Land stellt Förderung einAus für die Kölner Arbeitslosenzentren?
Köln – Die Ankündigung war nicht neu, trifft die betroffenen Einrichtungen deshalb aber nicht weniger hart: Das Land streicht die Zuschüsse für die Kölner Arbeitslosenzentren. Die müssen damit mit 15.600 Euro pro Jahr weniger auskommen – zu viel, um die niederschwelligen Angebote aufrecht erhalten zu können. Diese sollen künftig von den breiter aufgestellten Kölner Erwerbslosenzentren mit übernommen werden. Hintergrund ist laut Linken-Fraktion, dass die Gelder für die Beratung von ausgebeuteten Arbeitnehmern beispielsweise in der Fleischindustrie umgeleitet werden sollen. In einem Brief an Mitglieder des Landessozialausschusses habe NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) allerdings eingeräumt, sich noch nicht abschließend festgelegt zu haben.
Der Kölner Linken-Fraktionschef und OB-Kandidat Jörg Detjen befürchtet, dass damit wichtige Beratungsarbeit in besonders betroffenen Stadtteilen schlicht unter den Tisch fällt: „Die Arbeitslosenzentren leisten professionelle Hilfe, die andere Einrichtungen in dem Maß gar nicht leisten können,“ sagt er. Um so unverständlicher ist die Entscheidung für ihn vor dem Hintergrund, dass krisenbedingt der Bedarf nach Hilfestellung nicht sinken, sondern weiter steigen werde. Seine Fraktion werde die Arbeitslosenzentren deshalb in der Sitzung des Sozialausschusses am kommenden Donnerstag erneut zum Thema machen, kündigte Detjen an.
Die Stellungnahme der Stadt
Wie hoch war die Förderung und können die Zentren auch ohne Landesförderung aufrechterhalten werden?
Die Arbeitslosenzentren haben eine Landesförderung in Höhe von 15 600 Euro jährlich erhalten, die Erwerbslosenzentren jeweils 66 336 Euro jährlich. Die Frage, ob diese Angebote von den jeweiligen Trägern aufrechterhalten werden können, kann von der Stadt Köln nicht verbindlich beantwortet werden. Es bestehen allerdings auf Grund der allgemeinen Finanzsituation der Träger Zweifel daran.
Wie viele Arbeitslosen- / Erwerbslosenzentren gibt es in Köln?
Bisher gab es fünf Arbeitslosenzentren und fünf Erwerbslosenberatungsstellen.
Was genau wurde dort an Dienstleistungen angeboten?
Die Erwerbslosenberatungsstellen unterstützen Ratsuchende bei ihrer beruflichen Entwicklung und Beratung und geben Unterstützung bei Arbeitsausbeutung. Sie erhalten Informationen über Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Beratungen zu ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Situation sowie Unterstützung bei rechtlichen Fragen. Die Beratungsstellen eröffnen Wege zu weiteren Hilfeangeboten und stellen Kontakte her. Die Umsetzung erfolgt in der Regel in ausführlichen Einzelberatungen, aber auch durch Gruppenberatungen und Informationsveranstaltungen sowie mit Kurzberatungen.
Die Arbeitslosenzentren bieten mit ihrem niedrigschwelligen Ansatz Begegnungsmöglichkeiten und soziale Kontakte. Sie schließen darüber hinaus die Betroffenen für weiterführende Beratungsangebote auf.
Wie bereitet sich die Stadt auf die neue Situation angesichts steigender Arbeitslosenzahlen und der Corona-Krise vor?
Die Stadt beabsichtigt, mit den bisher bereitgestellten kommunalen Fördermitteln eine neue kommunale Förderstruktur aufzubauen. Dabei soll sowohl die Erfahrung der betroffenen Träger als auch die aktuelle und zukünftige Situation erwerbsloser und Arbeit suchender Personen Berücksichtigung finden.
Der Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit ist seit 1984 Anlaufstelle für erwerbslose und von Erwerbslosigkeit bedrohte Frauen, viele Migrantinnen nutzen die Angebote des Vereins. „Für uns sind die Pläne schlicht eine Katastrophe“, sagt Geschäftsführerin Karin Hofmann. Die „Patchwork-Finanzierung“ des Vereins steht ohnehin auf tönernen Füßen, wenn die Förderung des Landes wegfällt, kann der Verein das wohl nicht mehr auffangen.
Dabei können die spezifischen Angebote nicht einfach auf andere Einrichtungen übertragen werden: Eine reine Beratungsstelle für Frauen gibt es außer der Einrichtung in der Christinastraße in der Millionenstadt Köln nicht. Außerdem spielen hier immer mehrere Faktoren zusammen: Erwerbslosigkeit, Armut, Schulden, Überlastung – das alles führt ganz schnell in einen hässlichen Kreislauf häuslicher Konflikte. Viele Nebeneinkünfte und Minijobs sind Corona-bedingt einfach weggebrochen, Alleinerziehende Mütter können nicht mal eben ins Home-Office wechseln. Weil der Verein seit vielen Jahren bekannt ist, ist er oft Anlaufstelle, bevor nur noch die letzte Möglichkeit der Zuflucht in ein Frauenhaus bleibt.
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Allein während der Corona-Zeit stiegen die Beratungen um über ein Drittel an – von ohnehin schon nicht wenigen 3600 im letzten Jahr. „Es muss in dieser Stadt ein niederschwelliges Beratungsangebot nur für Frauen geben. So wenige sind wir ja schließlich auch nicht“, sagt Hofmann.