Köln – Die Nord-Süd-Stadtbahn soll schon zum Fahrplanwechsel im Dezember anrollen. Nach Rundschau-Informationen verkehrt die neue Linie 17 dann im Advent bereits zwischen Rodenkirchen und Severinstraße. Die neuen Haltestellen am Bonner Wall, am Chlodwigplatz und auch an der Severinstraße gehen damit in Betrieb. Für die Autofahrer am Rheinufer steht zudem der Praxistest bevor, was es bedeutet, wenn eine Stadtbahn in Höhe der Eisenbahnbrücke die Straße quert, um auf die bisherige Trasse der Linie 16 zwischen Köln und Bonn einzuschwenken.
Weder bei der KVB, noch bei der Stadt gibt es bislang eine Bestätigung für den großen Moment, der sich durch den Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln vor nun fast sechs Jahren auf unbestimmbare Zeit hinausgezögert hatte. Ein kurzer Abschnitt der neuen Stadtbahn ist schon zwischen Hauptbahnhof und Heumarkt in Betrieb genommen worden, doch nun würde ein großer Teil der Strecke befahren. Jörg Frank (Grüne) freut sich heute noch darüber, wie die SPD im April 2013 eine Schlappe erlitten hatte, weil die CDU plötzlich mit den Grünen für eine Teilinbetriebnahme stimmte. Erst jetzt im Jahr 2015 sieht die SPD den Nutzen der „Pendelbahn“.
Bei der KVB hieß es auch kürzlich noch, eine Teilinbetriebnahme sei „vielleicht Mitte 2016“ möglich. Diese Auskunft nahm wohl Rücksicht auf ein „Schwarzer-Peter-Spiel“ innerhalb des Stadtwerkekonzerns: Gleise im Süden der Stadt gehören nämlich der „Häfen und Güterverkehr Köln AG“ (HGK). Und die muss nun am Bahnhof Rodenkirchen noch schnell Weichen einbauen und eine entsprechende Signaltechnik installieren, damit die Linie 17 dort von der Hauptstrecke kommt. Nur so können die zusätzlichen Züge im Fahrplantakt der Linie 16 untergebracht werden. Weil das wohl nur am Morgen klappt, ist tagsüber zunächst wohl nur ein Pendelverkehr zwischen Severinstraße und Marktstraße möglich.
Die formale Vergabe für diese Arbeit kann in wenigen Tagen beginnen. „Wir gehen davon aus, dass die zu beauftragende Firma pünktlich zum Fahrplanwechsel die Signalanlage erstellen kann. Ansonsten müssten wir im Dezember mit einer provisorischen Signal-Lösung starten, die dann allerdings noch extra geprüft und zugelassen werden müsste“, erklärte HGK-Sprecher Michael Fuchs. Der Einbau der Weichen ist bereits für Herbst fest eingeplant. Auch die KVB hat noch Weichen einzubauen: zwischen Bonner Wall und Alteburger Straße sollen die ankommenden Linien in eine der beiden Tunnelröhren geleitet werden. Im Tunnel gibt es keine Möglichkeit mehr, die Röhre zu wechseln. Denn das Gleiswechselbauwerk für die Straße ist jenes, in das am 3. März 2009 das Historische Archiv der Stadt Köln samt der Nachbarbauten stürzte. Zwei Männer starben dabei.
Wie lange die Gutachter dort noch für die Suche nach der Einsturzursache benötigen, vermag niemand abzuschätzen. Derzeit ist von Ende 2017 die Rede. Selbst der Bau des Besichtigungsbauwerks, in dem die Gutachter zur vermuteten Schadensstelle gelangen wollen, ist riskant und wird entsprechend vorsichtig von Tauchern im Grundwasser vorangetrieben.
Mit einer Inbetriebnahme der kompletten Stadtbahn ist dann frühestens fünf Jahre nach Abzug der Gutachter zu rechnen. Das wäre dann 2023. Vormalige Gegner eine Teilinbetriebnahme sehen inzwischen durch das länger genutzte Teilprovisorium dessen Mehrkosten gerechtfertigt.
Zum Plan der KVB für eine Teilinbetriebnahme gehört eigentlich eine Wendeanlage bei Sürth, die auch die Linie 16 im Alltag auf Kölner Gebiet effektiver machen soll. Doch die kann ohne ein Stellwerk nicht genutzt werden. Und das gibt es noch nicht.