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Mobilitätsmesse am RudolfplatzKann Köln von Wien lernen?

Lesezeit 2 Minuten

Wie umgehen mit der Mobilität? Ideen dazu gab es rund um die Ringe.

Köln – Für den Open-Air-Teil der Messe „Polis mobility“ war der Ring am Samstagnachmittag bis in den Abend zwischen Friesen- und Rudolfplatz gesperrt. Außer Autos und Motorrädern durften auf dem Abschnitt Fahrzeuge vom E-Roller bis zum Lastenfahrrad ausprobiert werden, die umweltschonende Mobilität versprechen. Die Chance, gleichzeitig zu Fuß über die Fahrbahnmitte des Hohenzollernrings zu schlendern, führte allerdings einen Konflikt vor Augen, der im „Polis camp“ von „Fuss e.V“. auf dem Rudolfplatz angesprochen wurde: Nutzungskonflikte im Verkehrsraum.

Ortsgruppensprecherin Anne Grose hatte die Wiener Fußverkehrbeauftragte Petra Jens und ihren Kölner Amtskollegen Nico Rathmann zu einem Gesprächsaustausch eingeladen. „Was kann Köln von Wien lernen?“, lautete die Kernfrage deshalb, weil die österreichische Hauptstadt bereits seit zehn Jahren eine Fußgängerbeauftragte hat, die Domstadt aber erst seit knapp drei Monaten und in NRW obendrein Pionierarbeit leisten muss.

Köln will Wiener Geh-Café-Idee aufgreifen

„Eigentlich brauchen wir dich nicht, wir tun doch schon das Beste“, hörte die Wienerin anfangs aus Politik und Verwaltung. Trotz geringem Interesse am Thema Fußgängerverkehr stellte sie das „Geh-Café“ auf die Beine. Immer mehr Wienerinnen und Wiener kamen zusammen, um angenehme, grüne und ruhige Fußwege durch ihre Stadt zu finden und zu erkunden. Wertvolle Bilddokumente gingen aus den Treffen hervor, die auch das Technische Museum für eine Ausstellung anfragte. Außerdem eine Gehwegkarte mit Entfernungs- und Minutenangaben, die schnell vergriffen waren und nachgedruckt werden mussten.

Im regen Austausch: Petra Jens aus Wien, Moderatorin Anne Grose und der Kölner Fußverkehrsbeauftragte Nico Rathmann (v.l).

Nico Rathmann will die Geh-Café-Idee aufgreifen, die in Lindenthal schon einmal gelaufen ist, wie Anne Grose berichtete, und bald mit Rollatoren und Rollstühlen fortgesetzt werden soll. Der Neu-Kölner bat um Verständnis, dass er Zeit brauche, um für die zahlreichen Problemmeldungen und Anregungen, die bei ihm eingingen, die zuständigen Antwortgeber unter den etwa 20 000 städtischen Bediensteten zu finden.

Von „Elterntaxis“ und „Superblocks“

In 23 Felder hat er die Themen bisher sortiert, darunter behinderte Straßenüberquerungen durch Parken an Knotenpunkten und schlecht aufgestellte Verkehrsschilder, fehlende oder von E-Scooter versperrte Gehwege, irreführende Baustellenbeschilderungen, gefährliche Situationen durch die sogenannten „Elterntaxis“.

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Einig sind sich die Fußverkehrsbeauftragten beider Metropolen, dass Räder und Scooter von Gehwegen auf die Straße verlagert werden sollten, dass Zebrastreifen sinnvoller als Ampeln seien und der Fußverkehr bei Stadtplanungen stärker berücksichtigt werden muss. Vorbild für Köln könnten die neuen Wiener „Superblocks“ sein, die Siedlungen, in denen Nahversorgung in höchstens 15 Minuten fußläufig erreichbar ist.