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Nach Schüssen bei Festnahme am SudermanplatzKölner Polizist sitzt auf der Anklagebank

Lesezeit 3 Minuten

Der Angeklagte (l.), von Eckhard Wölke anwaltlich vertreten 

Köln – Der Andrang in Saal 13 des Landgerichts ist gewaltig, das dort verhandelte Verfahren ungewöhnlich. Während der Angeklagte (46) auf freiem Fuß ist, befindet sich der Nebenkläger (22) in Haft. Als Wachtmeister den muskulösen jungen Mann auf den Saal bringen, lächelt er, scheint gut gelaunt. Vielleicht wegen des ungewohnten Perspektivwechsels, mal nicht, wie schon so oft, selbst auf der Anklagebank zu sitzen.

Dort nimmt ein Polizeibeamter (46) Platz, dem die Staatsanwaltschaft gefährliche Körperverletzung im Amt zur Last legt. Der Zivilfahnder, lange in der operativen Terrorbekämpfung tätig, hatte bei einem Festnahmeversuch im Juli 2019 fünf Mal „ohne ausreichenden Grund“ auf den Geschädigten geschossen, wie es in der Anklageschrift heißt. Drei Treffer verletzten den 22-Jährigen „potenziell lebensbedrohlich“ von hinten.

Erster Versuch der Festnahme schlug fehl

Bevor es am 10. Juli 2019 zu den Schüssen kam, hatten der Angeklagte und Kollegen aus der Fahndung bereits versucht, den 22-Jährigen auf der Krefelder Straße festzunehmen. Gegen den jungen Mann lag ein Haftbefehl wegen schweren Raubes auf einen Drogendealer vor. Laut der Einschätzung der Fallbearbeiterin galt der 22-Jährige als gefährlicher jugendlicher Intensivstraftäter und möglicherweise sogar bewaffnet.

Der damals 19-Jährige (mit Kappe) und sein Anwalt Arno Dhein. Er tritt als Nebenkläger auf.

Auf der Krefelder Straße entdeckt der 46-Jährige plötzlich den Gesuchten. Doch der Festnahmeversuch schlägt fehl, der 22-Jährige rennt im „Vollsprint“ davon. Warum er weggelaufen sei, will der Vorsitzende Dr. Peter Sommer wissen. Der 22-Jährige sagt, er habe nicht gewusst, dass das Polizisten waren. Er sei nur als „Wichser“ beleidigt worden. Der Angeklagte ist sich hingegen sicher, zwei Kollegen hätten laut „Polizei“ gerufen.

In Getränkemarkt am Sudermanplatz geflüchtet

Der 22-Jährige sprintet also und flüchtet sich am Sudermanplatz in den dortigen Getränkemarkt. Dort führt das „Bauchgefühl“ auch den Beamten mit zwei Kolleginnen hin. Im Hinterhof werden sie in einer Kühlkammer fündig. Trotz gezückter Pistolen nimmt der junge Mann erneut Reißaus, immer noch habe er nicht gewusst, dass er es mit Polizisten zu tun gehabt habe, so der Nebenkläger.

Der Beamte schießt auf die Beine des erneut Flüchtenden, wie er vor Gericht sagt. Er durchschießt aber Nacken und Oberkörper, der dritte Treffer zertrümmert den Oberschenkelknochen des 22-Jährigen. Dessen Flucht ist damit beendet.

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Warum er so oft geschossen habe, wird der Angeklagte vom Vorsitzenden gefragt. Die ersten Schüsse hätten „keine Wirkung“ entfaltet, sagt der 46-Jährige, irgendwie kühl und ohne Anflug von Bedauern. „Ich ärgere mich sehr, dass er am Oberkörper getroffen wurde. Auf die Beine würde ich aber immer wieder schießen“. Der Angeklagte versieht weiter als Polizist seinen Dienst. Angehörige und Bekannte des Nebenklägers hatten genau das vor dem Prozess bei einer Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude kritisiert. Ihre Forderung: Der Schütze müsse sofort aus dem Dienst entfernt werden.