16 Mal treten Martin Schopps, Volker Weininger und JP Weber in der Vorweihnachtszeit gemeinsam auf.
Weihnachtsshow in Köln„Herrengedeck“ feiert mit rappendem Jesus Premiere in der Stadthalle
Wenige Tage vor dem ersten Advent ist das mit der Besinnlichkeit so eine Sache. In eine richtig ernstgemeinte Weihnachtsstimmung können sich Ende November trotz Weihnachtsmarkt und Lichtermeer in der Stadt wohl nur die hartgesottensten Weihnachts-Fans hineinfühlen. Jörg P. Weber kann es jedenfalls nicht, wie er gleich zu Beginn unmissverständlich klarstellt. „Leck mich am Arsch, ist mir besinnlich.“
Gut so, dass das „Herrengedeck“, bestehend aus Weber, Volker Weininger und Martin Schopps das komplette Besteck der Adventszeit auf der Bühne der Stadthalle ausbreitet. Im zweiten Jahr in Folge gastieren drei der wohl gefragtesten Karnevals-Redner mit ihrer gemeinsamen Weihnachtsshow in Mülheim. Auch quantitativ hat das Trio aufgestockt und legt in diesem Jahr vier Geschenke mehr unter den Weihnachtsbaum. Nach zwölf Auftritten im vergangenen Jahr stehen die Drei in diesem Jahr bis zum 21. Dezember ganze 16 Mal auf der Bühne. Teil des üppigen Abends, der sich insgesamt über viereinhalb Stunden erstreckt, ist ein Drei-Gänge-Menü. 79 Euro kostet das Ticket.
Das „Herrengedeck“ in Köln: Sportlich unterwegs auf dem Glühweinwanderweg
Viel mehr Wert als auf die Besinnlichkeit legt das Trio, das erstmals in der Corona-Session gemeinsam auf der Bühne stand, ganz offensichtlich auf die Besinnungslosigkeit. Kaum überraschend, wenn Weininger in seiner Rolle als sternhagelvoller „Sitzungspräsident“ aufgeht. Der berichtet von seiner sportlich geprägten Vorweihnachtszeit. Stichwort: Glühweinwanderweg. „Ganz bewusst entschleunigt – zwölf Buden in zehn Minuten. Man muss es ja unter der Woche nicht übertreiben“, lallt er.
Die Drei arbeiten sich in den drei Show-Blöcken zwischen Hühner-Bouillon und Rinderroulade durch alle denkbaren Advents- und Weihnachtsthemen. Vom Weihnachtsmarktbesuch, über die Geschenksuche, missglückte Vorbereitungen auf den Heiligen Abend und das Chaos an den Raclette-Pfännchen.
Martin Schopps als rappender Jesus
Die umgetexteten Gassenhauer – nicht nur kölsche – gehören zu den stärksten Nummern des Abends. Nur begleitet von Michael Knipprath am Piano und JP Weber an seiner „Flitsch“ singt das Trio etwa auf die Melodie von „Santa Maria“ über Jesus‘ unbekannten Cousin Wolfgang. Der ist angesichts der unbefleckten Empfängnis seiner „Tante Maria“ misstrauisch geworden und glaubt fest an einen Seitensprung. „Du kanntest ihn vom Sport. Ihr hattet doch bei Pontius Pilates.“
Aus der „Kaffeebud“ wird die „Glühweinbud“, an der in Köln gefühlt die ganze Welt (von Kerpen bis Rotterdam) zusammenkommt. Musikalische Vielseitigkeit beweist Schopps auf die Töne von „Huusmeister Kaczmarek“ als rappender Jesus. Der wäre, falls es damals schon Instagram gegeben hätte, der wahrscheinlich größte Influencer seiner Zeit gewesen und tut nun Kunde über seine „krassen Moves“: „Kannst du den Finger nicht mehr spüren, muss ich dich nur kurz berühren. Dat is minge Job.“ Eine gute Figur gibt auch Volker Weininger als bockloser und Kinder hassender Miet-Weihnachtsmann ab.
JP Weber singt von seinem Schöckelpääd
Für die obligatorische Weihnachtsgeschichte lässt sich Martin Schopps auf dem ebenso obligatorischen roten Samt-Sessel nieder. Die Geschichte ist eine Koproduktion mit seinem 2022 verstorbenen Vater Fritz Schopps, der als „Rumpelstilzje“ viele Jahre lang einer der gefragtesten Redner im Karneval war. Die bereits im vergangenen Jahr vorgetragene Erzählung über die Düsseldorferin Marie und dem Kölner Jupp bekommt in diesem Jahr ein Update – und endet im Kölner Zoo in der Krippe von Geißbock Hennes.
Für einen der wenigen ernsthaft besinnlichen Momente sorgt Weber mit Flitsch und dem Lied über ein besonderes Weihnachtsgeschenk. Ein „Schöckelpääd“, mit dem er als Kind wie mit einer Zeit-Raum-Maschine dem Alltag entfloh und gedanklich an die Orte seiner Träume reiste.
Und irgendwie fühlt sich das Weihnachtsfest beim Verlassen der Stadthalle – vielleicht auch aufgrund des gut gefüllten Magens – doch nicht mehr so unendlich weit entfernt an, wie noch fünf Stunden zuvor.