Zwei Angehörige der Kölner Ultra-Szene stehen seit Dienstag wegen ihrer Beteiligung an den Krawallen von Nizza vor Gericht. Einer der Täter berichtete unter Tränen von der Geburt seines Kindes.
Nizza-KrawalleHooligan bricht in Köln vor Gericht in Tränen aus
Die Bilder gingen um die Welt: Am 8. September 2022 trafen vor und am Rande des Conference-League-Spiels zwischen OGC Nizza und dem 1. FC Köln Fußballchaoten beider Seiten aufeinander, schlugen und traten aufeinander ein, bewarfen sich mit Gegenständen oder brennenden Bengalo-Fackeln. „Das, was gestern passiert ist, wird mich sehr lange begleiten. Das war einfach nur nackte Gewalt“, hatte FC-Coach Steffen Baumgart am Tag nach den Krawallen entsetzt gesagt.
Mit Sturmhauben und Bengalo-Fackeln
Mitten drin: Zwei Kölner (30 und 31), beide Angehörige der Kölner Ultra-Szene. Seit Dienstag stehen die beiden vor dem Schöffengericht am Kölner Amtsgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen schweren Landfriedensbruch sowie mehreren versuchte und eine vollendeten gefährliche Körperverletzung vor. So soll der 30-Jährige sich mit einer Sturmhaube in den Deutschlandfarben mit Bundesadler unkenntlich gemacht und an den „Ausschreitungen beteiligt“ haben. „Gemeinsam mit weiteren Störern“ habe sich der Mann auf den Weg in den Heimblock gemacht und sich dabei an Gewalt gegen eine „Ordnerkette“ beteiligt. Konkret soll der 30-Jährige eine brennende Bengalo-Fackel „gezielt“ in Richtung der Ordner und gegnerische Ultras geworfen haben.
Die Fackel, das zeigen später Videoaufnahmen, kam zuvor von gegnerischer Seite geflogen. Später soll der 30-Jährige dann noch eine Metallplatte in Richtung der gegnerischen Ultras geworfen haben. Bei beiden Aktionen — mit der bis zu 1000 Grad Celsius heißen Fackel sowie der Platte — habe der junge Mann Verletzungen auf der Gegenseite billigend in Kauf genommen, heißt es in der Anklageschrift. Dem 31-Jährigen werden mit der Anklage der Sturm auf den VIP-Bereich des Stadions zur Last gelegt, bei dem er einen Ordner geschubst haben soll. Zudem soll er einen Absperr-Pöller mit Metallfuß in Richtung der Kontrahenten geschleudert und einem am Boden liegenden Nizza-Ultra getreten haben.
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Nizza-Krawalle: Männer räumen Beteiligung ein
Die beiden Männer räumten gleich zu Beginn des Prozesses ihre Beteiligung an den Krawallen in Nizza ein. Vor allem der 30-Jährige zeigte sich von den über vier Monaten, die er seit Oktober in Untersuchungshaft sitzt, schwer beeindruckt. Unter Tränen teilt er mit, dass währenddessen sein erstes Kind geboren wurde. „Ich bereue zutiefst, dass ich an den Vorfällen in Nizza beteiligt war“, sagte der Logistiker. Er habe seiner „Familie und dem Effzeh Schwierigkeiten gemacht“, wofür er sich entschuldigen wolle.
Er wolle sich von der Ultra-Szene distanzieren „und nur noch für meine Familie da sein“, sagte der 30-Jährige. Aufgrund seines „reuigen Geständnisses“ verschonte ihn das Schöffengericht von der weiteren Untersuchungshaft. Der 31-Jährige erklärte, er sei seit mindestens zehn Jahren in der Fan-Szene aktiv gewesen. „Das Thema Gewalt hat mich gereizt“, räumte der Mann unumwunden ein. Er sprach vom „Kick am Wochenende“, wenn er sich „mit Gleichgesinnten messen“ konnte. Während der Verhandlung wurde bekannt, dass die französischen Behörden offenbar nicht sonderlich konsequent gegen Gewalttäter aus den Reihen von OGC Nizza vorgehen. Zwar gebe es ein Rechtshilfeersuchen von französischer Seite, erklärte der Staatsanwalt.
Von konkreten Anfragen französischer Kollegen wisse er aber nichts.Ein Szenekundiger Beamter (42) der Kölner Polizei, der bei den Ausschreitungen vor Ort in Nizza war, war als Zeuge geladen. Der 42-Jährige sagte, er und seine Kollegen hätten gegenüber den französischen Verantwortlichen Bedenken hinsichtlich der Sicherheitsvorkehrungen geäußert. Der Beamte berichtete auch von Angriffen französischer Hooligans auf FC-Fans außerhalb des Stadions.
Der Prozess wird kommenden Dienstag fortgesetzt.