AboAbonnieren

Mehr als 1000 TeilnehmerDemos in Köln zum Krieg in Nahost verlaufen friedlich

Lesezeit 3 Minuten
Zu der Pro-Palästina-Demo auf dem Roncalliplatz kamen am Sonntag rund 500 Menschen.

Zu der Pro-Palästina-Demo auf dem Roncalliplatz kamen am Sonntag rund 500 Menschen.

In Köln fanden am Wochenende mehrere Demonstrationen zum Krieg in Nahost statt. Zu Zwischenfällen kam es dabei nicht.

Mehr als 1000 Menschen haben am Wochenende in Köln bei verschiedenen Kundgebungen gegen die Gewalt im Nahen Osten protestiert. Trotz einer teils aufgeheizten Atmosphäre verliefen die Demonstrationen friedlich. Bereits am Freitagabend und am Samstag gab es in der Stadt Demos pro Palästina und pro Israel. Am Sonntagnachmittag kamen auf dem Roncalliplatz am Dom rund 500 Menschen zu einer Kundgebung unter dem Titel „Solidarität für Palästina“ zusammen. Viele Teilnehmer trugen palästinensische Fahnen und PLO-Tücher, vereinzelt wurden auch türkische Fahnen geschwenkt. Auf Transparenten erhoben die Demonstranten Forderungen wie „Rachekrieg beenden. Keine weiteren Massaker “ oder „Deutschland darf Menschenrechtsverletzungen nicht billigen“. Auch Botschaften wie „Die Medien lügen“ waren zu lesen. Redner und Demoteilnehmer beklagten, die Perspektive der Palästinenser werde ignoriert.

Kritik an der Bundesregierung

Einige Demonstranten erhoben massive Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Israels Bombenangriffe im Gazastreifen, bei denen mehr als 2000 Frauen und Kinder getötet worden seien, würden „mit 100-prozentiger Unterstützung von Kanzler Olaf Scholz“ erfolgen, meinte ein Demoteilnehmer. Nach den beispiellosen Attacken der palästinensischen Terror-Organisation Hamas auf Israel am 7. Oktober, der nach israelischen Angaben mehr als 1400 Menschenleben forderte, hatte Israel mit Luftangriffen geantwortet, dabei starben nach palästinensischen Angaben bisher mindestens 4100 Menschen. Eine Rednerin auf der Pro-Palästina-Demo nannte das eine „ethnische Säuberung“, der die ganze Welt tatenlos zusehe. „Stoppt den Genozid“ und „Freiheit für Palästina“ skandierte die Menge lautstark.

Die israelischen Opfer des aktuellen Konflikts spielten bei der Pro-Palästina-Demo keine Rolle. Nur wenige Meter entfernt demonstrierten jedoch rund 15 Personen mit Israel-Fahnen gegen Antisemitismus und Judenhass. Sie riefen dazu auf, Gaza von der Hamas zu befreien. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, man hatte sogar Kräfte aus Bayern hinzugezogen. Eingreifen mussten die Beamten jedoch nicht.

Palästinenser und Juden gemeinsam für den Frieden lautete das Motto des Friedensmarsches am Sonntag.

Palästinenser und Juden gemeinsam für den Frieden lautete das Motto des Friedensmarsches am Sonntag.

Ebenfalls rund 500 Menschen beteiligten sich am Sonntagnachmittag an einem Friedensmarsch vom Heumarkt zum Chlodwigplatz. Unter dem Motto „Solidarität mit allen Menschen, die vom israelisch-palästinensischen Krieg betroffen sind“ hatte ein privater Freundeskreis von Juden und Palästinensern gemeinsam zu der Demonstration aufgerufen. Unter den Teilnehmer war auch Senta (46), die sich im Kölner Friedensforum engagiert. Sie wolle „zeigen, dass es immer eine Alternative zur Gewalt gibt. Dass viele Menschen Sehnsucht nach Frieden und friedlichem Zusammenleben haben“, sagte sie. Leider sei eine „Verrohung der Politik“ festzustellen, die Konflikte zunehmend gewaltsam lösen wolle, statt auf Dialog zu setzen.

Frieden schaffen ohne Waffen

„Schön, dass so viele junge Leute dabei sind“, meinte Resi (73) aus Köln, die selbst schon bei den Friedenskundgebungen der 80er-Jahre mit demonstriert hat. Ihr sei wichtig, jetzt ein Zeichen für Frieden in Nahost zu setzen. Und zwar ohne für eine Seite Partei zu ergreifen. „Die Menschen dürfen sich nicht gegeneinander aufhetzen lassen.“ Folgerichtig skandierten die Teilnehmer: „Frieden schaffen ohne Waffen“. Eine Rednerin sagte, natürlich gebe es „keine einfache Lösung“ für den Nahostkonflikt. Aber klar sei: „Terror ist keine Lösung. Besetzung ist keine Lösung.“ Sie sparte auch nicht mit Kritik an der israelischen Lösung. Die habe mit den Bombardierungen als Reaktion auf den Hamas-Terror „Kriegsverbrechen begangen“. Das hätten die deutschen Medien bisher leider nicht verurteilt.