AboAbonnieren

„Moderne Stadt“ zieht Klage zurückDenkmalstreit um Deutzer Hafen in Köln beendet

Lesezeit 3 Minuten
Ellmühle Köln

Blick aufs geplante Stadtquartier: Rund um die Ellmühle (links) entstehen unter anderem Wohnungen, Büros.

Köln – Die "Moderne Stadt" und die Stadt Köln haben ihren zweijährigen Rechtsstreit um den Umfang des Denkmalschutzes im Deutzer Hafen nach Rundschau-Informationen außergerichtlich beendet. Der Kompromiss sieht einen deutlich geringeren Anteil der traditionsreichen Ellmühle vor Umbauten geschützt, als Stadtkonservator Thomas Werner das ursprünglich gefordert hatte. Dagegen hatte die "Moderne Stadt" im Januar 2019 vor dem Verwaltungsgericht Köln geklagt, sie sah die 90 Prozent Unterschutzstellung für die Mühle skeptisch, weil sie die spätere Vermarktung erschwert.

Pikant: Städtische Firma verklagte ihren Besitzer

Die besondere Note: Die "Moderne Stadt" ist das Stadtentwicklungsunternehmen der Stadt, zu 49 Prozent gehört es ihr, die anderen 51 gehören den Stadtwerken. Die Firma verklagte ihren eigenen Besitzer, diese Klage zog sie nun zurück, dadurch ist die Mühle ein Denkmal.Die Ellmühle stammt aus dem Jahr 1910, einst waren es zwei Häuser: die Auermühle und die Mühle "Leysieffer & Lietzmann", später einzeln als Ellmühle bekannt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile zerstört, wuchsen danach zur Ellmühle zusammen. Die "Aurora-Sonnenstern"-Schriftzüge zieren Teile des Ensembles, sie stehen für die Mehl-Traditionsmarke.Im Deutzer Hafen entsteht in den nächsten Jahren ein Wohn- und Arbeitsviertel für tausende Menschen (siehe Info-Text), die "Moderne Stadt" leistet die Vorarbeiten, Investoren bebauen später die Grundstücke mit Häusern oder bauen bestehende Gebäude um, beispielsweise die "Ellmühle".

Ellmühle und Deutzer Hafen

2021 am Jahresende will Goodwill laut eines Sprechers die Gebäude der Ellmühle an die Stadt übergeben. 365 000 Tonnen Weizen und Roggen mahlte Goodwill dort, "eine der bedeutendsten Mühlen in Europa". Nun erfolgt etappenweise der Umzug nach Krefeld.

Noch dieses Jahr beginnt die "Moderne Stadt" mit ersten Sicherungsarbeiten im Deutzer Hafen, bis nach 2030 soll dort auf einer Fläche umgerechnet so groß wie rund 52 Fußballfelder ein neues Stadtquartier entstehen. In 3000 Wohnungen, davon 30 Prozent mit gedeckelter Miete, sollen 6900 Menschen wohnen sowie weitere 6000 Arbeitsplätze geschaffen werden. (mhe)

Die Frage war, wie viel der alten Mühle samt ihrer elf Silos bestehen bleiben muss. Der Kompromiss sieht vor: Sechs Silos können im Inneren umgenutzt werden, unter anderem für Wohnungen, auch Fenster sind erlaubt - solange ein großer Teil der Fassade erhalten bleibt ober wiederhergestellt wird. So soll zum einen das typische Erscheinungsbild des Deutzer Hafens gewahrt werden und zum anderen die Fläche größtmöglichst ausgenutzt werden.

Stadtkonservator Werner sagte: "Die denkmalrechtliche Zusicherung mit Blick auf den zukünftigen baulichen Umgang mit dem Mühlenensemble bietet eine verlässliche und konstruktive Grundlage für die kommenden Projektentwicklung."

Wie 2019 berichtet, hatten die Verfasser einer Machbarkeitsstudie auf dem Mühlenareal nur 44 Prozent Wohnungen als möglich erachtet, geplant waren mal 70 Prozent. Für Büros und Hotels waren 48 Prozent vorgesehen. Die Studie war nicht bindend, aber dokumentierte den Konflikt: Je mehr Denkmalschutz, desto weniger Wohnungen. Das führte zum Prozess, allerdings hatte die "Moderne Stadt" keine andere Chance als die Klage, ein vorgeschaltetes Widerspruchsverfahren gibt es nicht mehr. Nun sagte Andreas Röhrig, Geschäftsführer der "Modernen Stadt": "Es war stets unser gemeinsames Ziel, die städtebauliche Figur und den Charakter des Gesamtensembles der Mühlen zu bewahren.

Das könnte Sie auch interessieren:

Allerdings müssen wir auch wirtschaftlich zumutbare Rahmenbedingungen schaffen, um Investoren für die langfristige Realisierung des Projektes zu gewinnen."Nach Rundschau-Informationen soll noch in diesem Jahr die Vergabe für die beiden Flächen der Mühlen erfolgen - und zwar anhand des besten Konzeptes und nicht nur nach dem Preis.