Menschenfreundliche IronieHelge Schneider spielt Konzert in Kölner Philharmonie

Helge Schneider in der Kölner Philharmonie
Copyright: Hyou Vielz
Köln – Draußen, am Rande von Europa, hat am Vortag ein Krieg begonnen, aber in der Kölner Philharmonie erwähnt Helge Schneider das mit keinem Wort. Mit Politik im engeren Sinne, einem satirisch-kabarettistischen Blick auf die Weltläufe, hat er sich ohnehin nie aufgehalten. Und die menschenfreundliche Ironie, die seine zuweilen genialischen Albernheiten und spontanen Gaga-Einfälle stets durchwaltet, könnte dieser Ungeheuerlichkeit niemals beikommen. Schon in Ordnung, dass er das Thema meidet.
Allerdings wirkt der Abend gedämpft – was auch daran liegen mag, dass er außer Sandro Giampietro an der Gitarre nur den etatmäßigen Teekoch Bodo Oesterling mitgebracht hat. Seinen zwölfjährigen Sohn Charlie, Drummer der „Original Rübenschweine“, hatte Schneider nicht von der Schule loseisen können. Das Konzept des „Ein Mann und seine Gitarre“ überschriebenen Programms ist altbekannt: Gründlich in den Hobby-Kellern der Alltagskultur und des gehobenen Geschmacks wühlen und schöne Fundstücke schräg zusammenmontieren.
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Dazu gehören nicht zuletzt eigene Stücke. „Katzeklo“ etwa hat neuerdings ein beinahe intimes Arrangement. Bodo darf den Pfefferminztee ausnahmsweise Pfefferminztee sein lassen und die erste Stimme übernehmen, während Helge Gospelphrasen dazu improvisiert. „Wurstfachverkäuferin“, „Die Trompeten von Mexiko“, aber auch „The Man I Love“ von Gershwin: Am Klavier schlägt Schneider Harmonien von Thelonious Monk an, imitiert Satchmo oder Miles an der Trompete, bläst ein heißes Saxophon-Solo, haucht Schlafzimmer-Soul oder pfeift herzerwärmend vor sich hin.
Bei dem Blues „Der Papst kann nirgends hin“ parodiert er an der Fender die allerdämlichsten Gitarrengott-Posen, und wenn er singt, der Papst bleibe „bei seiner Frau zuhause, die kocht auch gut“, fragt man sich, ob das nicht doch ein entfernter Kommentar zur Lage der Kirche sein könnte.
Alles dargeboten mit den üblichen Faxen, linkischen Hampeleien und bestussten Nebenbemerkungen natürlich, und als Zugabe improvisiert er am Piano noch ein Liedchen über Köln: „Köln am Rhein, du jecke Stadt, wat will man denn in Düren?“ Zu viel mehr reicht es nicht, man sieht und hört den „alten“ Helge, aber nicht so entspannt wie früher. Möglicherweise liegt es an der Pandemie-bedingt halb leeren Philharmonie oder der mangelnden Konzert-Routine. Oder ist es doch der Krieg? Es sind schwere Zeiten für lustige Zeitgenossen.