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Zwölf Jahre für 700 WohnungenKölner Wohnviertel „Welle“ soll 2027 fertig sein

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Grafik zum Wohnviertel

Es geht an diesem Mittwochmorgen am Raderberggürtel auch um die letztlich doch nicht realisierte Sprengung der drei alten Türme der Deutschen Welle – natürlich, schließlich wäre es eine Sprengung gewesen, die viel Aufmerksamkeit geschaffen hätte, möglicherweise sogar ein Fall für die Rekordbücher gewesen wäre. Doch der Investor, ein Zusammenschluss von Bauwens und Wohnkompanie, verzichtete auf die Sprengung, stattdessen trugen Spezialarbeiter die drei bis zu 140 Meter hohen Türme ab (wir berichteten).

Zum einen war die Asbestkonzentration zu hoch, zum anderen fürchtete das benachbarte Deutschlandradio Probleme für seinen Sendebetrieb durch die Sprengung. Der Streit sorgte vor drei Jahren für einige Schlagzeilen (wir berichteten). Jetzt teilte ein Radio-Sprecher mit, man tausche sich aus, Sendebetrieb und Sicherheit der Mitarbeiter hätten höchste Priorität.

Ein anderes Signal

Doch am Mittwoch wollen Bauwens und Wohnkompanie ein anderes Signal senden: Die drei Türme sind Geschichte, vorbei. Dazu zählten der Aufzugturm (140 Meter), der Büroturm (120 Meter) und der Studioturm (90 Meter). Bis 2003 sendete die Deutsche Welle aus Raderberg, dann zog sie nach Bonn. Nun hat Köln drei Türme weniger im Stadtbild, Bauwens-Geschäftsführer Alexander Jacobi, sagt: „Wir haben die Silhouette der Stadt verändert.“

Die wichtigsten Daten und Fakten

Was wird gebaut?

Das neue Wohnviertel „Die Welle“ mit rund 700 Wohnungen, davon zehn Prozent öffentlich gefördert. Die Wohnungen machen 87,5 Prozent aus, die anderen 12,5 Prozent sind Gewerbe und eine Kita. Die Fläche ist so groß wie acht Fußballfelder.

Wer baut das Wohngebiet?

Ein Zusammenschluss aus Bauwens und der Wohnkompanie.

Wie ist der Zeitplan und was kostet es?

2013 wurde das Areal gekauft, frühestens 2027 ist es fertig. 500 Millionen Euro kostet das. (mhe)

Ab jetzt entsteht auf der Fläche ein neues Wohngebiet mit rund 700 Wohnungen namens „Die Welle“, fünf bis sieben Geschosse hoch. In der Vergangenheit war immer die Rede von 350 Millionen Euro Kosten, am Mittwoch nennt Jacobi rund 500 Millionen Euro als Summe für den Umbau des früheren Sendeareals zum Wohnviertel – und das hängt auch mit der Sprengung zusammen. Aus zweieinhalb sind fünf Jahre für den Rückbau geworden, aus geplanten zehn Millionen Euro rund 30 Millionen Euro. Doch statt einer möglichen Weltrekord-Sprengung ist es laut Investor das größte europäische Asbestsanierungs- und Rückbauprojekt.

Tatsächlich ist es mühsam, Asbest zu entfernen, Etage für Etage gingen die Arbeiter vor, es galt höchste Vorsicht, damit der Asbest nicht an die frische Luft gelangt und sich dort verteilt. Laut Umweltbundesamt ist Asbest „ein eindeutig krebserregender Stoff“. Vor Beginn des Abbruchs sorgten sich Anwohner, ob sie „ihre Kinder noch in den Kindergarten bringen konnten“, sagt Sprecher Holger Römer. Über die Jahre entfernte eine Spezialfirma 50 000 Kubikmeter Asbest, laut Investor sind das 16 olympische Schwimmbecken (50x25x2,5 Meter).

„Saubere“ Reste

Doch das ist passé, bis zum Sommer verfüllen die Bauarbeiter die Baugrube mit den „sauberen“ Resten der drei Hochhäuser. Demnächst sollen Baugenehmigungen und die nötigen politischen Beschlüsse folgen, danach ziehen die Firmen in drei Abschnitten die neuen Gebäude hoch. Wenn alles glatt geht, soll „Die Welle“ 2027 fertig sein – zwölf Jahre nach Beginn der Bauarbeiten. Doch schon vorher ziehen die ersten Bewohner ein, das erfolgt nach und nach.

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Von den 700 Wohnungen sind rund 70 öffentlich gefördert, also mit gedeckelter Miete. Mittlerweile verpflichtet die Stadt Investoren bei Großbauvorhaben mit neuem Bebauungsplan zu 30 Prozent und nicht nur zehn Prozent. Doch das Kooperative Baulandmodell galt damals noch nicht, und in der ersten Version konnten Investoren sich davon befreien, wenn beispielsweise die Bodenwertsteigerung aufgrund einer teuren Sanierung unter einer bestimmte Grenze blieb. Deshalb sind die zehn Prozent freiwillig.