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„Ich war Ärztin und Mörderin“Kölner Schauspielerin Nina Vorbrodt im Interview

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Kölner Schauspielerin 180522

Die heute erfolgreiche Schauspielerin Nina Vorbrodt, spielte schon zu Schulzeiten.

Köln – Die Volksbühne am Rudolfplatz wartet gerne mit Überraschungen auf, diese steht nicht im Programm: An manchen Abenden begrüßt am Einlass in den Theatersaal eine aus Film und Fernsehen bekannte Kölner Schauspielerin die Gäste.

Die Maske erschwert vielleicht die Gesichtserkennung, die Stimme klingt aber vertraut, und spätestens der Blick aufs Namensschild bestätigt, dass hier die vielseitige Nina Vorbrodt einen guten Job macht. Als Veranstaltungsleiterin hält sie eigentlich hinter den Kulissen die Fäden zusammen, Einspringen am Einlass gehört dazu.

Vorbrodt genießt Stille im früheren Millowitsch-Theater

Vier bis sechs Einsätze im Monat absolviert die gebürtige Kölnerin in der Volksbühne. Sie ist dann die Erste, die kommt und die Letzte, die geht. Gerne gönnt sie sich, wenn sie nach Vorstellungen nachts allein im früheren Millowitsch-Theater ist, noch ein paar persönliche Momente.

„Ich nehme mir ein Glas Wein, setze mich in den fast dunklen Saal, genieße den Luxus der absoluten Stille und spüre dem Geist von Willy nach. Was zugegeben haarscharf die Grenze zum Grusel streift, wenn von irgendwo ein kleines Geräusch zu hören ist“, erzählt sie schmunzelnd. Den Volksschauspieler erlebte die 50-Jährige allerdings nie auf der Bühne. Immerhin war sie die kleine Schwester seiner Tochter Mariele im Krimi „Der Mörder meiner Mutter“.

Karriereanstoß gab Kölner Komponist Günter Hässy

Den Grundstein für Nina Vorbrodts Karriere legte der Kölner Komponist Günter Hässy. Sie war 13 und besuchte das Schiller-Gymnasium in Sülz, als Hässy sie für die Hauptrolle in seinem Singspiel „Der kleine Muck“ gewann. Seine Worte „Du schaffst das, du bist gut, aus dir wird mal was“, prägten sich der Schauspielerin ein.

Nach dem Casting-Sieg gegen 800 Mitbewerberinnen für die Rolle von Benny Beimers Freundin in der „Lindenstraße“, die sie von 1988 bis 1991 spielte, folgten unzählige Rollen in Kino- und Fernsehfilmen. „Ich bin breit aufgestellt, war schon Rockerbraut, Prostituierte, Hausfrau, Ärztin, Pilotin, Psychopathin und Mörderin“, zählt die Künstlerin auf.

„Klein, aber fein“ seien ihre Aufgaben vor der Kamera. Prompt geht ein Anruf ein, der ihre Augen zum Glänzen bringt. „Das war die Zusage, dass ich im neuen Film von Margarethe von Trotta eine Rolle bekomme“, teilt sie ihre Freude.

Vorbrodt spielt in „Unsere wunderbaren Jahre“ mit

Ab dem kommenden Jahr ist Nina Vorbrodt erstmal in der zweiten Staffel der ARD-Miniserie „Unsere wunderbaren Jahre“ zu sehen. Die Handlung spielt Ende der 60er-Jahre, sie mimt eine Schuhverkäuferin, die an der Ideologie der dunklen Jahre festhält. Derzeit läuft die erste Staffel in der ARD-Mediathek. „Eine Textstelle ist mir nur schwer über die Lippen gekommen. ‚Früher hätte man sowas vergast‘, sagt Fräulein Ines, als Hippie-Demonstranten am Geschäft vorbeiziehen“, berichtet sie.

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Ansonsten lebte sie bei den Dreharbeiten begeistert ihr Faible für den Mode- und Einrichtungsstil der 60er-Jahre aus. Und: „Der Film ist ein wichtiger Fingerzeig auf die Zeit des Aufbruchs in diesen Jahren, auf die Emanzipation unserer Vorfahrinnen, sie haben für all das gekämpft, was wir Frauen heute dürfen“, sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter.

Dass sie mit Kittel, strenger Frisur und Hornbrille in der Rolle alt aussieht, störte sie keineswegs. „Ich bin uneitel, weswegen ich im Sechserpack meistens diejenige war, die die hässlichen Klamotten, Pickel, fettigen Haare und Schuppen verpasst bekam“, erinnert sie sich amüsiert.

Klage gegen TV-Comedy-Reihe „Sechserpack“ war erfolgreich

In der TV-Comedy-Reihe „Sechserpack“, die von 2003 bis 2010 im Fernsehen lief, gehörte Nina Vorbrodt zum festen Ensemble. Bis heute werden die erfolgreichen Sketche auf verschiedenen Kanälen wiederholt, ohne die Darstellerinnen und Darsteller am Profit zu beteiligen.

Nach dem Vorbild des Kameramanns von „Das Boot“ und der Autorin von „Keinohrhasen“ verklagt seit vier Jahren den Sender im Alleingang auf angemessene Nachvergütung und gewann den Prozess. Der Sender ging in die Berufung, die kürzlich in zweiter Instanz abgewiesen wurde.