NeubauHölderlin-Gymnasium gegen Aufteilung – Stadt sieht „schwerwiegende Risiken“
Köln-Mülheim – Am Hölderlin-Gymnasium in Mülheim liegen die Nerven blank. Das Gebäude ist zu klein und in einem desolaten Zustand, bereits seit mehr als zwölf Jahren warten die rund 750 Schüler sowie Eltern und Lehrer darauf, dass die Stadt die Schule in einen akzeptablen Zustand versetzt. 2017 hatte die Verwaltung den vom Rat beschlossenen Erweiterungsbau gestoppt. Begründung: Das Gymnasium sei so marode, dass man es abreißen und neu bauen müsse.
Ende 2020 hieß es, für einen Neubau sei das Grundstück an der Graf-Adolf-Straße 59 zu klein, deshalb müsse man die Schule auf zwei Standorte aufteilen. Der Vorschlag: 900 Meter entfernt, an der Holweider Straße 2, soll eine Dependance gebaut werden. Dagegen läuft nicht nur die Schule Sturm, auch das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt reagierte und forderte die Verwaltung auf, eine Planung für den Neubau des Gymnasiums an einem Standort zu erstellen.
Schulbauamt schmettert kreative Lösungsvorschläge ab
Kaum war der Antrag gestellt, reagierte das Schulbauamt mit einer langen Stellungnahme und einer Mitteilung. Darin heißt es, eine Architektenstudie komme „zu dem Ergebnis, dass die Realisierung des gesamten Neubaus auf dem Grundstück Graf-Adolf-Straße 59 schwerwiegende Risiken birgt. Die Verwaltung schließt sich dieser Sichtweise vollumfänglich an.“
Dem Wunsch der Ratsmehrheit, kreative Lösungen zu finden und eventuell Ausnahmeregelungen zu schaffen, begegnete das Schulbauamt mit einer Auflistung vieler Vorschriften bezüglich der erforderlichen Raumgrößen. Zur Frage, ob der benachbarte Park als Pausenhoffläche ausgewiesen werden kann, betont man, es sei „zweifelhaft, dass diese Freifläche baurechtliche Anerkennung findet“.
Wenig Lehrerparkplätze geplant
Fraglich sei auch, ob die für den Neubau erforderliche Fällung schützenswerter Bäume genehmigungsfähig sei. Bezüglich der Planungen für wenigstens vier Vollgeschosse plus zusätzliche Dachnutzung äußert das Schulbauamt „gravierende Zweifel daran, dass diese Geschossigkeit in dieser Lage denkmal- sowie baurechtlich genehmigungsfähig sein wird“.
Auch der Umstand, dass die am 6. Mai vom Rat beschlossene Stellplatzsatzung künftig an Schulen deutlich weniger Lehrerparkplätze vorschreibt als bisher, führt aus Sicht der Verwaltung nicht zur Entspannung der Platznot. Diese Satzung sei ja „noch nicht rechtskräftig“. Zum Vergleich: Am ähnlich großen Dreikönigsgymnasium wären nach der neuen Satzung statt 53 nur rund 20 Lehrerparkplätze nötig gewesen.
Grüne kritisiert Reaktion der Schulverwaltung
Fazit der Verwaltung: Die Ein-Standort-Lösung sei „nur in Verbindung mit schwerwiegenden Risiken und unglücklichen Kompromissen wie der Parknutzung denkbar“.
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„Nicht überzeugend“ findet Bärbel Hölzing, schulpolitische Sprecherin der Grünen, die Antworten des Schulbauamts. „Anstatt zu sagen, es gibt Probleme, aber die lösen wir“, heiße es reflexartig: „Geht nicht“. Man könne „den Eindruck gewinnen, die Verwaltung betrachtet den Antrag der Ratsmehrheit bereits als erledigt, bevor der Schulausschuss ihn behandelt hat“.
Aufteilung auf zwei Standorte wäre „fies“
„Wir wollen verhindern, dass diese kleine, feine Schulgemeinde unnötigerweise auseinandergerissen wird und das gesamte Konzept dieser Schule darunter leidet. Das kann man einem über 100 Jahre alten Gymnasium nicht antun, das wäre eine Katastrophe“, betont Melanie Berg, Sprecherin der Schulpflegschaft am Hölderlin-Gymnasium.
Eine Aufteilung auf zwei Standorte würde die bewährten Strukturen und das besondere Miteinander an der Schule zerstören. Es sei „fies“ von der Stadt gewesen, „erst Workshops abzuhalten, in denen die Schule ihre Vorstellungen vom Raumprogramm frei entwickeln sollte, und dann zu sagen, das gehe alles nicht, weil man die Schule auf zwei Standorte aufteilen müsse“