Sudermanplatz in KölnPolizei schießt auf 19-Jährigen und verletzt ihn schwer
Köln – Schock zur Mittagszeit im Agnesviertel: Bei einer missglückten Festnahme haben Polizisten am Mittwochmittag auf einen 19-Jährigen geschossen und ihn schwer verletzt. Der Mann war in den Hinterhof eines Getränkemarktes am Sudermanplatz geflüchtet – wo es dann zu dem dramatischen Zwischenfall kam.
Der Einsatz geschah vor den Augen zahlreicher Kunden der verschiedenen Restaurants und Geschäfte rund um den beliebten Platz. Ali (34) und Caterina (43) beispielsweise waren gerade in der Postbank gegenüber des Getränkemarktes, als sie Schüsse hörten. „Als wir rauskamen, sahen wir, wie Menschen aus dem Getränkemarkt liefen und schrien: ’Ruft die Polizei’.“ Zu diesem Zeitpunkt konnten die Zeugen noch nicht wissen, dass es sich um einen misslungenen Zugriff der Polizei handelte.
Zwei Zivilpolizisten wollten den 19-Jährigen am Mittwochmittag per Haftbefehl festnehmen – doch der Mann floh über die Krefelder Straße und die Beamten verfolgten ihn. Gegen 12.45 Uhr kamen die Fahnder in ein Restaurant am Sudermanplatz und fragten einen Kellner, ob sie einen jungen Mann mit einem weißen Pullover gesehen haben, der an dem Lokal vorbeigelaufen sei. Der Kellner verneinte. Danach sagten die Polizisten: „Der Mann ist gefährlich. Wenn Sie ihn sehen, wählen Sie die 110.“ Ob die Beamten den 19-Jährigen vorher an seiner Wohnanschrift festnehmen wollten, blieb unklar.
Kurze Zeit nach dem Gespräch mit dem Kellner müssen die Fahnder den Gesuchten im Agnesviertel gesehen haben. Nach ersten Ermittlungen soll der 19-Jährige dann in den Getränkemarkt gelaufen sein und sich im Hinterhof des Gebäudekomplexes versteckt haben. Bei der geplanten Festnahme soll sich der Täter gewehrt haben und wollte fliehen. Dann wurde mehrfach auf den 19-Jährigen geschossen.
Schuss traf Flüchtigen ins Bein
Mehrere Zeugen sprachen von vier oder fünf Schüssen und lauten Schmerzensschreien. Dem Mann wurde ins Bein geschossen. Dann sei schon bald der Rettungswagen gekommen. Über den Gesundheitszustand des angeschossenen Mannes machte die Polizei bis zum Abend keine genauen Angaben. „Der 19-Jährige ist ansprechbar“, sagte eine Polizeisprecher. Die Beamten seien bei dem Vorfall nicht verletzt worden, hieß es aus Ermittlerkreisen. Ob der 19-Jährige bewaffnet war, teilten die Behörden nicht mit. Aus Objektivitätsgründen hat nun die Polizei in Bonn die Ermittlungen übernommen. Dies geschieht immer, wenn Polizisten in eine Schussabgabe involviert sind. Wie die Rundschau erfuhr, ist der angeschossene Verdächtige der Polizei hinlänglich bekannt. „Wir kennen ihn wegen verschiedener Gewaltdelikte oder auch Straftaten wie Diebstahl“, sagte ein Beamter der Rundschau. Der 19-Jährige sei bereits als Jugendlicher als Straftäter aufgefallen und in der Intensivstraftäter-Datei eintragen. Die beiden Zivilfahnder werden in Kürze von den Ermittlern zu dem genauen Ablauf befragt. Dann werden die Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft Bonn zur weiteren Bewertung weitergegeben.
Am frühen Abend musste die Polizei noch einmal in Verbindung mit der Festnahme des 19-Jährigen ausrücken. Weil sich mehrere Personen – offenbar aus dem Bekanntenkreis des Festgenommenen – vor der Uniklinik versammelten, rückten mehrere Einsatzkräfte dorthin aus. Eine „reine Vorsichtsmaßnahme“, wie die Polizei der Rundschau mitteilte.“