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Kölner GrüneParteitag stellt am Samstag Kandidaten für den Landtag auf

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Grüne Symbolbild

Symbolbild

Köln – Geht die grüne Erfolgsgeschichte weiter? Drei Mal hintereinander wurden die Grünen in Köln zur stärksten politischen Kraft gewählt: Europawahl 2019 (34,6 Prozent), Kommunalwahl 2020 (28,5 Prozent) und Bundestagswahl 2021 (28,0 Prozent). Nun wollen sie auch bei der Landtagswahl am 15. Mai 2022 punkten und die Schmach von 2017 vergessen machen. Damals holten die Grünen NRW-weit nur 6,4 Prozent (minus 4,9). In Köln stürzten sie auf 11,8 Prozent ab, nach 19,6 Prozent im Jahr 2012.

Grafik Grüne

Doch nach den jüngsten Erfolgen herrscht derzeit an Selbstbewusstsein kein Mangel. „Wir wollen im Mai erstmals in Köln Direktmandate bei einer Landtagswahl holen“, sagt Parteichef Frank Jablonski.

Am Samstag wählen die Mitglieder auf einer Versammlung in Kalk ihre Kandidaten für die sieben Landtagswahlkreise. Sechs von ihnen wurden bereits im Juni nominiert und müssen nur noch formal bestätigt werden. Im Wahlkreis 17 kommt es hingegen zu einer Kampfkandidatur, nachdem sich der ursprünglich nominierte Bewerber aus persönlichen Gründen zurückgezogen hat. Ein Überblick.

Wahlkreis 13 (südliche Innenstadt, Rodenkirchen)

Hier bewirbt sich die Sozialpädagogin Eileen Woestmann (28) um das Direktmandat. Sie saß von 2014 bis 2017 in ihrer Heimatstadt Emmendingen bei Freiburg für die Grünen im Stadtrat. Seit 2017 in Köln, engagiert sie sich im Themenfeld Kinder, Jugend und Familie. Ihre Chancen stehen nicht schlecht: Bei den jüngsten Wahlen zum Bundestag und Rat waren die Grünen in der Innenstadt und im Bezirk Rodenkirchen stärkste Kraft. Jedoch: 2017 lag hier der grüne Landtagsbewerber weit abgeschlagen hinter CDU und SPD auf dem dritten Platz.

Wahlkreis 14 (Lindenthal)

Auch hier könnten die Grünen möglicherweise ein Direktmandat holen. Bei der Bundestagswahl im September wurde Sven Lehmann als erster Grünen-Kandidat in Köln direkt ins Parlament gewählt, auch bei der Kommunalwahl ein Jahr zuvor holten die Grünen in Lindenthal die meisten Stimmen. Für den Landtag bewirbt sich hier erneut der Kölner Parteivorsitzende Frank Jablonski (47). Der Germanist arbeitet als Büroleiter des Abgeordneten Sven Lehmann, seine Themen sind Demokratie, Kultur und Kommunales. Mit 9090 von 84 575 gültigen Erststimmen (10,7 Prozent) hatte er 2017 klar gegen CDU-Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau (37,0 Prozent) verloren. Nun könnte sich das Blatt wenden.

Wahlkreis 15 (Ehrenfeld, Nippes, Bilderstöckchen)

Auch hier könnte was gehen für die Grünen. Bei den letzten Wahlen in Bund und Land gaben sie in Ehrenfeld und Nippes klar den Ton an. Und mit Arnd Klocke (50) schicken sie ein Schwergewicht ins Rennen. Seit 30 Jahren bei den Grünen, sitzt der Politikwissenschaftler seit 2010 im NRW-Landtag, er ist stellvertretender Fraktionschef und Sprecher für Verkehr, Bauen und Wohnen. Im Wahlkreis 15 holte er stets das landesweit beste Ergebnis der Grünen.

Wahlkreis 16 (Chorweiler, Niehl, Longerich etc.)

Im Kölner Nordwesten tritt Friederike Scholz (47) an. Sie ist Sprecherin im Ortsverband Nippes, arbeitet als Juristin beim Deutschen Städtetag. Als Top-Themen nennt sie Klima- und Umweltschutz sowie eine gerechte Gesellschaft. 2017 waren die Grünen hier chancenlos – SPD und CDU holten jeweils fünfmal so viele Stimmen.

Wahlkreis 17 (Porz, Merheim, Brück, Rath-H.)

Der Wahlkreis war eigentlich an Ulascan Koku vergeben. Nach seinem Rückzug konkurrieren jetzt Manuela Grube, Grünen-Fraktionschefin in der Bezirksvertretung Kalk, und Marvin Schuth (33), Ko-Sprecher des Arbeitskreises Queer Grüne Köln, um die Position. Grube wird von der grünen Landesarbeitsgemeinschaft Frauen unterstützt, sie will sich für mehr Grün in der Stadt, Bildungsgerechtigkeit und Frauenpolitik einsetzen.

Schuth ist Marketing-Kaufmann und dualer Student im Bereich „Klinische Pflege“, für ihn stehen die Themen Gesundheit, duale Ausbildung und Queerpolitik ganz oben auf der Agenda. Der Wahlkreis ist für Grüne ein schwieriges Pflaster, 2017 lagen sie hier auf dem fünften Platz.

Wahlkreis 18 (Kalk, Vingst, Deutz, City-Nord etc.)

Hier kandidiert erneut die Abgeordnete Berivan Aymaz (49). Sie zog 2017 über die Liste in den Landtag ein, ist Sprecherin im Integrationsausschuss und Mitglied im Innenausschuss. In der Fraktion sind ihre Themen Flucht, Integration, Internationales und Eine Welt. Gegen SPD-Bewerberin Susana dos Santos Herrmann (53) könnte es knapp werden, doch ihr dürfte ohnehin ein guter Listenplatz sicher sein.

Wahlkreis 19 (Mülheim)

In Mülheim kandidiert Jurastudent Leon Schlömer (23), sein Kernthema ist die Innenpolitik. Er war Sprecher der grünen Jugend, ist Beisitzer im Kreisvorstand. In dem traditionell roten Wahlkreis tritt der langjährige SPD-Abgeordnete Martin Börschel, der zuletzt 38,3 Prozent holte, nicht mehr an. Die SPD sucht nun nach Alternativen.