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Ehrenamt in KölnMuslimische Notfallbegleitung unterstützt Familien in schweren Zeiten

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Engagieren sich ehrenamtlich seit Jahren: Naci Dalci (47) und Ömet Sahin (58) (v.l.).

Köln – Ein geliebter Mensch nimmt sich das Leben, ein Familienmitglied verunglückt im Straßenverkehr, ein Sohn oder eine Tochter werden vermisst. Was den Hinterbliebenen in solchen Fällen meistens bleibt, ist der Schock, die Trauer oder auch ein Gefühl von Überforderung. In diesen Situationen hilft die muslimische Notfallbegleitung: Die Freiwilligen in den lilafarbenen Westen bieten Unterstützung in den ersten Stunden. Jetzt ist das Team für seine Arbeit mit dem Ehrenamtspreis „Köln Engagiert“ in der Kategorie „Miteinander“ ausgezeichnet worden.

Erstmal da sein

„In Momenten der Trauer ist es am wichtigsten, einfach erstmal da zu sein“, erzählen Ömer Sahin (58) und Naci Dalci (47). Die beiden engagieren sich bereits seit Jahren bei der muslimischen Notfallbegleitung und sprechen aus Erfahrung. Obwohl alle Helfer muslimisch seien, steht Religion bei ihren Einsätzen häufig eher im Hintergrund. Stattdessen gehe es meistens um kulturelle Kenntnisse oder organisatorische und emotionale Hilfe. „Das kann von der Überführung eines Leichnams in das Heimatland bis zu einer schlichten Umarmung einfach alles sein“, erzählt Naci Dalci. Man müsse immer vor Ort abschätzen, was die Beteiligten gerade bräuchten. „Einmal waren wir zum Beispiel im Einsatz, als ein junger Mensch sich das Leben genommen hatte. Die Familie wollte das aber nicht wahrhaben.“ In solchen Situationen könne man nur immer wieder ruhig und rational erklären, was passiert sei.

Darauf trainiert, das Erlebte hinter sich zu lassen

Ausgebildet werden die Freiwilligen in Wochenendkursen. Die Christlich-Islamische Gesellschaft veranstaltet diese gemeinsam mit dem Landespfarramt für Notfallseelsorge, der Evangelischen Kirche im Rheinland und der örtlichen Systeme der Notfallseelsorge, denn: Die muslimische Notfallbegleitung ist ein Ergänzungsangebot zur christlichen Notfallseelsorge. Gefördert wird das Ganze vom Landesintegrationsministerium. Während des insgesamt hundertstündigen Trainings lernen die Ehrenamtlichen sowohl organisatorische und religiöse Abläufe, aber auch die nötige Praxis kennen. „Außerdem werden wir darauf trainiert, die erlebten Tragödien hinter uns zu lassen“, erzählt Ömer Sahin. Ein Tipp sei zum Beispiel, sich nach dem Einsatz etwas Schönes vorzunehmen. „Ich gehe nie direkt nach Hause, sondern einen Kaffee trinken oder einen Burger essen“, berichtet Naci Dalci. „Das hilft mir, das Erlebte zu verarbeiten.“

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Nach ihrer Ausbildung wechseln die Freiwilligen sich in Schichten ab, immer eine Woche hat jemand anderes von ihnen Bereitschaft. Alarmiert werden sie von der christlichen Notfallseelsorge, sobald Muslime an einem Unglück beteiligt sind und Hilfe wollen.

Neue Helfer gesucht

Dieser Bereitschaftsdienst kann zeitweise sehr anstrengend sein, vor allem, weil Personal knapp ist. „Aktuell besteht das Team nur aus einem Dutzend Freiwilligen“, berichtet Melanie Miehl von der Christlich-Islamischen Gesellschaft, die als Projektkoordinatorin auch für die muslimische Notfallbegleitung zuständig ist. Lange Zeit konnten wegen der Pandemie nur wenig neue Helfer ausgebildet werden. Das soll sich jetzt aber wieder ändern. „Noch in diesem Jahr wollen wir eine neue Ausbildungsrunde starten“, so Miehl. Über die Auszeichnung mit dem Ehrenamtspreis freut sich Team gemeinsam. „Wir sind wie eine große Familie und das hier ist ein so wichtiges Angebot“, so Ömer Sahin. „Ich bin froh, dass ich meinen Teil dazu beitragen durfte.“