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Kölner KinderladenWie Eltern und Erzieher bei Papperlapapp Hand in Hand arbeiten

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Zwei Frauen zwischen Kinderspielgeräten

Paperlapapp-Kinderladen: Mutter Laura Biskupek (l.) und Leiterin Jutta Pospischil.

Den Laden am Laufen halten - dazu tragen die Eltern im Kinderladen Papperlapapp entscheidend bei.

„Ich war selbst schon als Kind beim Papperlapapp. Es war ganz klar, dass ich wollte, dass unser Sohn da auch hingeht“, sagt Julia Rödding über ihren Kinderladen. Seit etwas mehr als 50 Jahren gibt es am Volksgarten die Elterninitiative mit dem eigenwilligen Namen. Wer sein Kind hier unterbringt, lässt sich auf eigene Spielregeln ein.

„Die Eltern bringen sich hier alle eigeninitiativ ein“, sagt Leiterin Jutta Pospischil. Ein Verein ist Träger der Kindertagesstätte. Jeder der Eltern bekleidet ein Amt: Sei es im Vorstand als Verantwortlicher für Personal, Vereinsangelegenheit oder Finanzen, sei es im Elternrat oder als Karnevalsbeauftragte.

Und die Eltern sind auch Arbeitgeber: für sechs pädagogische Fachkräfte in Teil- und Vollzeit, eine Leitungskraft, eine Auszubildende und eine Freiwillige, die über die Bundesfreiwilligenagentur kommt. „Wir sind nicht nur Eltern, wir tragen ein ganzes Stück Verantwortung, damit der Kinderladen läuft“, sagt Rödding.

Alle vier Wochen Elternabend

Im Alltag der 31 Kinderladenkinder sind die Eltern eine feste Größe. „Täglich sind Eltern in der Einrichtung, deshalb haben im Rahmen des Kinderschutzkonzeptes alle ein polizeiliches Führungszeugnis zu erbringen“, sagt Pospischil.

Die Eltern haben die Räume ausgebaut und eingerichtet, sie unterstützen beim Waldtag, bei der Organisation der Feste und beim Gang zur Artothek, wo regelmäßig mit den Kindern ein Bild ausgeliehen wird. „Alle vier Wochen etwa haben wir einen Elternabend“, erklärt Mutter Anna Steurer, die gerade mit ihrem Mann dabei hilft, im Keller eine Kletterwand anzubringen.

„Ein großes Thema war schon immer das Essen“, sagt Laura Biskupek aus dem Papperlapapp-Vorstand. Bis das Essenskonzept, auf das sich die Eltern geeinigt haben, festgelegt war, gab es reichlich Diskussionen. Nun ist klar: möglichst regionale Produkte, nicht mehr als zweimal die Woche Nudeln, wenn Fleisch, dann bio. „Etwa alle vier Wochen kocht ein Elternteil in der Küche der Kita, dafür hatten wir alle Hygiene-Schulungen“, sagt Biskupek. Beim Kochen dürfen die Kinder teilweise mithelfen, das kochende Elternteil isst mit in der Gruppe. Weil die Termine langfristig festgelegt werden, können alle der berufstätigen Eltern das Kochen übernehmen.

Großes Gemeinschaftsgefühl

„Das ist nicht nur eine Kita, sondern das ist eine Gemeinschaft“, sagt Rödding. Und genau dieses Gemeinschaftsgefühl schätzen die Eltern bei Papperlapapp. „Wir haben hier alle das Ziel, den Kindern einen schönen Ort zu bereiten, in dem sie sich frei entwickeln können und in dem wir sie bilden“, sagt die Kita-Leitung. Kommt es durch Personalausfall zu Kürzungen des Betreuungsangebots, unterstützen sich die Familien untereinander.

Sie ist schon fast 20 Jahre im Kinderladen – und rundherum zufrieden, wenn die finanzielle Krise der privaten Träger nicht wäre. „Das Kinderbildungsgesetz zeigt sich angesichts des großen Engagements und der Mehrarbeit nicht wertschätzend gegenüber den Eltern. Die Finanzierung ist nicht auskömmlich und so sind die Elterninitiativen stark gefährdet“, sagt Jutta Pospischil.

Sie lobt das Vertrauensverhältnis und die gute Atmosphäre. Auch die Diskussionen, die es gibt, findet sie wichtig. „Das ist gelebte Demokratie. Eigeninitiative und Selbstwirksamkeit lernen auch die Kinder tatsächlich schon hier“, findet die Leiterin.

Ähnlich sieht das Jörg Dehnert vom Paritätischen in Köln: „Ich habe enorme Hochachtung vor den Elterninitiativen. Sie leben die Idee des gesellschaftlichen bürgerschaftlichen Engagements.“ Dehnert ist Fachreferent für Tageseinrichtungen für Kinder und betreut mit einer Kollegin rund 90 Kölner Elterninitiativen. „In kaum einem anderen System ist die Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgeprägter“, attestiert Dehnert den Elterninitiativen.

Klagen über Kostendruck

Gerade nachdem das „Tagesbetreuungsausbau-Gesetz“, das einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Unter-Dreijährige verankerte, und Kinderbildunggesetz (KiBiz) 2008 in Kraft getreten waren, stieg in Köln die Zahl der Neugründungen bei Elterninitiativen. „Seit einigen Jahren haben die Neu-Gründungen jedoch nachgelassen“, sagt Dehnert.

Die hohen Tarifabschlüsse und die Inflation brachten auch die Elterninitiativen, die immerhin 3,4 Prozent ihres Budgets durch Eigenmittel finanzieren müssen, finanziell ins Schlittern. Wer in einer Elterninitiative den Posten des Finanzvorstands übernimmt, behält ihn oft länger. Ganz einfach, weil es nicht leicht ist, sich einzufuchsen in die Vorschriften und Wege.