Mottoqueen feiert GeburtstagMarie-Luise Nikuta wird am Mittwoch 80 Jahre alt
Köln – Eine große Feier, nein, die wollte Marie-Luise Nikuta sich auf keinen Fall zumuten. Wenn sie an diesem Mittwoch 80 Jahre alt wird, werden ihr etwa 30 Freunde und Wegbegleiter in der Residenz am Dom gratulieren, wo die „Mottoqueen“ des Kölner Karnevals seit knapp fünf Jahren lebt. Sie wohnt in einem Zimmer mit Balkon, auf dem ein Strandkorb steht, in den sie sich aber nur selten setzt. „Die Sonne vertrage ich nicht so gut“, sagt sie.
Neues Lied für die Stattgarde komponiert
Gerade erst hat Nikuta wieder ein Lied geschrieben – die „Stattgarde Colonia Ahoj“ soll es in der kommenden Session darbieten. Wenn die Sängerin gefragt wird, wie es ihr geht, sagt sie: „Der Kopf ist noch in Ordnung.“ Sie beherrsche noch sämtliche Liedtexte auswendig, ergänzt sie zur Bestätigung. Doch ihr Körper bereite ihr hier und da Sorgen. Die Augen funktionieren seit ihrer Hirnblutung vor einigen Jahren nicht mehr so gut, auch Knie und Schulter machen ihr zu schaffen. Vor ihrem Geburtstag hat sie zwei Tage an der belgischen Nordseeküste verbracht. „Die Luft ist gut für meine Nebenhöhlen“, meint sie. Dann zitiert sie einen Buchtitel von Joachim Fuchsberger und meint: „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“
Marie-Luise Nikuta hat sich mit ihrem altersgerechten Wohnort abgefunden. Zuhause fühle sie sich hier nicht. „Ich vermisse mein Haus und meinen Garten. Aber ich mache es mir hier gemütlich“, sagt sie zuversichtlich. Ihre Tochter kommt sie häufig besuchen, einmal die Woche auch ihr „Enkelchen“, wie Nikuta sagt, obwohl die junge Frau gerade Abitur gemacht hat und nun ein Jahr in Australien verbringen will. Die Zeit vergeht schnell.
„Da ist wieder so ne doofe Hausfrau, die singen möchte“
Nikuta war schon 30 Jahre alt, als sie sich auf die männerdominierten Karnevalsbühnen kämpfte. Einst habe sie vor einem Auftritt am 11.11. im Sendesaal des WDR einen Kollegen belauscht, der mit Blick auf die Künstlerschar geäußert habe: „Da ist wieder so ne doofe Hausfrau, die singen möchte.“ Nikuta ärgert solche Ignoranz noch heute.
Etwa 160 Lieder hat sie in ihrer Karriere komponiert und getextet, darunter viele Mottolieder. Zu den bekanntesten Stücken gehören ihr „Straßenbahn-Song“, „E paar Grosche für Ihs“ oder „Dat ahle Sofa us dr Kösch“, Lieder, die ihr die Ostermann-Medaille und als erster Künstlerin den Verdienstorden des Festkomitees mit Brillanten eingebracht hat.
Manchmal geht Nikuta in einem der Brauhäuser der Altstadt Sauerbraten essen. Oder Reibekuchen, so wie früher, als sie die versammelte Medienschar auf ihre Terrasse nach Mauenheim einlud, ihr Mottolied präsentierte und dazu Rievkooche servierte. „Ich bin keine große Esserin“, sagt sie.
Neulich, so erzählt die Sängerin, sei ein Chor in der Residenz aufgetreten und habe plötzlich ein Potpourri ihrer schönsten Stücke gesungen. Dann strahlt Nikuta. Diese Form der Anerkennung scheint ihr fast lieber zu sein als die vielen Ehrungen, die sie in ihrem musikalischen Leben erhalten hat. Morgen werden ihre Gäste für sie singen. Zum Geburtstag.