Köln – Am 5. Januar 1876, um 10.30 Uhr, wurde in der Balduinstraße 6 das dritte Kind des Oberlandgerichtssekretärs Johann Konrad Adenauer und seiner Frau Helena Christine, geborene Scharfenberg, geboren. In dem dreigeschossigen Mietshaus mit seinem kleinen Garten lernte dieses Kind Sparsamkeit, Anspruchslosigkeit und Geduld. Es entwickelte Pflichtbewusstsein, Ehrgeiz und Energie – und wurde ein Mensch, der als Oberbürgermeister, als Bundeskanzler, als Familienvater und sogar als Erfinder Spuren in Köln hinterlassen hat. Spuren, die weder Krieg noch Amtsnachfolger auslöschen konnten.
Mit 41 Jahren OB
30 Jahre alt war der Jurist und Volkswirt, als er in städtische Dienste trat. Als Beigeordneter war er zunächst für Märkte, Wahlen und Statistik zuständig. Doch die Zentrums-Partei bot dem Witwer mit drei Kindern mehr: Ab November 1917 steuerte Adenauer als OB die Geschicke der Stadt, unterzeichnete 1919 die Gründungsurkunde für die „Neue Universität“ und legte eine Art an den Tag, Krisen zu meistern, die ihm Beliebtheit in der Bevölkerung, Anerkennung bei Besatzern und die Feindschaft der Separatisten im Rheinland einbrachte. Als Präsident des Preußischen Staatsrates wirkte er ab 1921 reichsweit, lehnte aber die Kanzlerwürde ab, weil ihm Unterstützung fehlte.
Der Erfinder
In Notzeiten erfand Adenauer das „Kölner Brot“, wofür er 1915 sogar ein Patent erhielt. Es enthielt viel Mais, Gersten- und Reismehl sowie Kleie.
Messe und Autobahn
Köln zu modernisieren, als „wirtschaftlichen Exponenten für das gesamte Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsgebiet zu stabilisieren“, war sein Ziel. Schon zwei Jahre nach Planungsbeginn eröffnete 1924 die Messe in Deutz. Von 1929 bis 1932 realisierte er zwischen Köln und Bonn die erste Autobahn Deutschlands. Die Gestaltung der Mülheimer Brücke als moderne Hängebrücke setzte er mit Hilfe der Kommunisten gegen Parteikollegen durch. Adenauer erkannte früh die Bedeutung des Rundfunks und lotste 1928 die Gesellschaft Westdeutsche Funkstunde nach Raderthal.
Flughafen
Nach Abzug der englischen Besatzung baute Adenauer den Flughafen Butzweiler Hof zum Luftverkehrsknoten im Westen aus. 1928 gab es ständige Flugverbindungen nach Berlin, Paris, Amsterdam, Genf, London, Brüssel, Kopenhagen und in andere Städte. 7000 Reisende nutzten das.
Grüngürtel und Stadion
1929 plante Adenauer den Grüngürtel. Durch Eingemeindungen schaffte er Raum für Erholung und Entspannung der Kölner in ihrer Großstadt. Das Müngersdorfer Stadion ist Teil davon und ermöglichte die Bewerbung Kölns im Jahr 1932 um die Austragung der Olympischen Spiele 1936.
Ford, Hafen, Heimstätten
Adenauer forcierte die Ansiedlung von Industrie. 1930 verlegte die 1925 gegründete Ford Motor Company ihren Unternehmenssitz von Berlin nach Niehl. Bei der Grundsteinlegung beschwor die Urkunde „friedlichen Wettbewerb“ und einen „Brückenschlag von Land zu Land“. Adenauer ließ den Niehler Hafen bauen und modernisierte den Wohnungsbau. 1927 entstanden die Riehler Heimstätten.
Kunst und Musik
Adenauer gründete 1926 ein städtisches Kunstinstitut, die Werkschulen. Die Musik förderte er mit einer „Staatlichen Hochschule für Musik“ sowie der Gründung der „Rheinischen Musikschule“.
Verfolgt
Seit 1932 bedrängten ihn die Nazis, weil sie den Preußischen Landtag auflösen wollten. Als die SA zehn Tage nach der „Machtergreifung“ für einen Besuch von Hitler die Deutzer Brücke mit Hakenkreuzen beflaggte, ließ Adenauer die Fahnen von städtischen Arbeitern einholen. Damit waren die Fronten klar und eine Entmachtung Adenauers in kleinen Schritten begann. Die Nazis belagerten Adenauers Haus und hätten ihn gerne „auf der Flucht erschossen“, doch Adenauer entkam ihnen mehrfach, wurde allerdings auch wiederholt gefasst und ins Gefängnis gesteckt.
Wiederaufbau
Das zerbombte Köln wollte Adenauer, seit Mai ’45 wieder OB, eigentlich zunächst in Trümmern liegen lassen und von außen nach innen neu errichten. Dazu stellte er sich weitreichende Eingemeindungen vor. Weil Adenauer sich weigerte, den Grüngürtel zu Brennholz zu verarbeiten, setzten ihn die Besatzer schließlich im Oktober ’45 ab.
Kanzler
Als er 1949 der erste Bundeskanzler der neu gegründeten Bundesrepublik wurde, war Adenauer schon 73 Jahre alt. Erst mit 87 Jahren ging er in Rente. Als „der alte Herr“ 1967 starb, bedeckte die deutsche Flagge im Dom seinen Sarg.
Adenauer und Köln
Am 18. September 1917 ist Konrad Adenauer zum Oberbürgermeister gewählt worden. Sein Amt trat er im November 1917 an. Die Nazis entmachteten ihn schrittweise und entließen ihn schließlich am 17. Juli 1933.
Nach dem Krieg, im Mai 1945, setzte ihn das US-Militär erneut als OB ein. Doch die englische Besatzung misstraute Adenauer, da er sich auf Verwaltungsfachleute aus der NS-Zeit stützte, und setzte ihn im Oktober 1945 ab.
Über Köln sagte Adenauer, als er 1951 Ehrenbürger wurde: „Was ich dieser Stadt gegeben habe, das hat mir dieser Boden und diese Stadt hundertfach wiedergegeben. Denn was ich bin – im Guten wie im Schlechten –, das ist gewachsen auf diesem Boden und geformt worden von dieser Umgebung und in dieser Atmosphäre. “
Und beim Katholikentag 1956: „Der Kölner Dom ist ein Wahrzeichen des christlichen Glaubens und der Einheit des deutschen Volkes. Das soll er bleiben. Ich hoffe, dass der Kölner Dom auch für immer ein Zeichen und ein Symbol sein wird vergangener Größe, aber auch einer lebendigen Tatkraft für ein friedliches Leben nach den Geboten Christi in Freiheit und in Frieden.“ (mfr)