„Müssen achtsam bleiben“So ist die Corona-Lage zwei Jahre nach dem ersten Kölner Fall
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Genau zwei Jahre ist der erste Kölner Corona-Fall mittlerweile her.
Über die aktuelle Situation sprach Simon Westphal mit der stellvertretenden kommissarischen Gesundheitsamtsleiterin Dr. Regine Arnold.
Aktuell sinken die Sieben-Tage-Inzidenz und die Zahl der Neuinfektionen wieder stark. Haben wir das Schlimmste überstanden?
Wir dürften den Höhepunkt der Omikron-Welle überschritten haben. Seit dem 9. Februar sind die Zahlen stark zurückgegangen. Da es verhältnismäßig wenige neue Meldungen gibt, gehen wir davon aus, dass die Zahlen auch weiter abnehmen werden.
Die Zahl der Patienten auf den Allgemeinstationen der Krankenhäuser war noch vor wenigen Tagen so hoch wie nie zuvor. Ein Grund zur Sorge?
Nach dem Höchststand der Patienten auf den Allgemeinstationen nimmt die Zahl nun wieder ab. Auf den Intensivstationen haben wir immer wieder schwankende Werte, nach einem kurzzeitigen Anstieg sind wir jetzt wieder, wie schon in den vergangenen Wochen, im Bereich zwischen 40 und 50 Patienten zurückgekehrt. Wir sehen etwas beruhigter auf die Situation, weil die Zahlen rückläufig sind. Es ist alles derzeit überschaubar und händelbar.
Zur Person
Dr. Regine Arnold vertritt Gesundheitsamtsleiter Dr. Johannes Nießen derzeit kommissarisch. Der stellvertretende Gesundheitsamtsleiter Dr. Gerhard Wiesmüller ist derzeit krankheitsbedingt nicht tätig.
Arnold ist Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie und öffentliches Gesundheitswesen. Ursprünglich kommt sie aus Stuttgart, seit 18 Jahren lebt sie in Köln. Seit neun Jahren arbeitet Arnold im amtsärztlichen Dienst des Gesundheitsamts, den sie seit dem vergangenen Jahr leitet. (sim)
Kann sich das auch wieder ändern?
Das ist leider nicht auszuschließen. Sowohl was die Inzidenzen als auch die Patientenzahlen angehen. Wir schauen dabei vor allem auf die Omikron-Subvariante BA.2. Die Erkenntnisse, die uns bislang vorliegen, sagen uns: Möglicherweise ist diese Variante noch leichter und schneller übertragbar. Zur Schwere der Erkrankung haben wir noch keine abschließenden Beurteilungen vorliegen.
Dass neue Varianten die Situation noch einmal deutlich verändern und uns überraschen, ist also nicht auszuschließen?
Das können wir leider nicht gänzlich ausschließen. Ganz wichtig an der Stelle ist wieder, an das Impfen zu erinnern. Wer noch nicht vollständig geimpft ist, sollte das schnell nachholen.
Glauben Sie, dass der Impfstoff von Novavax, mit dem ab heute geimpft wird, die Impfquote noch einmal signifikant erhöhen könnte?
Ich glaube, dass das den einen oder anderen zum Impfen bewegt. Jede Impfung zählt. Novavax ermöglicht auch Menschen eine Impfung, die eine Unverträglichkeit in Bezug auf bisher verfügbare Impfstoffe haben.
Während an vielen Stellen die Normalität langsam zurückkommt, herrscht in Schulen und Kitas noch Chaos. Wie passt das zusammen?
In Köln haben wir eine ganz gute Impfquote, aber in Schulen und Kitas ist die Quote deutlich geringer. Deswegen können Einschränkungen nicht in dem Maße zurückgenommen werden, wie das in anderen Bereichen möglich ist.
Im Januar hat das Gesundheitsamt die Kontaktnachverfolgung eingestellt. Wie hat sich die Arbeit seitdem verändert?
Wir haben uns seitdem auf die vulnerablen Gruppen konzentriert, damit dort keine schweren Verläufe auftreten. Wir sind noch stärker als zuvor in den Einrichtungen tätig, in denen Menschen zusammenleben. Wenn dort Fälle auftreten, beraten wir die Einrichtungen oder fahren mit Teams dort hin und nehmen Abstriche. Auch die Krankenhäuser beraten wir verstärkt. Zusätzlich haben wir unsere Spezialteams für Schulen, Kitas und Flüchtlingsunterkünfte ausgebaut. Wir haben uns mit diesen Maßnahmen dem Pandemiegeschehen angepasst.
Infizierte sollen seitdem ihre Gesundheitsdaten selbstständig im Portal Dikoma eintragen. Wie wird dieses Angebot genutzt?
Das wurde sehr positiv aufgenommen. Wir registrieren täglich 300 bis 400 neue Meldungen. Dadurch bekommen wir auch Daten, die wir von den Laboren nicht bekommen. Dadurch wiederum identifizieren wir Angehörige vulnerabler Gruppen, die wir dann betreuen können. Was die Eigenverantwortung angeht, möchte ich den Kölnerinnen und Kölnern ein Lob aussprechen. Wir dürfen aber jetzt nicht aufhören und müssen weiterhin achtsam bleiben.
Die Corona-Lage in Köln – Stadt beginnt mit Novavax-Impfungen
1002 betrug die Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag. Der Wert ist seit rund drei Wochen rückläufig. Der Höchstwert lag am 9. Februar bei 1923. Rund 213 000 Infektionen hat das Gesundheitsamt bisher gemeldet. Erst Anfang Januar waren es noch halb so viele.
81 Prozent der Kölner sind vollständig geimpft. Bundesweit sind es rund 75 Prozent, in NRW rund 78 Prozent. Fast 63 Prozent der Kölner sind geboostert.
974 Kölner sind im Zusammenhang mit dem Coronavirus seit Pandemiebeginn verstorben.
Die Stadt verimpft im Gesundheitsamt und in der Lanxess-Arena ab dem heutigen Montag den Proteinimpfstoff des US-Herstellers Novavax. Weil bisher nur eine begrenzte Menge zur Verfügung steht, hat das NRW-Gesundheitsministerium eine priorisierte Vergabe des Impfstoffs beschlossen.
Priorisiert für eine Novavax-Impfung sind Personen aus Gesundheitsberufen, die unter die einrichtungsbezogene Impfpflicht fallen. Dass Impfwillige zu dieser Gruppe gehören, müssen sie mit einer Arbeitgeberbescheinigung nachweisen. Online gibt es einen Vordruck:
Außerdem priorisiert sind Personen, die eine Unverträglichkeit in Bezug auf die vorhandenen Impfstoffe mit einem ärztlichen Attest nachweisen können. Ein Teil des Kölner Kontingentes steht aber auch anderen Impfwilligen zur Verfügung.
Wichtig dabei: Novavax steht aktuell ausschließlich über 18-jährigen ungeimpften Personen zur Verfügung. Eine Kombination mit anderen Impfstoffen ist derzeit nicht möglich. Für die Grundimmunisierung sind zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen erforderlich. Buchungen sind online möglich.