AboAbonnieren

Ortstermin in der „Präsidenten-Garage“Todesschüsse in Kölner Garage nachgestellt

Lesezeit 3 Minuten
gericht

Die Prozessbeteiligten trafen sich zum ungewöhnlichen Termin im Landgericht.

Köln – In Unternehmen ärgert sich mancher Chef, wenn sein Parkplatz morgens zugeparkt ist und er seinen Wagen dort nicht wie gewohnt abstellen kann. Der Chef des Kölner Landgerichtes sah dies am Freitagmorgen ganz entspannt. Zu Fuß ging Roland Ketterle lächelnd vom Parkhaus in sein Büro – denn auf seinem Platz stand an diesem Morgen die Mordkommission. Zwei Parkplätze weiter hatte eine Schriftführerin Platz genommen und gegenüber wurde ein Fiat Panda geparkt.

Die „Präsidenten-Garage“, wie es ein Wachtmeister nannte, ist am Freitagvormittag zu einem Gerichtssaal im Verfahren um eine erschossene und verbrannte Frau aus Rheinland-Pfalz umfunktioniert worden. „Ich bin froh, dass wir dies bei der Witterung nicht draußen gemacht haben“, sagte die Vorsitzende Richterin im Gerichtssaal und schaute raus ins trübe Köln. So konnte die Kammer in der warmen Garage die Todesschüsse auf die zur Tatzeit 31-Jährige nachstellen.

Alles im Detail nachgestellt

Bei dem Ortstermin ging es um die Frage, in welchem Winkel der mutmaßliche Täter auf sein Opfer geschossen haben könnten. Wie flog das Projektil? Wie wurde die Schusswaffe an den Körper des Opfers angesetzt? In welche Richtung sackte die Frau nach dem Schuss zusammen?

In der „Präsidenten-Garage“ wurde weit über zwei Stunden lang alles im Detail nachgestellt. Forensiker Dr. Thomas Kaufmann vom Institut für Rechtsmedizin war einer der Hauptakteure und zeigte der Kammer, den Anwälten und der Staatsanwaltschaft, wie es gewesen sein könnte und legte immer wieder einen Zollstock an den Fiat innen und außen an. Als mutmaßlicher Täter und Opfer wurden ausgerechnet Mitarbeiter der Kölner Mordkommission eingesetzt. Eine Ermittler nahm auf dem Beifahrersitz Platz – dort soll die Frau erschossen worden sein. Der Forensiker zückte eine Waffe und zeigte den Anwesenden den möglichen Ablauf.

Ablauf der Bluttat rekonstruiert

Laut Staatsanwaltschaft soll die Bluttat so abgelaufen sein: Am Abend des 17. Dezember 2020 soll der Angeklagte (35) mit dem späteren Opfer durch Köln gefahren sein. Er soll gefahren sein, sie auf dem Beifahrersitz gesessen haben. Irgendwann habe der Mann das Fahrzeug angehalten und sei ausgestiegen. „Spätestens jetzt fasste der Angeklagte den Entschluss, sie zu töten“, heißt es in der Anklageschrift. Der Angeklagte sei um das Fahrzeug hintenherum gegangen, habe eine umgebaute Schreckschusspistole gezogen und der völlig ahnungslosen Frau durch die geöffnete Beifahrertür oder das offene Fenster zweimal in den Kopf geschossen. „Wie der Angeklagte erkannte, rechnete die durch Musik abgelenkte Geschädigte nicht mit der Tat“, sagte der Staatsanwalt. Tödlich verletzt von einem Steck- und einem Durchschuss, soll die Frau noch „an Ort und Stelle“ verstorben sein. Ein Motiv für die Tat nennt die Anklageschrift nicht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Angeklagte nahm am Freitag ebenfalls an dem Ortstermin teil. Gefesselt wurde auch er in die Garage geführt und konnte sich die Ausführungen des Forensikers, der Richterin und die Fragen der Anwaltschaft anhören. Der Mann schaute und hörte genau zu und sprach mehrfach mit einem Wachtmeister neben ihm, der ihn bewachte. Welche Schlüsse die Kammer aus dem besonderen Termin in der „Präsidenten-Garage“ zieht, wird wohl erst in den kommenden Prozesstagen deutlich.