Köln – Im Sommer hatte Dr. Ralf Unna, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, noch seine eigene politische Zukunft in die Waagschale geworfen: Wenn nicht bis zur Kommunalwahl 2020 das Drogenmobil am Neumarkt starte, höre er auf. Wie es aussieht, kann der Grünen-Ratsherr weitermachen: Anfang Dezember sollen die beiden Kleinbusse einsatzbereit sein. Damit der Termin gehalten werden kann, will die Stadt das Angebot jetzt selbst betreiben – statt weiter nach freien Trägern zu suchen.
Denn das hatte sich offensichtlich als nicht so einfach erwiesen. Auf die europaweite Ausschreibung meldeten sich Bieter, die mit dem Budget nicht einverstanden waren: „Die Träger signalisierten, dass die eingeplanten Mittel ein zu hohes Risiko für sie bedeute und eine Umsetzung nur schwer bis gar nicht zu realisieren sei“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Rat, die heute dem Gesundheitsausschuss vorgelegt wird.
Stadt Köln möchte mobiles Hilfeangebot bereitsstellen
Jetzt – so der Plan – macht die Stadt es selbst. Das Gesundheitsamt verfüge über umfassende Erfahrung beim Betrieb niederschwelliger Drogenhilfe wie der Substitutionsambulanz in der Lungengasse.
Für das mobile Hilfeangebot, das aus einem Wagen mit vier Plätzen für den Drogenkonsum und einem zweiten Wagen für die Beratung bestehen wird, sollen medizinische und soziale Fachkräfte und Servicekräfte eingestellt werden, die sich 10,5 Stellen teilen. Die sollen unbefristet sein – sonst seien in „diesem besonderen Arbeitsfeld“ Stellen nicht kurzfristig zu besetzen.
Standort steht fest
Auch so wird die Zeit knapp: Erst nach dem möglichen Ratsbeschluss am 7. November können die Stellen eingerichtet und ausgeschrieben werden. Damit wirklich am 3. Dezember die ersten Süchtigen Hilfe im Bus bekommen, sollen dort zunächst bestehende Mitarbeiter des Gesundheitsamtes öffnen – aber nur vormittags. Später soll es wochentags durchgängig von 8 bis 20 Uhr betrieben werden.
Standort der beiden Busse und einer Toilettenanlage wird der Cäcilienhof der Kirchengemeinde St. Peter. „Die Kirchengemeinde St. Peter schätzt die Bedeutung dieser sozialen Einrichtung sehr positiv ein und unterstützt deren Realisierung“, meldet die Stadt. Die Wagen werden laut Beschlussvorlage im Oktober geliefert und dann noch umgebaut.
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Dr. Ralf Unna hat keine Einwände gegen das Gesundheitsamt als Betreiber des mobilen Drogenkonsumraumes: „Das arbeitet in dem Bereich seit Jahren professionell.“ Hauptsache, es gehe jetzt los: „Uns verrecken da die Leute!“ Vier Plätze seien besser als gar keine.
Die Verwaltung gibt an, weiter nach einer dauerhaften Lösung mit 10 Plätzen zu suchen. Dafür waren zuletzt die jetzigen Räume der Substitutionsambulanz in der Lungengasse im Gespräch, die aber erst 2022 frei wären. Gesundheitsdezernent Rau wollte bis dahin noch eine feste Zwischenlösung vor dem neuen Eingang der Zentralbibliothek errichten. Davon ist in dieser Vorlage nicht mehr die Rede.