Köln – Wer das erste Mal auf den Steereon S25 steigt, sollte alles vergessen, was er über Fahrräder oder E-Scooter weiß. Denn wer den Roller des Kölner Start-ups so fährt wie ein Fahrrad, der kommt nicht weit. Mit dem Oberkörper leicht in die Kurve lehnen, funktioniert schlichtweg nicht und endet im Kontrollverlust. Das liegt an der besonderen patentierten Allrad-Lenkung des Rollers.
Kein anderes Fahrzeug auf dieser Welt lässt sich laut des Start-ups auf diese Weise lenken. Die Lenkstange funktioniert beim Steereon nicht wie herkömmliche Exemplare. Die leicht in Richtung Fahrer gekippte Stange lässt sich nach rechts und links kippen und steuert damit das Vorderrad an. Das ist wiederum so mit dem Hinterrad verbunden, dass dieses sich gleichzeitig in die andere Richtung bewegt. Das Ergebnis ist ein extrem wendiger Roller. Das Fahrgefühl ist schwer zu beschreiben. Manche sagen, es fühle sich wie Skifahren auf der Straße an. Vorausgesetzt, der Fahrer beherrscht den Roller.
Zwischen E-Scooter und E-Bike
In diesem Jahr kam er auf den Markt. „Mit dem Steereon schließen wir die Lücke zwischen E-Scooter und E-Bike“, sagt Maximilian Camp. Im Vergleich mit den E-Scootern der verschiedenen Leihanbieter auf den Kölner Straßen bietet das Start-up aus eigener Sicht viele Vorteile. „Die Qualität spielt für uns die größte Rolle“, sagt Camp. „Wir sind auf diesem Markt das hochwertigste Produkt.“ Dass im Steereon mehr steckt als in den Limes, Tiers und Birds der Stadt, wird im Test schnell deutlich – der Roller beschleunigt schneller, bremst stärker und ist dazu auch noch deutlich stabiler. „Das kann erstmal ganz schön ungewohnt sein mit so viel Power“, warnt Camp. „Aber die Lernkurve ist extrem steil, auch für die besondere Lenkung.“
Vorbestell-Aktion
Hochwertigkeit hat seinen Preis. Ein Schnäppchen ist der Steereon nicht gerade. Das S-Modell mit Allrad-Lenkung kostet 3349 Euro ohne Sattel und 3449 Euro mit Sattel. Etwas günstiger sind die neuen C-Modelle, dort liegt der Preis bei 2999 Euro. Wer jetzt schon vorbestellt, kann 200 Euro sparen. (sim)www.steereon.com
Das Projekt Steereon entstand an der Technischen Hochschule in Köln. Für seine Bachelorarbeit hat Felix Vreden die innovative Lenkung erfunden. Seit mehr als drei Jahren arbeitet er mit seinen Mitgründern Marvin Panek und Maximilian Camp in Vollzeit am Produkt. Zu den Erfindern gehört auch Professor Michael Frantzen von der TH, der das Team als Mentor weiterhin unterstützt. Zunächst konnte die Finanzierung mit Geld aus dem Programm „Start-Up-Hochschul-Ausgründungen NRW“ gesichert werden. Das Programm wird vom Land NRW, der Europäischen Union und der TH Köln gefördert. Später sprang ein Investor auf. Das Start-up produziert in Kalk – Elektromobilität made in Köln.
Verkehrsmittel mit Straßenzulassung
Der Steereon S25 ist in erster Linie ein Verkehrsmittel mit Straßenzulassung. Doch neben dem Nutzen als Transportmittel spielt auch der Spaßfaktor eine große Rolle. Der Steereon ist also auch ein Spielzeug – genauer gesagt ein Männer-Spielzeug. „Die Hauptzielgruppe sind Männer zwischen 40 und 65 Jahren mit einem höherem Einkommen.“ Anders gesagt: Noch richtet sich das Produkt an eine eher kleine Nische. Das Markenzeichen, die Lenkung, ist also gleichzeitig für manche Kundengruppen auch abschreckend. „Man kann sich eben nicht einfach draufsetzen und losfahren, sondern muss sich damit auseinandersetzen“, sagt Camp.
Um aus dem Nischenprodukt etwas für die breitere Masse zu machen, bringt das Start-up im kommenden Frühjahr neben der S-Reihe auch eine C-Reihe auf den Markt – den C25 mit Sattel und den C20 ohne Sattel. Beide dafür mit einer konventionellen Lenkung. Dadurch ist es für Jedermann und jede Altersgruppe geeignet, weil es sich genauso wie ein Fahrrad oder ein E-Bike lenken lässt.
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Genau wie sein Vorgänger lässt sich das neue Modell kompakt zusammenklappen. So, dass es in den Kofferraum eines Smarts passt. Denn der Steereon soll wie viele andere Elektro-Kleinstfahrzeuge die Lösung für die sogenannte letzte Meile sein. Eine Ergänzung also zu anderen Verkehrsmitteln also. Um auf dem umkämpften Markt erfolgreich zu sein, bedarf es stetiger Weiterentwicklung. „Man braucht extreme Features, um sich auf dem Markt zu etablieren“, sagt Camp. „Ein grundsolides Produkt reicht heutzutage nicht mehr.“