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Kölns grüne LungeWie der Innere Grüngürtel immer weiter unter Druck gerät

Lesezeit 3 Minuten

Blick auf den Inneren Grüngürtel am Fernsehturm „Colonius“.

Köln – Der Innere Grüngürtel ist Kölns große innerstädtische grüne Lunge – doch der sieben Kilometer lange Grünzug ist ständig unter Druck, unter anderem von Investoren, die dort bauen wollen. Beispielsweise sagte Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen, am Mittwochabend: „Fast täglich müssen wir eine Diskussion führen, um eine Fremdnutzung des Grüngürtels abzuwehren.“

Schon 2009 hatte Stadtplaner Albert Speer den Grüngürtel in den Masterplan Innenstadt aufgenommen, doch jetzt, zwölf Jahre später, will die Stadtverwaltung den Plan für das Naherholungsgebiet weiterentwickeln – und dafür klare Kriterien festlegen. Was dort in den nächsten Jahren passieren könnte, diskutierte die Verwaltung am Mittwoch mit Experten. Sie sprachen über Verkehr, Städteplanung, Klima- und Denkmalschutz. Die Rundschau beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was soll grundsätzlich gemacht werden?

Es soll analysiert werden, was verbessert werden kann, Baudezernent Markus Greitemann sagte: „Ohne Freiräume und Grünzüge gibt es keine lebenswerte Metropole. Es gilt, den Grüngürtel zu bewahren und auszubauen.“

Steht der Grüngürtel unter Schutz?

Ja. Er steht unter Denkmalschutz, und das meint nicht nur, dass das Grün erhalten bleiben muss. Zusätzlich sind auch Sportangebote und die Frischluftzufuhr unter Schutz gestellt, betonte Stadtkonservator Thomas Werner. Das heißt, dort Flächen zu bebauen, ist schwieriger als anderswo.

Ist der Grüngürtel denn in Gefahr?

Zumindest gibt und gab es schon Pläne von Investoren, Teile des Grüngürtels zu bebauen. Sabine Pakulat, Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses des Stadtrates (Grüne), sagte: „Natürlich müssen wir alle aufpassen und die Grünflächen gegen Begehrlichkeiten schützen. Damit meine ich nicht nur private Investoren, die immer mal wieder meinen, da ist doch nichts, da ist nur eine Wiese, darauf kann man doch bauen.“ Und Joachim Bauer forderte: „Es gilt, eine Stück weit eine Abwehrhaltung aufzubauen.“

Was könnte sich tun beim Verkehr tun?

Ein Beispiel sind die Straßen, die stadtauswärts durch den Grüngürtel führen und diesen zerschneiden. Diese Straßen sollen verringert werden. Davor warnte Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer: „Die Funktion für den Lieferverkehr, die Innenstadt zu erreichen, darf nicht verhindert werden.“ Ebenso soll der Grüngürtel besser zu erreichen sein, das Wegenetz optimiert werden, unter anderem über Radschnellwege.

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Nur: Direkt neben dem Inneren Grüngürtel liegt die viel befahrene Innere Kanalstraße, sie ist unter anderem Ausweichstrecke für Lastwagen, die die Stadt von der Rheinuferstraße verbannen will. Mobilitätsplaner Konrad Rothfuchs sagte zum Grüngürtel: „Diese Grünzüge sind wichtig, um nicht immer ins Auto zu steigen, um Naherholung zu erreichen.“ Grünbrücken über die Innere Kanalstraße sind laut Christian Dörkes vom Amt für Verkehr und Straßenentwicklung nicht geplant, sie sind demnach relativ teuer und städtebaulich teils nicht erwünscht.

Was könnte sich beim Klimaschutz tun?

Direkt angrenzende Flächen sollen ihm zugeschlagen und entsiegelt werden, sofern das denn überhaupt möglich ist – Flächen sind ja begehrt und teuer. Der Grüngürtel soll wachsen, mehr Bäume gepflanzt werden – aber in Maßen, um die Frischluftschneisen nicht zu gefährden.

Was könnte sich beim Städtebau tun?

Aktuell denkt das Stadtplanungsamt darüber nach, wie Bauvorhaben am Grüngürtel ablaufen sollen, also Spielregeln, etwa ein standardisiertes Wettbewerbsverfahren. Dabei geht es um Fragen, wie die Häuser sich zum Grüngürtel präsentieren: offen einladend oder abweisend? Und wie hoch darf am Grüngürtel gebaut werden? Bislang gibt es ja sehr unterschiedliche Bereiche , am Fernsehturm „Colonius“ stehen Hochhäuser, an anderer Stelle aber nicht. Greitemann sagte: „Köln muss konkurrierende Wettbewerbe am Grüngürtel durchführen.“ Und die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Eva Herr, sagte: „Es braucht Regeln für private Investoren und Institutionen, was will die Stadt Köln von uns, wenn wir am Inneren Grüngürtel bauen und wie müssen wir uns einstellen, damit die Politik uns unterstützt.“