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Bauarbeiten70 Jahre alte Platanen am Kölner Rheinufer sind in Gefahr

Lesezeit 3 Minuten

Mit Warnbaken abgesperrt ist diese Platane am Rheinufer. Ein Baumgutachter soll klären, ob sie erhalten bleiben kann.

Köln – Sie gehören zum Altstadt-Panorama wie Groß St. Martin, das Stapelhaus und die bunten Giebelhäuser. Die mächtigen Platanen an der Rheinuferpromenade, deren Blätter gerade beginnen, sich herbstlich zu verfärben, sind prägend für das Stadtbild im Herzen von Köln.

Doch bald könnte sich die Szenerie einschneidend verändern. Durch die bevorstehenden Bauarbeiten an der so genannten „Kragplatte“ sind möglicherweise sechs große, rund 70 Jahre alte Platanen bedroht. Die Stadt Köln lässt derzeit durch einen Baumgutachterbüro prüfen, ob sie erhalten werden können oder ob sie gestutzt oder gar gefällt werden müssen.

Kragplatte muss neu gebaut werden

Wie mehrfach berichtet, befindet sich am Altstadtufer zwischen Deutzer Brücke und Fischmarkt eine marode Betonkonstruktion, die wie ein Balkon auf einer Länge von 235 Metern rund fünf Meter über die Ufermauer „auskragt“. Weil sie einen problematischen Spannstahl enthält, der im schlimmsten Fall reißen könnte, muss die Kragplatte abgebrochen und komplett neu gebaut werden. Die 1963 fertiggestellte Konstruktion nur zu verstärken, wäre laut Stadt zu teuer und mit unkalkulierbaren Risiken verbunden – daher der Neubau, bei dem vorgefertigte Betonteile zum Einsatz kommen sollen.

Grafik Rheinufertunnel

Von Anfang war es Ziel der Stadt, möglichst sämtliche Bäume zu erhalten. So sind in den Fertigbauteilen der neuen Kragplatte extra Aussparungen vorgesehen, damit die Betonelemente um die vorhandenen Platanen herum gelegt werden können. „Die Planung sieht Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Platanen im Bereich der Kragplatte vor, die auch in das Leistungsbild der Baufirma eingeflossen sind“, erklärte ein Stadtsprecher auf Anfrage.

Wurzeln der Platanen verlaufen anders als gedacht

Das beauftragte Unternehmen hat inzwischen mit den Vorarbeiten begonnen. Dabei stellte sich die Situation vor Ort als problematischer heraus als zunächst erwartet. „Im Rahmen der Bauvorbereitung wurden exemplarisch an zwei Platanen Suchschlitze im Boden durchgeführt, um die Planungsannahmen zum Wuchs der Bäume zu validieren. Es wurde festgestellt, dass die Wurzeln der Platanen anders verlaufen als ursprünglich angenommen, nämlich direkt unterhalb der Betonplatten. Deshalb waren weitere Untersuchungen erforderlich“, sagte der Stadtsprecher.

Die sechs betroffenen Platanen wurden beim Bau der Kragplatte um 1963 ans Rheinufer gepflanzt, damals waren sie bereits etwa zehn Jahre alt. Mitte der 1980er-Jahre wurde daneben in offener Bauweise der Rheinufertunnel errichtet – seitdem wurzeln die alten Platanen in dem schmalen Streifen zwischen dem Stahlbeton des Tunnels und der Kaimauer von 1890. Im Erdreich befinden sich zudem noch Reste einer Hafenmauer von 1848.

Gutachter soll Standsicherheit der Platanen feststellen

Im Rheingarten über dem Tunnel wurden weitere Bäume gepflanzt, die nicht betroffen sind (siehe Grafik). Der Gutachter soll nun klären, wie tief die alten Platanen wurzeln und inwieweit ihre Standsicherheit durch den Abbruch der Kragplatte gefährdet ist. „Die Auswertungen zu den Untersuchungen an den Bäumen dauern noch an, das Ergebnis des Baumsachverständigen liegt noch nicht vor“, sagte der Stadtsprecher.

Sollte der Gutachter empfehlen, die großen Bäume zu fällen oder zu stutzen, fiele dies unter die Baumschutzsatzung der Stadt. Dann müsste die Bezirksvertretung Innenstadt darüber entscheiden.

Stadt lässt Ticket-Kiosk an der Promenade abreißen

Am Hansaring hatte die Stadt mehrere alte Platanen stark einkürzen lassen, weil sich herausgestellt hatte, dass sie wegen des darunterliegenden U-Bahn-Schachts keine tiefen Wurzeln ausbilden konnten. Das wäre eventuell auch am Rheinufer denkbar. Auch baubegleitende Maßnahmen zum Schutz der Bäume und konstruktive Änderungen an der neuen Kragplatte könnten eine Option sein, was jedoch mit erheblichem Mehraufwand verbunden wäre.

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Im November will die Stadt den ehemaligen Ticket-Kiosk der „Köln-Düsseldorfer“ (KD) an der Promenade abreißen lassen – mehr als vier Monate, nachdem die KD dort ausziehen musste. Die Stadt hatte dem Schiffsbetreiber zu Ende Juni gekündigt, seitdem steht der Pavillon leer. „An diesem Sonntag endet unsere Saison. Bis dahin hätten wir hier gerne noch Fahrkarten verkauft“, sagt KD-Geschäftsführer Achim Schloemer. (mf)