Köln – Der Warenumschlag in der Region nimmt weiter zu. 13,2 Millionen Tonnen schlägt die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) bereits in ihren Häfen um (siehe Kasten). Am Montag eröffnete sie in Niehl das Terminal Nord, an dem schon in der ersten Ausbaustufe 42.000 Ladeeinheiten jährlich zwischen Lastwagen und Zügen umgeschlagen werden können. Der Endausbau soll 250.000 Ladeeinheiten jährlich leistbar machen. Das ist nicht mehr weit von dem entfernt, was die Deutsche Bahn mit ihrem Umschlagplatz „Eifeltor“ schafft: etwa 300.000 Ladeeinheiten.
IHK und Wissenschaftler sagen auf Jahre steigende Güterverkehre voraus. Die Notwendigkeit eines weiteren Hafenbeckens in Godorf wird darum weiter diskutiert. Während der Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Heribert Hirte (CDU) wegen der Bauvorhaben in Lülsdorf „überhaupt keine wirtschaftliche Notwendigkeit für ein weiteres Hafenbecken“ sieht, hält HGK-Vorstandssprecher Horst Leonhardt am Godorfer Hafen fest: „Der Bonner Hafen ist doch so gut wie zu.“
Zudem ist laut Leonhardt für Köln der Weg nach Lülsdorf so weit wie nach Niehl: „Ein Containerterminal in Niederkassel ist nur dann wirklich interessant, wenn es dort auch eine neue Autobahnbrücke über den Rhein gibt.“ Eine solche Brücke könne man aber nicht innerhalb von zehn Jahren bekommen. Der Gütertransport steige den Prognosen nach weiter kräftig an. „Wenn wir verhindern wollen, dass sich das Verkehrswachstum nur auf der Straße abspielt, brauchen wir Kapazitäten für den Umschlag auf Schiff und Bahn.“ Der Bedarf für Godorf sei heute schon da. Er räumte ein, dass sich Lülsdorf auf die notwendigen Kapazitäten auswirken werde. In welchem Ausmaß müsse man prüfen, wenn die Rahmenbedingungen feststehen.
Terminal hat 22 Millionen Euro gekostet
Das neue Terminal in Niehl erschließt einen Sektor des Güterverkehrs, der bislang keine Alternative zur Straße hatte: 95 Prozent aller Sattelauflieger auf deutschen Straßen sind nicht per Kran anzuheben. Inzwischen hat jedoch die Firma Cargo Beamer Eisenbahnwaggons mit Wannen entwickelt. Das Unternehmen stellt schon im Volkswagenwerk seit 2012 Züge nach Spanien mit dieser Technik zusammen. Die Wanne wird vom Waggon gehoben, der Sattelauflieger darauf bugsiert, und dann wieder die Wanne auf den Waggon gehievt. Wannenweise belädt nun die Firma CTS Container-Terminal vom Stapelkai in Niehl, an der die HGK zu 25 Prozent beteiligt ist, dreimal die Woche in Niehl Eisenbahnfahrgestelle mit Sattelzugaufliegern von Speditionen. Das gemeinsame Ziel: Melzo bei Mailand in Nord-Italien. „Außer bei VW und auf unserem Testgelände in Leipzig gibt es das jetzt nur noch in Köln“, erklärte Juan Nagel, Mitglied der Geschäftsführung der Firma Cargo Beamer.
Das Terminal auf dem ehemaligen Esso-Gelände hat 22 Millionen Euro gekostet. 80 Prozent zahlt der Bund. Laut Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes entlastet das Terminal Nord Straßen, Brücken und Umwelt, was den Kölnern Lebensqualität zurückgebe. Die Stadt werde die Verkehrsentwicklung „genau beobachten“. Cargo Beamer ist bislang der einzige Kunde. Ein zweiter soll im Dezember folgen.