Nach Einsturz des StadtarchivsDie letzten Archivalien kehren nach Köln zurück
Köln – Der Patient ist wieder beisammen, jetzt muss er nur noch geflickt werden. Was gut und gerne noch ein paar Jahrzehnte dauern kann. Fast 13 Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs in der Südstadt wurde nun der letzte Außenstandort des Historischen Archivs geschlossen – in Düsseldorf. Damit sind Mensch und Material wieder in Köln vereint, im neuen Stadtarchiv am Eifelwall.
Fast der komplette Bestand – gut 95 Prozent – konnte nach dem Einsturz geborgen werden, wobei die eigentliche Bergungsphase bereits 2011 beendet war. Dann begannen über zehn Jahre akribische Arbeit in der Bergungserfassung.
In 20 Archiven über ganz Deutschland verteilt
45.054 sogenannte Kölner Meter (ein Kölner Meter entspricht sechs Standard-Archivgutkartons), verteilt auf 1 255 724 Bergungseinheiten in rund 180 000 Behältnissen wurden laut Stadtarchiv seit 2009 erfasst. Untergebracht war das Kölner Stadtgedächtnis in 20 Asylarchiven über ganz Deutschland verteilt. Stück für Stück musste nun für jede geborgene Einheit geklärt werden, um welches Archivale es sich handelte, in welchem Zustand es geborgen wurde und welche weiteren Schritte nötig waren.
Der Neubau
2009 stürzte das Archiv an der Severinstraße samt zweier Nachbargebäude ein. Dabei wurden zwei Menschen getötet und der größte Teil des Archivgutes verschüttet. Noch im gleichen Jahr fiel die Entscheidung für das Gebäude am Eifelwall. Die Eröffnung fand am 3. September 2021 statt. Auf 22 584 Quadratmetern Fläche stehen 50 Regalkilometer und 460 Schränke zur Verfügung. Das Rheinische Bildarchiv belegt weitere 2,2 Regalkilometer Fläche. Die Kosten beliefen sich auf 75,9 Millionen Euro. (two)
Mit dem Asylarchiv Düsseldorf konnte auch der letzte Außenstandort geschlossen werden. Dort erfolgte seit 2015 an rund 2300 Tagen die Bergungserfassung für allein hier 9125 Kölner Meter, verteilt auf 203 894 Einheiten. Hier wurde im Juli 2021 auch das letzte ungesichtete Archivale, das zuvor in den Asylarchiven lagerte, erfasst: Ein zwischen der Gemeinde Kriel und dem Inhaber der Krankenanstalt Lindenthal „unter Vorbehalt der königlichen Genehmigung“ im Jahr 1864 geschlossener Vertrag über die Nutzung eines Grundstücks für den Friedhof zu Lindenthal. Mit der Beendigung der Bergungserfassung in Düsseldorf sind damit auch die 165 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Archivs sowie 35 laufende Kilometer Bestände im Neubau am Eifelwall angekommen.
Die Arbeit geht für manche erst richtig los
Was aber nicht heißt, dass die Arbeit damit beendet wäre. Im Gegenteil: Zumindest in Teilen geht sie jetzt erst richtig los für die Mitarbeiter des Historischen Archivs. Denn die guten Stücke wurden größtenteils in ihrer fremden Übergangsheimat nur grob vorgereinigt. Sie müssen nun erst einmal geprüft, aufgearbeitet und bisweilen auch neu zusammengesetzt werden.
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Das kann von ein bisschen abbürsten bis zur vollständigen Wiederaufbereitung alles sein, erklärt Claudia Tiggemann-Klein vom Stadtarchiv: „Manche Archivale sind nur oberflächlich etwa mit Betonstaub verschmutzt, andere komplett fragmentiert. Das wird uns noch einige Jahre in Anspruch nehmen.“