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„Mini-Nippes“In der Mini-Stadt lernen Kinder spielerisch Demokratie kennen

Lesezeit 4 Minuten

Das Jobcenter rät zu einer eigenen Schreinerei? Kein Problem, alles Nötige ist vorhanden.

Nippes – Erna ist zwölf und schon Bürgermeisterin. Und zwar von Mini-Nippes, einer Kinderstadt, die es alljährlich in den Sommerferien nur für zwei Wochen gibt. „Als Bürgermeisterin einer Stadt von über 150 Bewohnern hat man viel zu tun“, erzählt Erna, die sich den Job nicht ausgesucht hat. Sie ergänzt daher mit ernster Miene: „Das wird man nicht so ohne weiteres, sondern dem geht eine echte Wahl voraus mit Kandidatenvorstellung und Präsentation eines Wahlprogramms.“

Projekt Kinderstadt bereits zum fünften Mal in Nippes

Immerhin konnte die junge Dame eine ansehnliche Mehrheit hinter sich versammeln: Sie erhielt 82 von 106 möglichen Stimmen aus den Reihen des kleinen Völkchens. Mini-Nippes heißt das zweiwöchige Ferienprogramm, das die OT Werkstattstraße in Kooperation mit der „ev-angel-isch gGmbH“ organisiert. Dieses Jahr findet das Projekt Kinderstadt zum fünften Mal statt, sie wurde wieder auf dem Gelände des ESV Olympia Nippes errichtet.

Die Digitalisierung  macht auch vor „Mini-Nippes“ nicht Halt.

Den Besucher erwartet eine echte Stadt im Kleinformat, ein besonderes thematisches Ferienangebot, bei dem Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren die Chance haben, die Zusammenhänge und das Gefüge einer Stadt wirklichkeitsnah zu erleben. Das Planspiel bietet jungen Menschen aus allen sozialen Schichten in kindgerechter Weise die Möglichkeit, sich in verschiedenen Berufen auszuprobieren und Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen.

Ministadt als Grundkurs in Sachen Demokratie

In dieser Stadt gibt es alles, was es in einer echten Stadt auch gibt: eine Bäckerei und eine Bank, ein Finanzamt, die Müllabfuhr und die Polizei. Unterhaltung und Freizeit ebenso wie Arbeit und Vergnügen. Eigenes Geld wird erwirtschaftet, demokratische Regeln werden erlernt und gelebt. Die Kinder wählen Berufe, die sie interessieren, wie Krankenpfleger, Zeitungsredakteurin, Radiomacher oder Gärtnerin und üben sie eine bestimmte Zeit lang aus. Nicht im Sinne eines Rollenspiels, sondern einer verantwortlichen Tätigkeit. So können sie ein städtisches Gemeinwesen und das soziale Miteinander darin erleben und aktiv mitgestalten – das Ganze ist nicht zuletzt ein Grundkurs in Sachen Demokratie. Innerhalb ihrer Berufsgruppen und Aufgabenbereiche lernen sie in der Kinderstadt auch, Probleme zu lösen und Strategien für die Stadt zu entwickeln.

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Zum wiederkehrenden Ablauf gehört die tägliche Vollversammlung. Dabei haben die kleinen Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, alles anzusprechen und über alles zu diskutieren, was sich in ihrer Stadt an dem jeweiligen Tag ereignet hat, und wo es vielleicht etwas zu verbessern gibt. „Mitbestimmung und Partizipation sind bei Mini-Nippes selbstverständlich. „Zwei Wochen haben die Kinder das Sagen! Das macht stark“, ergänzt Erna selbstbewusst.

„Wie im richtigen Leben“

In den beiden Wochen bevölkern 160 Kinder zwischen neun und zwölf Jahren, darunter zahlreiche Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die Kinderstadt in Nippes. Morgens checken sie am sogenannten Info-Point ein, erhalten ihren Bürgerausweis und können sich dann bei der Arbeitsagentur eine der vielen Arbeitsstellen aussuchen. „Jeder, der arbeitet, erhält einen Halbstundenlohn von fünf Nippis“, erklärt Katrin Reher vom Organisations-Team das Prinzip.

 Das Schwimmen bot zeitweise eine willkommene Abkühlung.

Allerdings muss davon auch ein Nippi Lohnsteuer bezahlt werden. Wie im richtigen Leben wird also denen, die etwas bekommen, auch in Mini-Nippes sofort wieder etwas genommen, um damit Gemeinschaftsaufgaben wie Polizei-, Ordnungsdienst oder das Arbeitsamt zu finanzieren.

Beratung durch das „Jobcenter“

Nach einer Beratung durch das „Jobcenter“ und die dort ebenfalls ansässige Bank können sie sich aber auch mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen – beispielsweise eine Schreinerei gründen. In diesem Jahr entstand dort sogar – allerdings mit etwas Unterstützung durch die AWB – ein Windrad für die Stromerzeugung. Es ist jetzt schon in der Lage, drei Handys gleichzeitig aufzuladen.

„Wir haben alles, was es auch draußen gibt: ehrliche, fleißige Leute und kleine Gangster, die die Bank beklauen wollen, Schwarzmarkthändler, Polizisten und eine Bürgermeisterin, die Beschwerden annimmt, Streitigkeiten schlichtet und Diskussionen leitet“, betont die junge Amtsinhaberin selbstbewusst.

Zutritt nur mit Besucherausweis

Interessenten, die sich Mini-Nippes von innen anschauen möchten, haben übrigens nur Zutritt, wenn Sie dafür einen Besucherausweis erwerben. Allerdings erhalten die Besucher dann auch eine ausführliche Darstellung dieses einzigartigen Angebots.

Die Kids haben viel Spaß mit „ihrer“ Stadt.

Die Teamer, wie die älteren und schon Verantwortung tragenden Jugendlichen bezeichnet werden, bereiten sich stets schon in im Frühjahr auf die Ferien-Freizeitaktion in der Kinderstadt vor. Während der Durchführung sind sie es, die unter anderem den Kindern dabei helfen, ihre Berufe eigenverantwortlich auszuüben. „Die Praktikumsbescheinigung oder ein Zertifikat über die ehrenamtliche Mitwirkung, eine kreative, gesellige und eigenverantwortliche Aufgabe und nicht zuletzt ein kleines Taschengeld sind ihr Lohn“, erklärt Mitorganisatorin Reher.

Sie fügt hinzu, dass auch die Eltern der teilnehmenden Kinder die beiden Wochen entspannt genießen könnten. Denn sie würden durch die Ferienbetreuung entlastet und hätten auch nur begrenzten Zugang zur Kinderstadt. „Dadurch wird gewährleistet, dass die Kinder sich während der Ferienaktion voll und ganz auf das Thema Kinderstadt einlassen und in das Thema abtauchen können.“