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Stadt in AlarmbereitschaftHitzewelle von 40 Grad und mehr rollt auf Köln zu

Lesezeit 4 Minuten
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Abkühlung im Brunnen suchen diese Kölner am Roncallipplatz

Köln – Es wird heiß in den kommenden Tagen. Verdammt heiß. Glaubt man den Einschätzungen diverser Meteorologen, könnten in Köln in der kommenden Woche sogar neue Hitzerekorde jenseits der Marke von 40 Grad Celsius erreicht werden. Für eine sichere Prognose ist es zu früh, klar scheint aber schon jetzt: Am Dienstag, 19. Juli, soll wohl der Höhepunkt erreicht werden.

Hitze kommt über Frankreich

Für ihre Vorhersagen greifen Meteorologen auf verschiedene Kartenmodelle zurück. Manche gehen aktuell für den 19. Juli von 34 bis 36 Grad aus, andere von 37 bis 38 Grad. „Das muss jetzt täglich beobachtet werden“, sagt die Meteorologin Britta Siebert-Sperl vom Dienst Wetterkontor. Als „alter Hase der Meteorologen“ wisse sie, dass es die Temperaturen oft eher am Oberrhein, am Neckar oder im Rhein-Main-Gebiet über die 40 Grad hinausgingen. Das sei nun aber auch für Köln möglich. „Die 40 sind bestimmt drin“, sagt Siebert-Sperl.

Hitzerekorde in Köln

41,1 Grad Celsius – so heiß war es am 25. Juli 2019 an der Wetterstation Stammheim. Der ist der bisher höchste vom Deutschen Wetterdienst in Köln gemessene. Anderswo war es an diesem Tag noch heißer. In Lingen an der Ems kletterte das Thermometer auf 42,6 Grad, in Duisburg und in der Stadt Tönisvorst am Niederrhein bei Krefeld auf 41,2 Grad Celsius.

2003verzeichnete der Deutsche Wetterdienst den heißesten Sommer seit Beginn seiner Aufzeichnungen. Die Marke von 40 Grad Celsius blieb in Köln im Jahrhundert-Sommer unerreicht. Damals war am 8. August beim Höchstwert von 38,8 Grad an der Wetterstation am Flughafen Schluss, vier Tage später wurde diese Temperatur auch in Stammheim gemessen. (sim)

Die große Hitze hat ihren Ursprung im Süden. In Süd- und Zentralspanien seien Temperaturen über 40 Grad zu dieser Jahreszeit üblich. Die Hitze ziehe dann über den Südwesten Frankreichs – dort könnte bereits morgen die 40er-Marke überschritten werden – zu uns. „Wenn man sich überlegt, dass die Hitze noch mehrere Tage Zeit hat, zu uns zu kommen, dann kann es auch bei uns örtlich über 40 Grad heiß werden“, erklärt Siebert-Sperl.

Stadt Köln in Alarmbereitschaft

Die Stadt ist bereits in Alarmbereitschaft und könnte auf eine Hitzelage mit verschiedenen Maßnahmen reagieren, auch wenn diese nicht an konkrete Temperatur-Grenzen gekoppelt sind. „Der Rettungsdienst wird je nach Lage personell verstärkt, wenn mit mehr dehydrierten Personen oder Menschen mit starken Kreislaufbeschwerden zu rechnen ist“, teilt eine Stadtsprecherin mit. Die Feuerwehr könne bei besonderer andauernder Hitzelage zudem Hydranten öffnen, um zur Abkühlung und Wässerung beizutragen. Das passiere aber nur, wenn die Hitze über einen längeren Zeitraum bestehe.

Eine begrenzte Hitzewelle habe keinen direkten Einfluss auf den Baumbestand, da diese ihren Stoffwechsel zumindest kurzzeitig herunterfahren können und so auf die Hitze reagieren können. Wiesen würden sich nach Regen auch schnell wieder von der Hitze erholen. Pflegeintensivere Kulturen, etwa die Sommerblumen-Pflanzungen in der Flora oder im Rheinpark müssten dagegen häufiger gegossen werden.

Hilfe für Obdachlose und Süchtige

Besondere Unterstützung von der Stadt bekommen Suchtkranke, Obdach- oder Wohnungslose. „So klären Mitarbeitende sowohl des Mobilen Medizinischen Dienstes als auch des Aufsuchenden Suchtclearings in den Einrichtungen und auf der Straße über richtiges Verhalten in der Hitze auf“, erklärt die Sprecherin. Der Dienst verteile zudem kostenlose Getränke an die Hilfsbedürftigen.

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Über verschiedene Kanäle wie dem Hitze-Portal oder dem ebenfalls online abrufbaren Hitze-Knigge klärt die Stadt über das richtige Verhalten bei Hitze auf.

Die Meteorologin Britta Siebert-Sperl geht davon aus, dass wir uns in Zukunft darauf einstellen müssen, dass solche extremen Temperaturen zur Normalität werden. „Ausreißer nach oben gab es schon immer. Aber solche Hitzewellen über einen längeren Zeitraum sind schon außergewöhnlich und sicherlich von den allgemeinen Klima-Veränderungen beeinflusst“, sagt die Wetterexpertin. „Was wir hier in Mitteleuropa überhaupt noch nicht kennen und wo viele Südeuropäer schon mit umgehen können, ist die Einschränkung der Wasservorräte.“ So etwas könne uns auch hierzulande erwarten.