Die attackierten Beamten leiden bis heute unter den schweren körperlichen und seelischen Folgen des Vorfalls.
Routineeinsatz in Holweide wird zum Gewaltexzess22 Monate Haft für Jugendlichen nach brutalem Übergriff auf Polizisten
Eigentlich war es ein Routineeinsatz, den ein Polizeibeamter (36) und seine Kollegin (27) im August 2023 durchführten, als sie wegen eines Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz ein Auto in Holweide entsiegelten. Plötzlich näherten sich zwei Jugendliche, die den Beamten verdächtig vorkamen. Sie kontrollieren die beiden und stellen bei einem von ihnen den Schlüssel zu dem gerade entsiegelten Fahrzeug sicher. Als sie daraufhin die Personalien der beiden Jugendlichen in einer nahe gelegenen Asylbewerberunterkunft feststellen wollten, sahen sich die beiden Beamten plötzlich einer schockierenden Gewaltexplosion gegenüber. Nur nach dem Einsatz von Pfefferspray, einem Taser sowie durch die Unterstützung alarmierter Kollegen konnte die Situation unter Kontrolle gebracht werden.
Am Mittwoch stand nun einer der Haupttäter, der Halbbruder eines der beiden kontrollierten Jugendlichen, wegen zweifachen besonders schweren tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte sowie Widerstands, Nötigung und gefährlicher Körperverletzung vor einer Jugendabteilung des Amtsgerichts. Der zum Tatzeitpunkt 19-Jährige wurde nach Jugendstrafrecht zu 22 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Der Haftbefehl gegen den Heranwachsenden blieb in Kraft. „Das ist eine wirklich heftige Tat gewesen“, sagte die Vorsitzende Richterin. Und weiter: „Das war eine massive Eskalation, insbesondere auch von Ihnen.“ Mit hoher Gewaltintensität habe er wiederholt auf einen Beamten eingeschlagen. Grund sei gewesen, dass die Beamten seinen Halbbruder hätten festnehmen wollen. „Das Ausmaß der Gewalt ist schwer nachvollziehbar“, sagte die Vorsitzende in der Urteilsbegründung weiter.
Nach der Tat in Holweide nach Frankreich abgesetzt
Der Angeklagte hatte sich nach der Tat nach Frankreich abgesetzt, wo er weitere Straftaten beging und zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Im September wurde er dann an die Bundesrepublik ausgeliefert. Vor Gericht räumte er die Vorwürfe ein und versuchte sich zu entschuldigen, was von den Beamten teils angenommen, teils abgelehnt wurde. Vor August 2023 war der Heranwachsende noch nicht mit Gewaltdelikten aufgefallen. Völlig jungfräulich war sein Kerbholz dennoch nicht, er war unter anderem bereits wegen Diebstahls vorbestraft. Der 36-jährige Beamte hatte bei der Auseinandersetzung, in die sich auch eine damals Schwangere sowie die Mutter der Brüder einmischte, einen Brustsehnen-Abriss erlitten. Unter der sehr schmerzhaften Verletzung leidet der Mann auch noch mehr als ein Jahr nach der Tat massiv. Zusätzlich erlitt er noch einen Nasenbeinbruch und einen Riss des Kreuzbands. Seine Kollegin ist ebenfalls bis heute nachhaltig traumatisiert und befindet sich in psychologischer Behandlung. Bis heute verrichtet sie auf eigenen Wunsch keinen Außendienst mehr.
Bereits im vergangenen Mai waren die beiden Brüder des nun Angeklagten schuldig gesprochen worden. Eine Strafe behielt sich das Gericht damals vor und ordnete erzieherische Maßnahmen sowie Sozialstunden an.
Die ebenfalls an der Tat beteiligte Schwangere wurde ebenfalls zu Sozialstunden verurteilt.