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Mehr SchlagkraftDer Ordnungsdienst in Köln hat seine neue Zentrale bezogen

Lesezeit 3 Minuten
Ordnungsamtchef Köln am Boxsack (1)

Ordnungsamtschef Wolfgang Büscher testet einen Boxsack im neuen Trainingsraum des Ordnungsdienstes in Müngersdorf.  

Köln – Er hat es noch geschafft. Wenige Monate vor seiner Pensionierung nach 50 Jahren bei der Stadt Köln konnte Ordnungsamtschef Wolfgang Büscher Anfang April den Umzug des Ordnungsdienstes in ein neues Dienstgebäude an der Aachener Straße 1042 verkünden. Mehr als zwei Jahre hatte der Umbau der ehemaligen RTL-Zentrale gedauert, davor hatte man schon jahrelang ein neues Domizil gesucht. Am Donnerstag stellte Büscher die neuen Räumlichkeiten gemeinsam mit Stadtdirektorin Andrea Blome vor. Und teilte dabei auch mal kräftig aus. In einem Trainingsraum der Behörde testete er spaßeshalber einen Boxsack.

Mehr Schlagkraft soll der Ordnungsdienst vor allem durch mehr Mitarbeiter erhalten. Doch lange Zeit konnte man kein zusätzliches Personal einstellen, weil es im Stadthaus in Deutz an Umkleiden, Spinden und Duschen mangelte. Der Personalrat habe Neueinstellungen einen Riegel vorgeschoben, so Blome. „Es lag nicht an den Planstellen. Der Platz fehlte einfach.“

In der neuen Ordnungsdienst-Zentrale an der Aachener Straße 1042 in Junkersdorf residierte früher der TV-Sender RTL.

10 000 Quadratmeter Fläche

Jetzt ist reichlich Platz vorhanden. 10 000 Quadratmeter Fläche und 450 Parkplätze stehen den 220 Bediensteten am neuen Standort in Junkersdorf zur Verfügung. Es gibt frisch renovierte Büros, Schulungs- und Aufenthaltsräume, Duschen, Umkleiden und vieles mehr. Die Einrichtung ist hell, modern und zweckmäßig, bei den Details wurde auf typische Bedürfnisse der Mitarbeitenden geachtet. Im Sozialraum hat zum Beispiel „jeder ein eigenes Fach mit eigenem Anschluss für Smartphone und Funkgerät, wo die Geräte nach Dienstschluss aufgeladen werden“, erläutert Büscher.

Dort sollen in Zukunft auch die Bodycams angedockt werden, die der Ordnungsdienst voraussichtlich Ende des Jahres im Rahmen eines zweijährigen Pilotversuchs einführen will. Man sei in Gesprächen mit verschiedenen Anbietern von Körperkameras und teste intern bereits Probeexemplare, so Christoph Halasa vom Ordnungsamt, der den Umbau in Absprache mit den Eigentümern, der GS Immobiliengruppe, geplant hat. Mit der neuen Zentrale sind erstmals alle Aufgabenbereiche des Ordnungsdienstes unter einem Dach vereint. Bis April waren die derzeit rund 180 Außendienstkräfte im Stadthaus in Deutz untergebracht, ihre Schulungen fanden aber in Mülheim statt.

In den 90er-Jahren produzierte RTL im großen Studio tief unter der Erde TV-Shows wie „Tutti Frutti“.

Dort hätten Nachbarn immer wieder mal die Polizei gerufen, wenn es laut wurde, erzählt Ausbildungsleiterin May-Britt Broich. Denn um die Ordnungsdienstkräfte auf mögliche Gefahren im Einsatz vorzubereiten, werden in den Schulungen Bedrohungssituationen nachgestellt – samt Anbrüllen und aggressivem Verhalten.

Dieses so genannte „Einsatz- und Lage-Training“ findet jetzt schallgeschützt tief im Keller der neuen Zentrale statt, die über sieben Untergeschosse verfügt. Wo RTL in den 90er-Jahren in einem riesigen Fernsehstudio TV-Shows wie „Tutti Frutti“ produzierte, befindet sich jetzt eine große Turnhalle, in der die Ordnungsdienstkräfte Abwehrtechniken, Selbstverteidigung und den Einsatz des Teleskopabwehrstocks lernen. In einem Nebenraum ist ein Kneipentresen aufgebaut, wo man üben kann, wie man sich bei potenziellen Konfliktsituationen in Gaststätten am besten verhält. „Wir versuchen, die Mitarbeitenden bestmöglich auf die Lage draußen vorzubereiten“, sagt Broich.

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Dank der neuen Möglichkeiten können künftig pro Jahr 48 statt 24 neu eingestellte Personen ausgebildet werden. Büscher hofft, die derzeit rund 120 vakanten Planstellen bis Ende 2024 besetzen zu können. Er räumt ein, dass der neue Standort tief im Westen dazu führt, dass der Ordnungsdienst längere Wege zurücklegen muss. „Wir werden mehr Kilometer fahren.“ Die Einsatzzeiten im Rechtsrheinischen sollen darunter aber möglichst nicht leiden.