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Konzert im PalladiumFaber spielt in Köln viel mehr als ein Pop-Konzert

Lesezeit 3 Minuten
Faber beim Konzert in Köln.

Der Schweizer Künstler Faber begeisterte im Palladium.

Der Schweizer Sänger-Songwriter Faber beendet im ausverkauften Palladium seine Deutschlandtour.

Während himmlische Geigenklänge und Soprangesang das Palladium erfüllen, steht der Sänger „Faber“ neben der Bühne und zieht ein letztes Mal an seiner Zigarette. Noch wurde der Schweizer von dem Großteil des Publikums nicht entdeckt. Man könnte meinen, dass es sich um den Auftakt einer italienischen Oper handelt, doch dafür sind die rund 4000 Besucherinnen und Besucher viel zu jung. Faber, gebürtig Julian Pollina, drückt den Zigarettenstummel aus und tritt ins Rampenlicht. Er beginnt zu singen: „Ich bin ganz allein, ganz allein mit dem Gefühl allein zu sein“. Tosender Applaus setzt ein. Der erste Akt eines etwas anderen Pop-Konzerts hat begonnen.

Die Zeilen stammen aus dem Lied „Du kriegst mich nicht zurück“ vom aktuellen Album „Addio“. Das vierte Studio-Album des 30-Jährigen ist im Sommer erschienen. Der Auftritt am Sonntag im Palladium ist Teil der Deutschlandtour. Bis September trat Faber in 17 deutschen Städten auf, in Köln fand die Tour ihren krönenden Abschluss. „Es ist und war immer wunderschön in Köln Konzerte zu spielen“, sagt Faber gleich am Anfang. Deshalb sei er auch froh darüber, seine Tour in der Domstadt beenden zu können.

Köln: Faber singt über Zweifel und Einsamkeit

Immer wieder verzieht Fabers sein Gesicht vor Schmerz. Es scheint, als würde er leiden. Die Haltung ist leicht gebeugt. Der teils gequälte Eindruck passt zu den eher melancholischen Liedtexten einiger Songs. In „Alles Gute“, einer seiner bekanntesten Lieder, singt er über Selbstzweifel und Einsamkeit. Das schmerzverzerrte Gesicht hätte aber nichts mit dem Ganzen zu tun. Er habe sich vor kurzem eine Rippe gebrochen, beichtet der Sänger leicht beschämt.

Insgesamt acht Musikerinnen und Musiker stehen an seiner Seite, und begleiteten ihn. Neben den typischen Bandinstrumenten wie Bass, Gitarre, Keyboard oder Schlagzeug sind klassische Orchesterinstrumente, darunter Geige, Cello und Posaune, zu hören. Orgelklänge und Chorgesänge sind in die Kompositionen integriert. Zudem verweist das Album-Cover auf die musikalischen Anleihen aus Oper und Religion, denn es erinnert an das Ölgemälde „Die Gefangennahme Christi“ des italienischen Renaissance-Malers Caravaggio.

Faber mischt viele Genres und Sprachen

Außerdem performt der Schweizer drei Songs auf italienisch, alle sind Teil seines neuen Albums. Momente, in denen das sonst so textsichere Kölner Publikum eher still lauscht. Der italienische Einfluss ist vermutlich zurückzuführen auf Fabers Vater „Pippo Pollina“, einem sogenannten Cantautori. Also einem italienischen Sänger, der seine meist poetischen Liedtexte selbst verfasst. Sonst singt Faber hauptsächlich auf Hoch- und Schweizerdeutsch.

Also eine experimentelle Mischung aus diversen Musikgenres und Sprachen, die aber offensichtlich funktioniert und einen durchaus „populären“ Charakter innehat. Faber selbst bekennt, dass er sich lange als „nicht ernstzunehmenden Teil“ der alternativen Pop-Szene wahrgenommen habe. Auftritte, wie die in Köln, würden ihm hingegen zeigen, dass dieser „Minderwertigkeitskomplex“ völlig unbegründet sei.

Alles andere als einen Minderwertigkeitskomplex haben die fiktiven Charaktere in seinen Songs. Immer wieder schlüpft er in neue Rollen, um Gesellschaftskritik zu betreiben. In „Leon“ nimmt er die Perspektive eines egoistischen Machos ein, der „nur im Sternzeichen Jungfrau“ ist und Nummern klärt „wie ein Mathematiker“. Die überspitzten und oftmals vulgären Liedtexte zielen vor allem auf eines ab: Provokation. Kunst solle aufregen, findet Faber. Das wolle er auch wieder mit seinem Album „Addio“ erreichen, das er selbst als „die unausweichliche Tragödie der Arroganz“ bezeichnet.