Die FDP hat der Verwaltung einen Antrag gestellt und hatte schönere Hochzeiten im Hinterkopf. Doch die Liberalen sind mit ihrem Vorschlag in Köln auf wenig Gegenliebe gestoßen.
Liebe in KölnWarum die FDP für ihren Antrag auf schönere Hochzeiten einen Korb kassiert
Romantik und Zeitdruck – zwei Worte, die nicht unter einen Hut zu bekommen sind. Darum wollte die FDP der Romantik im Kölner Rathaus ein wenig auf die Sprünge helfen, in dem sie den Zeitdruck aus den Hochzeiten im Standesamt und seinen Traustätten herausnehmen wollte. Denn standesamtliche Trauungen finden in Köln zur Hochzeit der Hochzeiten im 20-Minuten-Takt statt. Darum hatten Katja Hoyer, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion, und Ralph Sterck, Fraktionschef, einen Vorstoß in Sachen Liebe unternommen. Sie regten unter anderem an, weitere Trauorte, mehr Gäste und eine digitale Übertragung für den „schönsten Tag“ der Liebenden zuzulassen. Doch ihr Vorschlag ist in der Verwaltung auf wenig Gegenliebe gestoßen.
Nur die Liebe zählt
Nein, sie sind nicht herzlos, die Beamten der Kölner Stadtverwaltung. Es könnte sogar gesagt werden, für sie zählt nichts mehr als die Liebe. Nicht weniger als 22 Trauorte gibt es in Köln, um sich standesamtlich das Ja-Wort zu geben. Um es unromantisch auszudrücken: Für jeden Geldbeutel ist etwas dabei, von 40 bis 1750 Euro. Von den drei Trauzimmern im historischen Rathaus über die Rheinseilbahn bis hin zum hochherrschaftlichen Ambiente der Wolkenburg. So finden im Schnitt 5000 Pöttchen im Jahr ihren Deckel. Wer zudem das Glück hat, noch einen Hochzeitstermin am Wochenende zu ergattern, der darf sich zehn Minuten länger küssen – dann nämlich wird der 20-Minuten-Takt von unter der Woche auf 30 Minuten aufgeweitet. Um vor diesem Hintergrund die Antwort der Verwaltung auf das Werben der FDP in einem Satz zusammenzufassen: Damit haben die staatlichen Vollstrecker Amors alle Pfeile verschossen, die im Köcher waren. Mehr geht einfach nicht.
Ein weitere Trauort im Rathaus?
Diesem Vorschlag der Liberalen, erteilt die Verwaltung eine Absage. Denn „die aktuellen räumlichen Gegebenheiten lassen die dauerhafte Einrichtung eines weiteren Trauortes leider nicht zu“, heißt es in einer Mitteilung. „Gegebenenfalls könnte bei Aufgabe des ehemaligen Ratskellers als Lagerfläche für die archäologische Zone Raumkapazitäten geschaffen werden“, zeigen die Beamten wenigstens eine Perspektive auf. Im Keller heiraten, in einem ehemaligen Lagerraum, mangels Kapazitäten? Nach Wolke Sieben klingt das nicht gerade. Da müsste wohl auf die Volksweisheit gesetzt werden, die besagt, Liebe macht blind.
Anzahl der Gäste erhöhen?
Auch bei diesen Ansinnen muss die Verwaltung die FDP,auf den Boden der Realitäten hohlen. Nach Corona sei man wieder an das Limit herangegangen, nämlich 70 Personen nebst Brautpaar und Fotografen im Turmkeller oder 80 Personen in der Rentkammer. Die sicherheitstechnischen Vorschriften schöben einem Mehr an Gästen einen Riegel vor. Auch wenn – wie von Hoyer und Sterck angeregt – ein eigener Empfangsraum für die Feierenden in die Überlegungen mit einbezogen würde, es änderte sich nichts an den Raumproblemen. Denn zusätzlichen Raum gebe es eben sowenig für einen Empfangsraum wie für einen weiteren Trausaal.
Live-Übertragung von Hochzeiten?
Spätestens bei diesem Vorschlag wird klar, so eine Hochzeit ist ein hochbürokratischer Akt, bei dem Fragen der Technik im Vordergrund stehen. Von wegen Romantik. Mit dem Einbau einer Übertragungsanlage im historischen Rathaus müsste der Denkmalschutz betraut werden. Dann bestünde immer noch die Gefahr von Cyberangriffen, also müsste auch die IT-Sicherheit zurate gezogen werden. Und wie es beim Streamen eines so persönlichen Momentes wie eine Hochzeit um die Persönlichkeitsrechte steht, will die Verwaltung lieber gar nicht erst zu Ende denken. Also besser gar nicht insistieren, bevor noch die Frage aufkommt, ob ein Kuss mit den amtlichen Hygienevorschriften in Einklang zu bringen ist.
Mehr Trauorte mit besonderem Ambiente?
Wie gesagt, 22 Trauorte gibt es schon. Über 400 Hochzeiten im Jahr finden so außerhalb des Rathauses statt – und zwischen diesen sausen die staatlich berufenen Handlanger Amors pfeilschnell hin und her. Mehr ist einfach nicht menschenmöglich, gibt die Verwaltung in ihrer Mitteilung zu bedenken, und verweist deshalb auf das Angebot von freien Trauerrednern. Denn würde das Standesamt personell aufgestockt werden, müssten die dadurch entstehenden Mehrkosten auf die Gebühren umgelegt werden. Die Hochzeit würde teurer.