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Drama auf dem StandesamtVerspäteter Brautvater darf in Köln nicht zur Hochzeit der Tochter

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Ein Paar Eheringe liegt auf einem Holztisch.

Ein Paar Eheringe liegt auf einem Holztisch.

Von wegen: Et hätt noch immer jot jejange. Statt auf kölsche Gelassenheit zu treffen, biss ein Dortmunder Brautvater im Kölner Standesamt auf Granit.

Das hätte sich Norbert R. so niemals träumen lassen. Er wollte am Donnerstag doch nur von Dortmund nach Köln, um bei der standesamtlichen Trauung seiner jüngeren Tochter dabei zu sein. Mit im Auto die ältere Tochter und ihr zweijähriges Enkelkind. „Drei Stunden waren tatsächlich nicht eingeplant für die Anfahrt“, gibt er zu. Doch infolge der Tragödie auf der Leverkusener Brücke und der gesperrten A1 dauerte es so lange.

Im Laufschritt, den Enkel auf dem Arm und bei über 30 Grad ordentlich durchgeschwitzt erreichte das Trio das Standesamt. „Sie sind zu spät, da können wir sie nicht mehr reinlassen“, teilte ein Herr am Empfangstresen mit. Seit fünf Minuten lief die Trauung. „Im ersten Moment dachten wir, er macht einen schlechten Scherz“, sagt der Brautvater. Weit gefehlt. Die beiden Herren vor und hinter der Barriere blieben abweisend deutlich.

Köln: Kein Ärger mit dem Standesbeamten

Der Standesbeamte schließe einen späteren Einlass aus. Zu spät Kommende dürfe man nicht mehr einlassen. Auch der Hinweis auf das mittlerweile weinende Kleinkind half nicht. Zuwiderhandeln käme nicht in Frage. Man wolle sich schließlich keinen Ärger mit dem Standesbeamten einhandeln. Dann gab es noch eine „ruhig vorgetragene“ Belehrung für die aufgelösten Angehörigen.

Der Brautvater erinnert sich so: Dies sei schließlich ein hoheitlicher Akt. Der Standesbeamte könne die Trauung jederzeit abbrechen. Unerbittlich blieben die Hüter des Standesamtes. „Ich hätte gerne das Ja-Wort der Beiden gehört“, sagt der Brautvater einen Tag später. Doch jeder Appell an Menschlichkeit sei ungehört geblieben. Stattdessen habe er „beamtete Selbst-Herrlichkeit“ angetroffen. Die sprichwörtliche kölsche Gelassenheit - am Tresen des Standesamtes endete sie offensichtlich.

Verpasste Hochzeit: Stadt Köln bedauert Vorfall

Auf den Vorfall angesprochen, reagiert die Stadt Köln bestürzt. Die stellvertretende Leiterin des Standesamtes habe bereits versucht, Kontakt zum Brautvater aufzunehmen. „Sie kann seinen Unmut gut nachvollziehen und bedauert außerordentlich, dass der Hochzeitstag durch das Erlebte getrübt wurde“, sagt eine Stadtsprecherin.

Weiter argumentiert sie: „Leider hat das Brautpaar oder ein Gast den diensthabenden Standesbeamten vor der Trauung nicht informiert, dass der Vater der Braut noch fehlt. Er hätte sonst natürlich entsprechend agiert und das Wachpersonal am Eingang informiert.“ Der Brautvater widerspricht. Er habe mit seiner Tochter über das Handy in Verbindung gestanden. Selbstverständlich habe der Standesbeamte Bescheid gewusst.

Es steht Wort gegen Wort zu diesem Tag des Ja-Worts. „Natürlich“ seien alle Standesbeamtinnen und Beamten „immer gewillt, innerhalb der zeitlichen Möglichkeiten eine gute Lösung im Sinne des Brautpaares zu finden, wenn Gäste verspätet eintreffen“. Sagt das Presseamt und bezieht sich damit auf das, was Köln schon per Kölschem Grundgesetz ausmacht.

Weiter heißt es in der offiziellen Antwort des Presseamts: „Die stellvertretende Leiterin des Standesamtes nimmt den geschilderten Fall zum Anlass, die Mitarbeitenden noch einmal dafür zu sensibilisieren, wie sie mit verspäteten Gästen umgehen.“ Nun. Der Dortmunder Brautvater hat ja noch eine zweite Tochter. Aber die dürfte wohl kaum in Köln heiraten. (Dieser Artikel erschien erstmalig am 30.08.2024)