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LieferproblemeNeue Schau-Gewächshäuser in Kölner Flora eröffnen wohl viel später

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Die neuen Schaugewächshäuser harren ihrer Vollendung. Im Wüstenhaus (l.) wurde die Landschaft größtenteils angelegt. Doch noch fehlen die Pflanzen.

Köln – Große Felsbrocken türmen sich vor den drei neuen Schaugewächshäusern in der Kölner Flora – Material für die künftige Gestaltung des Areals. Hinter den parabelförmigen Glasfassaden lassen sich schon Teile der geplanten Landschaften erkennen, im Wüstenhaus und Nutzpflanzenhaus sind sie bereits zu rund 90 Prozent fertiggestellt.

Am Mittwoch sind mehrere Arbeiter damit beschäftigt, den Boden des Außenbereichs herzurichten, andere führen im großen Tropenhaus auf einem Hubsteiger Montagearbeiten in Schwindel erregender Höhe durch. Es tut sich was auf der vor rund drei Jahren begonnenen Baustelle im Botanischen Garten. Immer wieder bleiben Passanten stehen, um die Glasbauten zu bewundern, die an die berühmten „Kew Gardens“ in London erinnern.

Schau-Gewächshäuser in der Flora: Pflanzen müssen in festem Zeitraum gesetzt werden

Doch bis man hier in tropischem Klima an Kokospalmen, Säulenkakteen und Kakaobäumen wird vorbeispazieren können, dauert es noch eine ganze Weile. Geplant war, die Gewächshäuser im ersten Quartal 2022 fertigzustellen, also bis spätestens Ende März, und drei Monate später an die Nutzer zu übergeben, also spätestens Ende Juni.

Im jüngsten Sachstandsbericht der Gebäudewirtschaft mit Stand 20. Januar heißt es nun, es gebe Lieferschwierigkeiten bei der Gebäudetechnik. „Wichtige Einbauteile (zum Beispiel Steuerelemente) sind nicht termingerecht verfügbar, so dass sich die Arbeiten verzögern. Damit ist auch der Beginn des Probebetriebs gefährdet. Dies wirkt sich auf Landschaftsbau und Pflanzungen aus“, so die Verwaltung.

Das Problem ist: Eine geringe Verzögerung am Bau kann dazu führen, dass die neuen Gewächshäuser nicht zu Beginn des nächsten Jahres, sondern erst gegen Ende 2023 für die Besucher geöffnet werden können. Der Grund ist, dass die empfindlichen Tropengewächse nur im Frühjahr und Sommer umgepflanzt werden dürfen – ab Mai bis spätestens September. Nur dann reiche die Lichtmenge aus, dass die tropischen Pflanzen gut anwachsen und beim Umsetzen beschädigte Wurzeln neu bilden können, erläutert Flora-Direktor Stephan Anhalt. Im Oktober sei es dafür zu spät, dann müsse man auf das nächste Frühjahr warten.

Terminplan für neue Flora-Gewächshäuser sehr eng – Kosten könnten weiter steigen

Schon jetzt ist der Terminplan sehr eng. Sollte sich der Einbau von Heizungs-, Klima-, Lüftungs- und Bewässerungstechnik weiter verzögern, könne es sein, „dass die Pflanzperiode nicht erreicht wird“, warnt die Verwaltung. Sie stuft dieses Risiko in die höchste Kategorie (rot) ein. „In Anbetracht der Coronasituation und der Lieferschwierigkeiten besteht durchaus das Risiko, dass sich das Projekt in die zweite Jahreshälfte verschiebt.“ Dann wäre es für einen Umzug der Pflanzen zu spät. Denn nach Fertigstellung der Gebäudetechnik muss die gesamte Anlage zur Steuerung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit drei Monate lang im Probebetrieb auf Herzen und Nieren geprüft werden.

Die Gewächshäuser der Flora

1864 wurde die Kölner Flora in Riehl eröffnet. Ins Leben gerufen hatten sie reiche Kölner, die ein „Comitee zum Bau eines Botanischen Zier- und Lustgartens“ gründeten. Mittelpunkt der Anlage war ein Glaspalast, der als Palmenhaus diente.

2016 schlossen die alten Tropenhäuser aus den 50er-Jahren ihre Pforten wegen Baufälligkeit. Die Pflanzen wurden ausgegraben und in Foliengewächshäuser umquartiert.

Ende 2018 startete der Neubau der dreiflügeligen Anlage. Sie umfasst ein Wüstenhaus, ein Haus für tropische Nutzpflanzen wie Vanille und Gewürznelken sowie ein großes Tropenhaus, in dem bis zu 14 Meter hohe Palmen leben können. Erschlossen wird es durch einen barrierefreien Panoramaweg (Visualisierung: Königs Architekten). Unterstützt wird der Bau vom „Freundeskreis Botanischer Garten“. (fu)

Erst wenn klar ist, dass alles reibungslos funktioniert, dürfen die empfindlichen Tropenpflanzen umziehen. Sollte sich die Fertigstellung bis Ende Juni hinziehen, fände der Probebetrieb von Juli bis September statt. Das hieße: Das Umpflanzen kann erst im Frühjahr 2023 beginnen. Und danach benötigen die Pflanzen noch sechs Monate, um richtig anzuwachsen, bevor die ersten Besucher sie bestaunen dürfen.

Die Eröffnung der neuen Gewächshäuser wäre dann erst im Winter 2023/2024 möglich. Hinzu kommt: Verzögert sich der Bauablauf, „besteht das Risiko, dass das Budget überschritten wird“, so die Verwaltung. Im August 2021 waren die Kosten für die neuen Flora-Gewächshäuser bereits von 15,5 Millionen Euro auf 19,3 Millionen gestiegen.

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Stephan Anhalt verdeutlicht die Dimensionen des Projekts. Allein im Wüstenhaus sollen rund 50 Großpflanzen unterkommen, die mit Kran und Hebemaschinen bewegt werden müssen. Danach folgen rund 1600 Kakteen und Sukkulenten. Für das Tropenhaus sind rund 30 große und 750 mittelgroße Gewächse vorgesehen.