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„Lebensbedrohlich“Wie sich Einsatzkräfte für die Hitzewelle in Köln rüsten

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Ein Fall für den Notarzt können Menschen durch Hitze werden.

Köln – „Hallo, können Sie mich hören? Können Sie mir sagen, welcher Tag heute ist?“, fragt Julian Ullrich, Notarzt der Feuerwehr Köln, einen am Boden liegenden Mann. Die Situation ist gestellt. Aber sie könnte in der kommenden Woche durchaus häufiger vorkommen.

Feuerwehr rechnet mit einem Anstieg an Einsätzen

„Wir gehen davon aus, dass wir eine Vielzahl an zusätzlichen Einsätzen wegen der Hitze haben werden“, sagt Ullrich. Seine Prognose: Etwa 20 Prozent mehr Rettungseinsätze täglich. Bei durchschnittlich 480 bis 550 Einsätzen kommt das auf rund 100 zusätzliche Fahrten am Tag.„Bei Bedarf können wir unser Personal über den ASB oder das Rote Kreuz aufstocken“, sagt Ullrich.

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Dr. Jan Ulrich (Notarzt Rettungsdienst)

Die Feuerwehr ist in Alarmbereitschaft angesichts der drohenden Hitzewelle in der kommenden Woche. „Vielfach über 35 Grad“, so die Prognose des Deutschen Wetterdienstes für Köln bis zum kommenden Mittwoch. Das kann gefährlich werden. „Hitzeschlag ist ein lebensbedrohlicher Notfall“, macht Ullrich klar. Wie viele Kölnerinnen und Kölner im Jahr infolge von Hitze sterben, ist unklar. „Eine solche Zahl wird nicht erhoben. Laut Robert-Koch-Institut liegt die Zahl der Hitzetoten deutschlandweit bei 6500 bis 8000 pro Jahr“, sagt Ullrich.

Diese Gruppe von Menschen ist besonders gefährdet

Besonders gefährdet sind Kinder, Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen. Das Problem: Sie merken oft nicht, dass sie Durst haben, sind geschwächt oder verhalten sich nicht angemessen. Während der Körper normalerweise Hitze über Schwitzen ausgleichen kann, hört dieser Mechanismus auf, wenn nicht mehr genug Flüssigkeit im Körper ist. Schwindel und Kopfschmerzen können erste Folgen sein.

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So erkennt man, ob genug Wasser im Körper ist.

Doch woran erkennt man, ob sich ein Mensch in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet? Laut Ullrich ist akute Verwirrtheit ein wichtiges Warnsignal. „Dann sollte unbedingt immer sofort ein Notarzt über die 112 gerufen werden.“Grundsätzlich solle man den Betreffenden zunächst ansprechen. Ist er in einem Zwischenstadium von wach und bewusstlos, empfehle es sich, die Beine hoch zu legen. Dadurch kann das Blut in die Mitte des Körpers fließen kann und der Kopf wird wacher. Bei Bewusstlosigkeit soll die Person auf die Seite gerollt werden.

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„Stehende Hautfalten beispielsweise an den Armen, trockene Schleimhäute und eine heißer Kopf deuten auf einen Hitzschlag hin“, erklärt Ullrich. Zu differenzieren, ob die Symptome einer hitzegeschädigten Person auf einen Sonnenstich, Hitzekollaps oder Hitzeschlag hindeuten, solle man jedoch dem Notarzt überlassen.

„Was man immer machen kann, ist, kühles Wasser auf den Körper gießen. Am besten unter die Achseln oder auf die Leiste, weil dort die großen Blutgefäße sind“, sagt Ullrich. Davon Wasser in den Mund zu gießen, rät er allerdings ab. „Das kann schnell zur Aspiration führen, vor allem, wenn die Person nicht mehr ganz bei Bewusstsein ist.“

So rüsten sich die Seniorenheime in Köln für die Hitze

Die Seniorenheime bereiten sich auf eine mögliche Hitzewelle mit speziellen Maßnahmen vor. „Es gibt eine Menge an Maßnahmen in allen Seniorenhäusern, wie das Herabkühlen der Räumlichkeiten, kühle Speisen und Getränke, wer möchte kann seine Räumlichkeiten abdunkeln und es wird für viel Schatten und Abkühlung für die Bewohnerinnen und Bewohner gesorgt, “, teilt Ramona Kubal von den Cellitinnen zur hl. Maria mit.

Viel Eis, Planschbecken und Wasserschüsseln für die Füße, Ventilatoren und ein Vorrat an Wassermelonen − das bereitet die Caritas für die rund 600 Bewohnerinnen und Bewohner in ihren sieben Senioreneinrichtungen in Köln vor.

Mobile Getränketheken werden in den Einrichtungen der Caritas eingesetzt. Damit kommt das Personal auch in die Zimmer der Senioren. „Im Angebot haben wir verschiedene Getränke auch Saftschorlen, damit die Menschen Abwechslung haben und viel trinken“, sagt Caritas-Sprecherin Marianne Jürgens auf Nachfrage der Rundschau.

Das Ausflugsprogramm für die Senioren wird in den Caritas-Einrichtungen angepasst.

Ein Eiswagen mit abgepackten Eissorten wird über die Pflegestation der Residenz am Dom rollen. „Natürlich stellen wir auch den Speiseplan um. Es gibt unter anderem Kaltschalen und eine Obstbar im Foyer“, sagt Direktor Peter Neuss.

Einen Hitzeplan haben auch die Sozialbetriebe Köln (SBK), die rund 3000 Senioren betreuen, aufgestellt. Auch dort ist das A und O, dass die Senioren genügend trinken. Um ihnen das schmackhaft zu machen, können auch Trinkrituale in der Gemeinschaft eingesetzt werden.

Im Hitzeknigge, der online geladen werden kann, hat die Stadt Köln Tipps für das Verhalten bei hohen Temperaturen zusammengefasst. Verhaltenshinweise neben dem Trinken: Aktivitäten zwischen 11 und 18 Uhr vermeiden, helle luftige Kleidung, tagsüber die Fenster verdunkeln und nur frühmorgens oder nachts lüften. (dha)