Kölner Motto-QueenMarie-Luise Nikuta ist gestorben
Köln – Granatrot gefärbte Haare, immer adrett gekleidet, schwungvoll und mit jeder Menge Musik im Blut ausgestattet – so kannte wohl fast jeder in Köln Marie-Luise Nikuta. Am Dienstag ist die Sängerin in einem Seniorenheim im Alter von 81 Jahren gestorben. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht am Abend. Bei „Zick eröm“, der Abschiedsfeier für das Dreigestirn in den Saartory-Sälen, gab es eine Gedenkminute.
„Marie-Luise Nikuta hat über Jahrzehnte den Kölner Karneval geprägt“, sagte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn am Abend der Rundschau. „Das gilt nicht nur für die vielen, vielen Mottolieder, die sie den Kölschen geschenkt hat. Noch wichtiger: Sie hat den Karneval - in einer Zeit als das noch lange nicht selbstverständlich war - weiblicher gemacht.
Marie-Luise Nikuta erobert männliche dominierte Karnevalsbühnen
Sie hat die Bühnen der Stadt gegen manch damalige männliche Widerstände erobert und wird für immer in den Herzen der Kölschen sein.“ Davon zeugten auch Hunderte von anteilnehmenden Kommentaren in den sozialen Medien.
Das Mottolied – das war das Markenzeichen der gelernten Versicherungskauffrau. Seit 1977 komponierte sie Dutzende von Songs – alle auf der Grundlage des jeweiligen Sessionsmottos. Wenn, wie bis vor einigen Jahren üblich, das neue Motto beim Prinzenfrühstück am Dienstag nach dem Rosenmontagszug vorgestellt wurde, konnte man Marie-Luise Nikuta schon am Nachmittag anrufen und sie zu ersten Ideen befragen. Da wusste sie meist schon: „Das wird ein Samba“. Oder ein Lied im Dreivierteltakt. In jedem Fall aber ein Song, der ihr den Beifallbei fast allen Proklamationen und unzähligen Karnevalsveranstaltungen sicherte.
Was sich so leicht anhört, war harte Arbeit. Den Platz in der Männerbastion Karneval musste sich die zierliche Frau mühsam erkämpfen. Mit über 160 Liedern – darunter unvergessene Melodien wie der „Straßenbahn-Song“ oder „E paar Grosche für Ihs“ gelang ihr das über viele Jahre. Für ihre Verdienste und ihr musikalisches Schaffen wurde ihr als einziger Frau die Willi-Ostermann-Medaille verliehen.
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Nach einem gesundheitlichen Rückschlag verabschiedete sie sich 2014 offiziell aus dem Karneval. Nikuta zog von ihrem Haus in Mauenheim, in dem sie über 4000 Orden gesammelt hatte, in die „Residenz am Dom“, vor einiger Zeit, als es ihr nicht mehr so gut ging, dann ins Clarenbachheim. Von ihrer Leidenschaft hat sie das nicht abgehalten. „Et Hätz schleiht em Veedel“ verarbeitete sie im August zu einem Song, den dann „De Schlofmütze“ interpretierten.
Ganz sicher wäre ihr auch zum Motto der kommenden Session „Nur zesomme sin mer Fastelovend“ ein Text und ein Lied eingefallen. Ausgerechnet am Veilchendienstag, an dem Tag, an dem Marie-Luise Nikuta eine solche Aufgabe stets anging, hat sie sich verabschiedet.