewann 24 000 Privatkunden im Festnetz dazu. Die Rheinenergie will verstärkt integrierte Lösungen für Neubauquartiere (Energie, Mobilität, Information etc. ) anbieten.
- Moderne Stadt: Der Gewinn der Stadtentwicklungsgesellschaft ging auf 3,0 Millionen zurück (Vorjahr 5,6 Millionen). Das Clouth-Quartier in Nippes wurde zu 75 Prozent fertiggestellt, hier entstehen bis Ende 2021 rund 1200 Wohnungen. Zentrales Projekt für die nächsten Jahre ist der Deutzer Hafen.