AboAbonnieren

Neue Anlage im KlärwerkMit dem Steb-Erdgas wird nun in Köln geheizt

Lesezeit 3 Minuten
Steb-Vorständin Ulrike Franzke und Umweltdezernent William Wolfgramm nehmen die Biogasaufbereitungsanlage symbolisch in Betrieb; im Hintergrund die Projektbeteiligten auf der Treppe der Anlage.

Steb-Vorständin Ulrike Franzke und Umweltdezernent William Wolfgramm nehmen die Biogasaufbereitungsanlage symbolisch in Betrieb; im Hintergrund die Projektbeteiligten auf der Treppe der Anlage.

Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln haben auf dem Gelände des Großklärwerks in Stammheim eine Biogasaufbereitungsanlage in Betrieb genommen.

Auf dem Großklärwerk in Stammheim ist die neue Biogasaufbereitungsanlage (BGAA) in Betrieb genommen worden. Darin wird überschüssiges Klärgas auf Erdgas-Qualität aufbereitet und ins Netz eingespeist. Voraussichtlich wird die Anlage der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) Köln rund 20 Gigawattstunden Biomethan pro Jahr erzeugen. Dies entspreche einer signifikanten CO₂-Einsparung von rund 4100 Tonnen pro Jahr. Ihrem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu arbeiten, sind die Steb damit einen großen Schritt nähergekommen.

Bislang wurde das Gas aus den Klärbehältern bereits in Gasspeicher geleitet und erzeugte im Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und Wärme. „Damit können wir nahezu 100 Prozent des gesamten Energiebedarfs des Großklärwerks decken“, sagte Sachgebietsleiter Jonas Bachnick. Um die Menge des Klärgases zu erhöhen, werden Fette, wie sie als Abfallprodukte in der Gastronomie entstehen, dem Klärschlamm zugegeben, die sogenannte Co-Fermentation.

Da das Biogas zu 60 Prozent aus Methan und zu 40 Prozent aus CO₂ besteht, Erdgas aber zu fast 100 Prozent aus Methan, wird in der neuen BGAA die Qualität des Biogases nun auf Erdgas-Niveau gehoben. Dieses wird dann von der Steb an ihren diversen Standorten genutzt, aber auch ins Netz eingespeist und heizt am Ende zum Beispiel städtische Bürogebäude und Schulen. Das Erdgasnetz fungiert somit als Langzeitspeicher.

Drei Jahre Bauzeit

„Für uns ist das ein Riesen-Schritt“, freute sich Projektleiter Wilfried Schmitz. Die Idee zu der Anlage gab es bereits 2011, als es mit der Inbetriebnahme des BHKW plötzlich einen Strom-Überschuss gab. 2014 wurde dann mit den Planungen für die BGAA begonnen. Beteiligt war auch die Rheinenergie, die für die Einspeiseanlage sorgte. Mehr als 400 Meter Gasleitungen wurden verlegt. Nach drei Jahren Bauzeit erfolgte dann gestern die Einweihung. Laut Schmitz gibt es bundesweit nur zwei weitere Klärwerke mit einer solchen Anlage.

Projektleiter Wilfried Schmitz erklärt, wie die neue Biogasaufbereitungsanlage der Steb funktioniert.

Projektleiter Wilfried Schmitz erklärt, wie die neue Biogasaufbereitungsanlage der Steb funktioniert.

„Die Inbetriebnahme der Biogasaufbereitungsanlage ist für uns ein Meilenstein. Damit verbessern wir nicht nur die Energiebilanz der Kläranlage erheblich, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der CO₂-Emissionen in Köln“, sagte Steb-Vorständin Ulrike Franzke. Umwelt-Dezernent William Wolfgramm betonte die bedeutende Rolle der Steb in der kommunalen Energiewende: „Dies ist ein wichtiger Beitrag zur klimaneutralen Energieversorgung der Stadt Köln und zur Erreichung unserer Klimaziele.“ Die Steb zeigten „mit innovativen Ideen und Projekten, wie die Energiewende erfolgreich gestaltet werden kann“. Auch NRW-Energie-Ministerin Mona Neubaur gratulierte per Videobotschaft: „Mit ihrem beispielhaften Engagement gehen die Stadtentwässerungsbetriebe Köln als Innovationstreiber voran.“

Die Steb wandeln sich in Stammheim zurzeit von einem reinen Klär- zu einem Energiewerk. Neben der BGAA sollen großflächig Photovoltaikanlagen errichtet werden, beispielsweise auf den Überdachungen von Klärbecken und auf Dächern. Zudem ist ein 150 Meter hohes Windrad in Planung. Allerdings gibt es dagegen Einwände aus der Bevölkerung. Die Bürgervereine befürchten beispielsweise eine Belastung der unmittelbaren Umgebung in Sachen Geräuschpegel und Schattenwurf. Die Steb hoffen aber auf Genehmigung.

„Je mehr weitere stromerzeugende Maßnahmen umgesetzt werden, desto mehr Klärgas bleibt für eine andere Nutzung übrig“, sagt Schmitz. „Auch eine zweite Biogasaufbereitungsanlage ist denkbar.“ Einen Platz auf dem Gelände haben die Steb dafür schon ausgeguckt.