Feuer auf Kölner SpielplatzSchon zum dritten Mal brannte die Schaukel
Lindenthal – Die Flammen weckten Nachbarn. Sie loderten auf dem Spielplatz an der Hochwaldstraße in Lindenthal in den Nachthimmel aus der Nestschaukel heraus, in der tagsüber kleine Kinder sitzen. Warum setzen Menschen ein solches Spielgerät in Brand? Die Frage stellen sich die Anwohner der Hochwaldstraße nun schon zum dritten Mal – und finden keine Antwort. Nur eines steht fest: In der Nacht vom 14. Auf den 15. Januar hat jemand einen vertrockneten Tannenbaum, der auf dem Platz lagerte, in die Schaukel befördert und angezündet.
Drei Mal brannte es auf dem Spielplatz
Das Ergebnis war ein verkohltes Spielgerät. Es musste abgebaut werden. Seitdem warten die Kinder darauf, dass es ersetzt wird. Der Anwohner und Spielplatzpate Robert Puppel kann es nicht fassen: „Die Schaukel brannte bereits am 5. Januar und auch vor drei Jahren schon einmal“, schildert er. Während damals nur die Hülsen der Ketten, an denen sie aufgehängt ist, angeschmort waren und erneuert werden mussten, hat der oder haben die Täter dieses Mal ganze Arbeit geleistet.
Die Nestschaukel musste entfernt werden. Nun klafft ein Loch unter dem Gerüst, an dem sie hing. Puppel kann sich keinen Reim auf den Anschlag auf das Spielgerät machen: „Vielleicht sind es Jugendliche, die Unfug treiben“, mutmaßt er.
Abendlicher Treffpunkt für Jugendliche
Der kleine Spielplatz ist laut Schilderung des Spielplatzpatens abends ein Treffpunkt junger Menschen, die dort auch einmal das eine oder andere Bier trinken. Oft räumt Puppel am nächsten Tag die Flaschen weg, manchmal auch Scherben. Er ärgert sich zwar über die Hinterlassenschaften, aber versteht auch die Jugendlichen.
„Wir waren ja alle selbst einmal jung. Wir wissen, wie schnell eine Flasche umkippt und zu Bruch geht. Es wäre einfach schön, wenn die jungen Leute den Müll auch wegräumen.“ Schlimm findet er nur, wenn sie die Flaschen absichtlich zerbrechen oder eben sogar die Schaukel anzünden. Aber, dass es so war, kann er sich nicht so recht vorstellen, noch weniger, dass sie jemand gezielt zerstört.
Spielplatzpate seit drei Jahren
Das erfordere ein Aggressionspotenzial, das er niemandem zutraut. Seit drei Jahren ist Puppel Spielplatzpate und kennt die Nachbarschaft gut: Es gäbe schon Beschwerden wegen des Lärms, erzählt er. Aber Kinder seien nun einmal laut, der Spielplatz ist eine wichtige Anlaufstelle für sie im Quartier – und auch ein Treffpunkt. Einmal im Jahr veranstaltet er mit den Nachbarn dort ein Sommerfest. Viele freuen sich darüber.
Die Polizei hat bislang ebenfalls keine Hinweise auf die Täter und auch keine Vermutung, um wen es sich handeln könnte: „Brandstiftung ist auf Spielplätzen extrem selten“, sagt Pressesprecher Philipp Hüwe. „In den vergangenen drei Jahren sind sie etwas über zehn Mal vorgekommen. In den Fällen, in denen wir die Täter ermitteln konnte, handelte es sich meist um Jugendliche oder junge Erwachsene.“
Zeugen sollen sich bei der Polizei melden
Doch gerade, weil es sich an der Hochwaldstraße sozusagen um eine Serie handelt und somit um einen besonders gelagerten Fall, möchte er im Hinblick auf das Tatmotiv gar keine Aussage treffen und nichts ausschließen. „Das kann irgendein bestimmter Erwachsener sein, genauso wie eine Kindergruppe, die Unsinn macht.“ Die Polizei hofft auf Zeugen. „Wer Angaben zum Tathergang machen kann, so Hüwe, soll sich gerne bei der Polizei im Kriminalkommissariat 15 melden.“
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Statt sich weiter Fragen zu stellen, warum die Nestschaukel mehrfach gebrannt hat, konzentriert Puppel sich lieber auf mögliche Verbesserungen des Spielplatzes: Ein älteres Ehepaar hat gerade Farbe gestiftet, damit ein Parcours auf den Asphalt gemalt werden kann, auf dem die Kinder nun mit Fahrzeugen unterwegs sind.
Slackline zur Verfügung gestellt
Ein Unternehmer hat zudem eine Slackline, eines seiner Produkte, zu Werbezwecken zur Verfügung gestellt, die nun ebenfalls an der Seite des Spielplatzes montiert ist. Puppel würde den Platz gerne noch besser ausstatten: „Bislang gibt es nur eine Rutsche und Wippen für die ganz kleinen Kinder, drei Reckstangen und nur einen winzigen Sandkasten unter der Nestschaukel“, sagt er.
Er wünscht sich eine größere Sandfläche und Spielgeräte für größere Kinder, eine höhere Rutsche, einen Kletterturm. Zwei Tischtennisplatten sind vorhanden und werden gerne genutzt, aber das Fußballspielen ist auf der großen Asphaltfläche verboten, weil die Bälle die kleineren Kinder verletzen oder die umstehenden Autos beschädigen könnten.
Ballspiele wären zu laut
Dabei bietet sich die große Fläche zum Kicken an. „Man müssten einfach nur einige Blumenkübel und vielleicht Hecken aufstellen, die verhindern, dass die Bälle die Kinder oder Autos treffen.“ Das Amt für Kinderinteressen lehnt die gewünschte Umgestaltung des Spielplatzes aber ab: „Für neue Spielgeräte steht kein Platz zur Verfügung“, schreibt Robert Baumanns, Sprecher der Stadt. Auf den umliegenden Spielplätzen, beispielsweise der Spielplatz Neuenhöfer Allee/Beethovenpark, würde ein vielfältiges Angebot auch für größere Kinder bereitstehen. Im nahegelegenen Beethovenpark gäbe es auf den Wiesen auch ausreichend Platz zum Ballspielen.
Die Errichtung eines Ballspielplatzes wäre auch aufgrund von Immissionsschutzrichtlinien an dieser Stelle nicht genehmigungsfähig. Die Nestschaukel wird allerdings bald wieder auf dem Spielplatz an der dafür vorgesehenen Stange baumeln: „Ersatzteile hierfür sind bestellt“, so Baumanns. „Sobald sie eingetroffen sind, wird der Schaukelkorb repariert und wieder aufgehängt. Das wird voraussichtlich Ende Februar der Fall sein.“