Kölner ZooPhilippinenkrokodile fliegen ins Ursprungsland
Köln – „Wir haben in den Himmel geguckt und ein paar Tränchen verdrückt.“ So bringt Kurator Thomas Ziegler mit schlichten Worten ziemlich große Gefühle auf den Punkt. Fast 15 Jahre nachdem die ersten der vom Aussterben bedrohten Philippinenkrokodile im Aquarium des Kölner Zoos ankamen, konnte das Team jetzt zwei junge Krokodile im Flugzeug zurückschicken in ihr Ursprungsland. Dort wurden sie sehnlichst erwartet, denn auf den Philippinen leben in Freiheit nur noch rund 100 Tiere.
Erhaltungszucht
2006 wurde für das bedrohte Philippinenkrokodil ein Erhaltungszuchtprogramm beschlossen, um die Tiere auszuwildern. Europäische Zoos bauten die Population von 15 auf 52 genetisch rein gezüchtete Tiere aus.
„Wir wissen jetzt, wie wir eine Rückführung aus Europa organisieren. Jetzt können weitere Tiere aus den Zoos des Kontinents folgen“, so Zuchtbuchführer Thomas Ziegler. (bos)
In Köln dagegen hieß es Abschied nehmen von Hulky und Dodong. Für die hatten die Tierpfleger und -pflegerinnen zwei Transportboxen liebevoll gestaltet: mit großen Graffiti-Schriftzügen in Grün und Rot. „Das war ein wichtiger Prozess des Verabschiedens, die persönlich gestaltetet Boxen gehörten dazu“, sagt Ziegler. Und noch jede Menge mehr. Um die Reptilien unbeschadet zu transportieren, musste Vieles bedacht werden.
So können die wechselwarmen Tiere etwa nicht mit Medikamenten beruhigt werden, weil ihr Organismus weniger vorhersehbar reagiert als der von Säugetieren. Eine Betäubung könnte sie im Extremfall sogar töten. „Um ihnen Stress zu ersparen, haben wir die Tiere ohne die üblichen Gummis ums Maul transportiert. Das geht, man muss nur beim Öffnen der Kisten sehr vorsichtig sein.“
Doch da man mit dem Team auf den Philippinen in ständigem Austausch stehe, sei das überhaupt kein Problem, so Ziegler. „Wir schreiben uns täglich zehn Mails oder Whatsapps, alles wird akribisch besprochen. Die Kollegen dort sind einfach super!“Und mehr als froh, dass der bereits für März geplante Tiertransport endlich stattfinden konnte.
Drei Tage vor dem von einer auf Tiertransporte spezialisierten Firma geplanten Flug war auf den Philippinen eine Quarantäne verhängt worden. Danach hat es Monate gedauert, einen passenden Flug zu finden. Denn für Reptilien muss die Temperatur im Transportbereich unbedingt konstant gehalten werden, der Boden, auf dem die Kisten stehen, muss Stöße abfedern, damit sich die fünf Kilo leichten und 1,10 Meter langen Krokodile nicht verletzen.
Nachzucht gelang weltweit erstmals in Köln
Mit der Rückführung der beiden Tiere ist das zweite große Ziel des Reptilienteams um Kurator Prof. Dr. Thomas Ziegler erreicht. Das erste war die Nachzucht der extrem bedrohten Krokodilart in einem Zoo. Die war dem Kölner Team als weltweit erstem im Jahr 2013 gelungen.
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Klingt leicht, war es aber nicht. Da Philippinenkrokodile sich als Einzelgänger in Freiheit nur in einer kurzen Paarungszeit friedlich begegnen, war eine Fortpflanzung in einem Gehege noch nie geglückt. Dank akribischer Beobachtungs- und Forschungsarbeit von Studierenden und des Teams der Tierpflegerinnen und -pfleger gelang es, die Paarungsbereitschaft anhand von Verhaltensmustern zuverlässig vorherzusagen. „Bei unseren ersten Nachzuchten 2013 war wir noch sehr vorsichtig, sie wurden im Inkubator groß“, berichtet Ziegler.
Die Eier der 2015 geborenen Tiere ließ man im Gehege. „Eine solche Naturbrut ist die Voraussetzung, wenn man Tiere später auswildern will“, so der Kurator. Die Mutter hatte die geschlüpften winzigen Krokodile dann im Maul zum Wasser transportiert. Gute Voraussetzungen für die beiden Kölner Krokodile, die ihre erste Zeit auf den Philippinen in einem halboffenen Reservat verbringen.
Wenn sie rund 1,50 Meter lang sind, wird sich herausstellen, ob sie Männchen oder Weibchen sind. Läuft weiterhin alles wie geplant, werden weitere Rückführungen von Philippinenkrokodilen aus europäischen Zoos folgen. Sie sollen die Population im Süden der Philippinen stärken.
„Mehr kann man als Zoologe nicht erreichen, als eine bedrohte Art nachzuzüchten. Und sie dann wieder in ihre Ursprungsgebiete zurückzubringen“, sagt Ziegler. Er und sein Team freuen sich aber auch über die kleinen Dinge. Wie Whatsapps. Von den Philippinen etwa. Mit Fotos von Hulky und Dodong, die jetzt in ihrer Heimat zu Hause sind.